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"Streetfood & Sambal"-Siegerin Barbara Steinbauer-Groetsch und Claudia Zaltenbach in der Showküche der Buchmesse. |
18|10|2015 Buchmesse in Frankfurt - das heißt schöne Frauen, schnelle Autos und Alkohol, der in Strömen fließt. Nein? Stimmt nicht? Ok, also das mit den schnellen Autos vielleicht nicht, aber der Rest schon. In den aus meterhohen Bücherwänden gebildeten Gängen, durch die mit nonchalanter Gelassenheit schwergewichtige Verlagsdogen, eloquente Literaturpäpste, tiefsinnige Poeten und hier und da bunte Self Publishing-Hipster schweben, wird es einem auf gefüsterter Nachfrage in schummrigen Ecken und hinter vorgehaltener Hand bestätigt: Buchmesse, hach, Gott bewahre, da geht's doch nicht ums nackte Geschäft - das wird später gemacht. Nein, nein, es geht ums sehen und gesehen werden, um die gegenseitige Nabelschau bei einem gepflegten Gläschen Sekt oder Wein, der an allen Messetagen und bei den wilden Verlagspartys in der Nacht in Hektolitermengen strömt. Ja, die Kunde macht die Runde, dass so mancher Winzer seinen Weinkeller für immer schließen müsste, gäbe es die Buchmesse nicht.
Dinner um Acht? Nein, Martini um 17.45 Uhr
Nun denn, das mit dem Alkohol wäre also schon mal bestätigt. Und auch das mit den Frauen lässt sich mit flinker Hand belegen. Beispiel: Ich schlenderte am Freitag ab dem Mittag über die Buchmesse - speziell durch die Präsentationspaläste der Kochbuchverlage und durch die Gourmet Gallery in Halle 3.1 - und wem aus der Foodblogger-Szene wurde da wohl die Showküche als große Bühne überlassen? Genau, zwei Frauen natürlich, und zwar den Foodblogger-Gigantinnen Aurélie Bastian aus Halle, Autorin des Blogs
Französisch kochen sowie mehrerer Back- und Kochbücher, und Claudia Zaltenbach aus München, Herrin des Blogs
Dinner um Acht, deren Rezepte und Geschichten aus der Kochwelt zu den „Must reads“ der Bloggosphäre gehören. Ich habe beide Shows besucht, und ich muss sagen: In Sachen Charme, Sexappeal und Kochtalent liegen Aurélie und Claudia auf gleicher Augenhöhe - aber Claudia ist meine Favoritin. Die ist nämlich total trinkfest und genehmigte sich zusammen mit den Zuschauern sogar noch während der Kochshow einen Martini (gerührt, nicht geschüttelt) - das gibt von mir dicke Bonuspunkte!
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Drink this! Claudia (l.) und Aurélie. |
Während die in Frankreich geborene und der Liebe wegen nach Deutschland gezogene Aurélie in der Showküche aufschlug, um ein paar Kniffe der französischen Küche vorzuführen und zudem ihr Buch
Französisch kochen mit Aurélie: Meine Lieblingsrezepte vorzustellen, richtete Foodbloggerin Claudia zusammen mit der Gourmet Gallery nunmehr im dritten Jahr in Folge den Foodblogger-Rezeptwettbewerb zur Buchmesse aus, und der führte dieses Mal halb um den Globus: Inspiriert von Indonesien, dem Gastland der Buchmesse 2015, lautete das Thema des Events „Streetfood & Sambal“. Die Aufgabe: Foodblogger sollten ein auf der Küche Indonesiens basierendes Streetfood-Gericht entwickeln. Mit einem meiner zwei Rezeptbeiträge (Indonesian Drumsticks und Indonesian Drums) landete ich beim Wettbewerb unter den Top-Elf, den Vogel ab schoss aber Barbara Steinbauer-Groetsch vom Blog
Ein Topf Heimat, die mit ihrem Rezept für
Nasi „Lesefutter“ auf dem ersten Platz landete. Der Lohn dafür: Die gebürtige Fränkin, die aktuell in den Niederlanden lebt, erhielt als Preis nicht nur eine Reise nach Indonesien, sondern durfte auf der Buchmesse zusammen mit Claudia ihr Siegergericht auch in der Showküche kochen.
Some like it hot: Scharf kochende Frauen in der Gourmet Gallery
Und das ging ebenso reibungslos wie fix vonstatten, ja, sogar schneller als es die Wettbewerbsvorschrift erlaubte. Denn statt in 60 Minuten, die als maximale Kochshowzeit vorgegeben waren, stand das Nasi „Lesefutter“ bereits nach rund 45 Minuten dampfend und hervorragend exotisch duftend in den Servierschiffchen vor dem probierhungrigen Publikum. Geschuldet war dies zum einem den fleißigen Helfern der
Eintagsküche im Hintergrund der Showbühne, aber auch dem versierten und (trotz des Martini-Konsums) zielsichern Vorgehens von Claudia und Barbara am Herd. Foodbloggerin Barbara ist, wie sie während der Kochshow erzählte, ein großer Anhänger der Weltküche und versammelt in ihrem Blog neben Gerichten aus der Heimat und Europa auch Rezepte aus den USA, dem Orient und Asien. Dass in ihre Fusion-Küche immer wieder auch indonesisch inspirierte Gerichte auftauchen, kommt nicht von ungefähr: Sie bereiste Indonesien bereits und eine "große Zuneigung zu der fantastischen Vielfalt der Küche Indonesiens hege ich schon seit Jahren“, verriet sie. Was ihr besonders gefällt: „Die indonesische Küche ist ein Gefühl. So hat es mir einmal einer der anerkanntesten Vertreter der kulinarischen Kultur des Inselstaates erzählt. Was er damit meinte, ist, dass es in der indonesischen Küche nicht so sehr auf technische Fertigkeiten und die Küchentechnik ankommt, sondern auf die Erfahrung und das auch gefühlsmäßige Wissen im Umgang mit Zutaten, Gewürzen, Kräutern und dem Zusammenspiel ihrer Aromen".
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Konzentriert (plaudernd) in der Showküche: Barbara (l.) und Claudia. |
Kochshow auf der Frankfurter Buchmesse
Dass die Foodbloggerin dieses Gefühl hat, bewies sie bei der Kochshow. Unterstützt von Claudia bereitete sie ihr Nasi „Lesefutter“ (Reis, Sambal Kemiri, sautiertes Portulak - bei der Kochshow ersetzt durch Spinat - und gebratene Lachsforelle in einer Kokos-Ingwer Sauce) zu und hantierte dabei quasi mit geschlossenen Augen mit exoterischen Gewürzen und Zutaten wie Kencur (Gewürzlilien-Wurzel), indonesischem Lorbeer Daun Salam, Galgant, Trassi (fermentierte Garnelen), Lichtnüssen (Kemiri-Nüssen), Sambal mit etlichen Chilischoten und Ketjap manis. Das Ergebnis der Kochkünste konnte sich dann sehen und schmecken lassen. Das "Lesefutter" brachte durch den Einsatz von Chili und Ingwer einen ordentlichen "Schärfewums" mit, aber auch das vielfältige exotische Aromenspiel, das noch lange nach dem Ende der Show am Gaumen nachklang, kam sehr schön zur Geltung. Eine Kreation, die Lust darauf macht, noch weiter in die Gewürz- und Aromaküche Indonesiens einzutauchen. Oder- um es mit dem Buchmesse-Motto und Appell des Gastlandes Indonesiens zu sagen: „SPICE IT UP!“
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"Spice it up! Gleich geht's los, Claudia wird für die Kochshow verkabelt. |
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Schnell noch ein paar Abstimmungsgespäche und eine kurze Einweisung für Barbara in die Induktionsherdtechnik - dann geht's los. |
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Doch zuvor gibt es noch einen Preis: Barbara erhält zunächst den Gutschein für ihre Reise nach Bali - dann legt sie am Herd los und schwingt den Kochlöffel. |
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Barbara rührt, Claudia assistiert. Rechts die Reiskegel für das Nasi "Lesefutter". |
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Kochshow-Halbzeit: Das Damenduo am Herd schwitzt und sieht schon indonesische Geister. Zeit, für ein kühles Getränk zu sorgen. Claudia ordert den Barkeeper. |
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So gefällt Claudia die Arbeitsteilung: Links werden Martinis angerührt, rechts zupft die Foodbloggerin im Spinat. |
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Endspurt: Barbara schmeckt noch einmal die Lachsforelle in Kokos-Ingwer Sauce ab, dann ist alles servierbereit. |
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Es ist angerichtet: Das Nasi "Lesefutter" in seiner ganzen optischen und aromatischen Pracht. |
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Chapeau! Eine gelungene Kochschow ist zu Ende. Darauf ausnahmsweise noch einen Martini - gerührt, nicht geschüttelt. |
Die Überblicksliste zum Rezeptwettbewerb "Streetfood & Sambal" mit Links zu den allen eingereichten Rezepten ist
hier zu finden. Die Vorstellung der besten elf Rezepte des Wettbewerbs inklusive Links findest Du
hier.
Barbara hat in ihrem Blog die Sonderseite
Indonesien kulinarisch eingerichtet. Dort sind Interviews mit indonesischen Chefköchen, Kochbuchautoren und
Kulturtreibenden versammelt. Außerdem gibt es Restaurant-Tipps
sowie Rezepte und ein Glossar der wichtigsten Zutaten er indonesischen Küche. Schaue dort doch einmal vorbei!
Bester Kai, was für ein grandios illustrierter und witzig geschriebener Beitrag. Den teile ich natürlich sofort! Vielen Dank für deine Reportage! Kann ich nur unterschreiben!
AntwortenLöschenLiebe Barbara,
Löschenvielen Dank und keine Ursache! Solange es bei der Buchmesse-Kochshow von Claudia ordentlich etwas zu Probieren (und zu Trinken) gibt, schreibe ich selbstredend gerne darüber. ;-)
Viele Grüße!
Herzlichen Dank, Kai, jetzt weiß ich, was mich ziemlich genau in unserer gemeinsamen Kochshow mit Barbara am kommenden Samstag auf der Consumenta erwartet. Fisch bestellen sollte ich nicht vergessen ... http://die-moebelmacher.de/consumenta
AntwortenLöschenUnbedingt, der Fisch ist für das Gericht von Barbara von profunder Bedeutung. Ach ja, und noch ein Tipp am Rande: Eine Flasche Champagner für danach (oder auch zwischendurch zur Kochshowhalbzeit) kaltstellen, zu einem Glas davon sagt Barbara nicht nein. :-)
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