Wow-Weine aus dem Schlossgut Diel


Diel - das Schlossgut in Burg Layen an der Nahe


07|05|2014   Wo die Stärken des neuen Weinjahrgangs 2013 liegen? Ich muss gestehen, nach der Probe von ersten 2013er Weinen (zumeist noch Fassproben) im Schlossgut Diel in Burg Layen am vergangenen 1. Mai bleibt mir auf diese Frage fast nur eine Antwort übrig: Beim Riesling im restsüßen Bereich. Vier Weine aus dieser Kategorie hatte Winzerfamilie Diel zum Probieren bereitgestellt, und alle vier zauberten ein „Wow!“ auf meine Lippen.


Weinjahrgang 2013 - ein Jahr mit Untiefen

Das Rebjahr 2013, er war auch im Weinland Nahe alles andere als einfach für die Winzer: Feucht und unbeständig war die Witterung vor und in den Lesewochen. Zunächst bremsten vergleichsweise kühle Spätsommerwochen die Reifeentwicklung und den Säureabbau aus, und dann brachten in den unbeständigen Oktoberwochen weitere Niederschläge und höhere Temperaturen die Edelfäule an den Trauben so richtig zum Marschieren. Von einem „Goldenen (Lese)Herbst“ war 2013 so gut wie nichts zu spüren. Wiederkehrende Niederschläge und eine hohe Grundfeuchte in den Anlagen machten in Kombination mit warmen Temperaturen besonders den dünnhäutigen Rieslingtrauben zu schaffen. Wer im letzten Oktoberdrittel in den Weinbergen spazieren ging, dem bot sich nicht selten ein betrübliches Bild. Auf dem Hinweg hingen die Trauben noch dem Augenschein nach fest am Stock, auf dem Rückweg aber lag die Hälfte von ihnen auf dem Boden - die Fäulnis hatte das Stielgerüst mürbe gemacht, Schwerkraft und Wind erledigten den Rest.


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Mächtig in den Keller drückte diese Entwicklung auch die Erträge. Korrespondierend zum Maß, in denen beim Riesling der Botrytisbefall und die Zahl der Bodentrauben stiegen, sank bei den Winzern die Stimmung. Bereits 2012 war die Ernte unterdurchschnittlich ausgefallen, 2013 kam’s noch schlimmer: Zwischen 30 bis zum Teil 50 Prozent niedriger als in einem durchschnittlichen Jahr fiel der Ertrag beim Riesling aus. Silvaner und Burgunder-Anlagen verkrafteten die Wetterkapriolen zwar wegen ihrer härteren Beerenschalen besser, doch auch diese blieben oft hinter den Ertragserwartungen zurück, weil sie aufgrund einer verzettelten Blüte bereits seit Beginn der Traubenentwicklung weniger Beeren trugen.

Christoph Friedrich, Kellermeister im Schlossgut Diel
Kellermeister Christoph Friedrich (l.) schenkt aus.


Linkerhand blankes Elend, rechterhand helle Freude

Muss der Jahrgang 2013 also komplett in Sack und Asche gehen? Mitnichten! In guten Jahren ist es einfach, guten Wein zu machen, in schlechten schwer - aber unmöglich keineswegs. Die Weine aus 2013 werden deutlich die Spreu vom Weizen trennen und glasklar aufzeigen, welche Winzer während des Vegetationsjahres ihre Reben auf Widerstandskraft und Qualität „getrimmt“ haben und welche nicht. Die Spreizung zwischen faul und gesund, sie war 2013 so enorm wie selten. Um auf das Bild des Oktoberspazierganges durch die Weinberge zurückzukommen: Während ein Wingert linkerhand aufgrund der Fäulnis für den Wanderer ein Bild des Jammers abgab, konnte ein Wingert rechterhand nahezu strahlend vor Gesundheit und zartgelben Trauben da stehen. Warum? Weil im schwierigen Jahr 2013 die intensive und durchdachte Arbeit des Winzers im Weinberg weitaus ausschlaggebender war als in einem Jahr, in dem günstiges „Wind und Wetter“ die Trauben von der Blüte bis zur Vollreife und Lese quasi durchwinken. Will heißen: Wer als Winzer 2013 seine Weinberge durch eine zielgerichtete Laubwand- und Traubenpflege sowie durch angepasste Bodenpflege- und Pflanzenschutzmaßnahmen auf widrige Bedingungen eingestellt hatte, der kann nun aufgrund der niedrigen Erträge vielleicht nicht lachen, aber aufgrund der insgesamt doch hohen bis sehr hohen Qualität der Weine zumindest zufrieden lächeln.


Restsüße Riesling-Verführerinnen aus dem Weingut Diel

Lächeln musste ich auch nach dem Genuss der restsüßen Jungweine aus dem zur Winzervereinigung VDP gehörenden Schlossgut Diel, die in perfekter Weise die Qualitäten des Jahrgangs zum klingen bringen. Die etwas höhere Säure, die der Jahrgang mit sich bringt, steht den restsüßen Rieslingen wirklich hervorragend. Hinzu gesellen sich ein ausgesprochen feingliedriges, aber facettenreiches Aromenspiel und eine feine mineralische Salzigkeit, die in kompakten und griffigen Körpern verwoben sind. Bereits der Schlossgut Riesling Kabinett ist ein überzeugender Vertreter dieser Art, sehr saftig, frisch und verführerisch durch sein deutliches Aromenspiel, in das Anklänge von Pfirsich, kleinen Bitterorangen und Maracuja verwoben sind. Der Goldloch Riesling trumpft als Kabinett groß auf: Konzentriert und klar gleitet er über die Zunge, eine Hefenote überlagert momentan noch seine Fruchtaromen, doch unter dieser ist bereits das Pulsieren von Pfirsich, Aprikose und Mirabelle zu spüren.

Das neue Kelterhaus des Schlossgutes Diel in Burg Layen an der Nahe
Das neue Kelterhaus des Schlossgutes Diel.

Zwei ausgesprochen klassische Riesling-Schönheiten sind die beiden Spätlesen, die eine fast schwebende, aber doch zupackende Eleganz eint. Augenfällig ist, wie deutlich beide Weine die Unterschiede ihrer Herkunftslage zum Ausdruck bringen. Die Spätlese aus dem Goldloch (prägendes Terroir: Kieselstein) ist sozusagen der weibliche, zugänglichere Part in diesem Duo, bündelt die Eigenschaften der "kleinen Schwester" Goldloch Kabinett noch intensiver und erweitert die Harmonie der Gelbfrucht-Aromen unter anderem um Noten von Ananas und Bergamotte. Ihr zur Seite steht als männlicher Part die Pittermännchen Riesling Spätlese (prägendes Terroir: Schiefer): In dem straffen, klar umrissenen Körper paaren sich ein ganzer Korb an Zitrusfrüchten - unterlegt mit feinwürzigen Aromen -  mit einer distanzierten Kühle und verführerischen Fruchtsüße.
 

Neue Lese, neues Kind und Kelterhaus

„Wer 2013 seine Arbeiten im Weinberg bereits im Sommer sorgfältig erledigt hat und im Herbst beständig in seinen Weinberge unterwegs war, um den perfekten Lesezeitpunkt zu erwischen, der ist mit den schwierigen Bedingungen im Herbst gut zurecht gekommen und darf mit den Ergebnissen zufrieden sein“, fasst Caroline Diel ihre vielfältigen Eindrücke der Weinlese 2013 zusammen. Mit dem erzielten Durchschnittsertrag von 40 Hektoliter pro Hektar (rund ein Drittel weniger als üblich) ist die Winzerin zwar auch nicht ganz zufrieden, mit der Güte und dem Potential des Jahrgangs allerdings: „Die Weine weisen eine perfekte Balance zwischen Reife und Säure aus. Sie sind ein wenig alkoholärmer als 2012, aber sehr dicht im Extrakt und durch ihre Säurestruktur sehr trinkanimierend“, so die Winzerin, für welche die zweite Hälfte des Jahres 2013 nicht nur wegen des schwierigen Lese aufregend war. Ende Juli brachte sie auch ihr drittes Kind zur Welt, und auch das neue „Kind“ des Schlossgutes steckte damals in den Wehen: kurz nach dem Beginn der Lese wurde das neue Kelterhaus des Gutes sozusagen im laufenden Betrieb fertig gestellt.

Die neue Kelterhalle des Sxchlossgutes Diel noch der Eroeffnungsfeier
Kehraus: Die neue Kelterhalle noch der Eröffnungsfeier.

In dem 250 Quadratmeter großen modernen Neubau können in Ergänzung zum alten Holzfasskeller des Schlosses in 40 Edelstahltanks rund 80 000 Liter Wein vergören und gelagert werden. Laut Armin Diel, der das Schlossgut Diel zusammen mit seiner Tochter Caroline führt, ist die neue Kelterhalle „das größte Investment in der über 210-jährigen Geschichte des Weingutes“ und zugleich ein „wahnsinniger Fortschritt“ für den täglichen Ablauf der Weingutsarbeit.

Randnotiz

Ergänzend zur Jungweinprobe wurde am 1. Mai 2014 auch das neue Kelterhaus des Schlossgutes mit rund 100 Gästen offiziell eingeweiht. Einige Bilder davon sind hier in diesem Beitrag zu sehen, weitere Fotos sind auf den „Moderne Topfologie“-Seiten bei Facebook und Google+ zu finden.

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