Fruchtig, scharf, bitter: das perfekte Olivenöl
Nicht am Label Extra Nativ, sondern am Geschmack und Geruch ist die Güte eines Olivenöls zu erkennen. Drei positive Eigenschaften sind dabei bei der sensorischen Prüfung entscheidend: "Fruchtigkeit", "Bitternis" und "Schärfe". Positives Zeichen für ein gutes Olivenöl sind alle frischen, fruchtigen, grünen und floralen Geschmäcker, ein schlechtes Zeichen hingegen modrige, fleischige und metallische Aromen. Kommt Dir ein Olivenöl muffig, ranzig, schmierölartig oder stichig vor, dann ist es reif für den Ausguss. Darf ein gutes Olivenöl nicht mild sein? Doch, darf es, wenn die Fruchtigkeit stimmt und diese durch eine feine pfeffrige Schärfe und dezente Bitternis begleitet wird.Ein ganz schlechtes Zeichen ist es hingegen, wenn ein Olivenöl nach fast nichts schmeckt. In so einem Fall sollten die Alarmglocken schrillen, denn dann liegt der Verdacht nahe, dass ein minderwertiges, fehltonbehaftetes und im Prinzip ungenießbares Öl durch die Labore der Olivenöl-Industrie gejagt wurden. Mittels so genannter Desodorisierer werden den Ölen minderer Qualität Fehlaromen künstlich entzogen, um sie dann doch noch auf den Markt bringen zu können - unter anderem auch im Verschnitt mit besseren Ölen unter dem Label Nativ Extra.
Ausgehend von den drei positiven Eigenschaften Fruchtigkeit, Schärfe und Bitterkeit lassen sich gute Olivenöle in drei Kategorie einteilen: leicht, mittel und intensiv. Welches Olivenöl das Richtige ist, entscheidet der Einsatz in der Küche. So werden aromatisch fragilere Speisen in der Regel besser von einem milderen Öl begleitet. Perfekt eignen sich mildere Olivenöle auch zum Backen. Backen mit Ölivenöl? Wohlmöglich Kuchen? Genau! Ein mit Olivenöl gebackener Kuchen ist ein besonderer und zumeist auch besonders saftiger Genuss - allerdings auch einer, der eine besondere Auswahl bedarf, denn gute milde Olivenöle sind gar nicht so leicht zu finden. Umso mehr freute ich mich über eine "Jagdbeute" meines vergangenen Sommerurlaubs. Im südwestlichen Zipfel Frankreichs im Département Pyrénées-Atlantiques stieß ich auf das Huile D'Olive Vierge Extra Selection der Huilerie Cauvin, ein sehr mildes und zugleich aromatisch einwandfreies Öl, in dem sich Aromen von unreifer Banane, milden Kräutern, grünem Tee und ungerösteter Pinienkerne mit einer leichten Bitterkeit und dezenter Pfeffrigkeit vereinen.
Sofort nach dem ersten Probieren des Öles machte es "Pling" in meinem kulinarischen Gedächtnis und es poppte ein Bild auf: Olivenölkuchen mit Himbeeren. Erstmals gegessen habe ich diesen Kuchen vor rund einem Jahrzehnt, und seitdem ist er für mich immer die erste Wahl, wenn ich auf ein gutes mildes Olivenöl stoße. Das Rezept stammt von Koch Norbert Niederkofler aus Südtirol und wurde im Feinschmecker Bookazine "Alles über Olivenöl" veröffentlicht. Der Kuchen wird durch die Zugabe von Olivenöl und Sauerrahm extrem saftig und hat durch die Himbeeren zudem eine tolle fruchtige Note - ein perfekter Genuss für heiße Sommertage und für mich das Musterbeispiel für einen Kuchen mit Olivenöl!
Rezept für Olivenöl-Sauerrahm-Kuchen mit Himbeeren
Zutaten | 1 Kastenform (26 x 11 x 7,5 cm)
- 3 Eigelb
- 80 ml mildes Olivenöl
- 6 EL Schmand
- Saft und Zesten 1 Orange
- Zesten 1 Zitrone
- 220 g feiner Puderzucker
- 1 Prise Salz
- 3 Eiweiß
- 200 g Mehl (Typ 405)
- 1 TL Backpulver
- 150 g Himbeeren
- 1 EL weiche Butter
- 2 EL gehobelte Mandeln
- Puderzucker
- 200 g Crème fraîche
- Den Backofen auf 180 Grad (Ober- / Unterhitze) vorheizen. Verrühre die 3 Eigelb mit dem Olivenöl, dem Schmand, dem Saft und den Zesten der Orange und den Zesten der Zitrone. Mische dann 150 Gramm vom Puderzucker und die Prise Salz unter und rühre alles glatt. Schlage nun die 3 Eiweiß zusammen mit dem restlichen Puderzucker (70 g) zu einem klebrigen Schnee auf. Anschließend mische das Mehl mit dem Backpulver.
- Nun abwechselnd das Mehl-Backpulver-Gemisch und den Eischnee in die Olivenöl-Schmand-Masse rühren und die Himbeeren unterheben. Die Backform buttern und mit den gehobelten Mandeln ausstreuen. Den Teig in die Backform geben und rund 75 Minuten garen. Teste mit einem Holzspieß den Gargrad. (Stäbchentest: Steche den Holzspieß in die dickste Stelle des Teiges. Wenn beim Herausziehen am Holz noch Teigreste kleben, muss der Kuchen noch im Ofen bleiben. Ist das Stäbchen sauber, ist der Kuchen fertig.)
- Den fertigen Kuchen rund 20 Minuten in der Form abkühlen lassen. Dann stürzen und dicht mit Puderzucker bestreuen. Jede Scheibe vom Kuchen zusammen mit einem Klecks Crème fraîche servieren.
OLIANDI | Das Olivenölfest | 7. & 8. Mai
Olivenölprobe im großen Verkostungszelt beim Oliandi Olivenölfest. |