Eiswettwein aus dem rotglühenden Höllenpfad


Riesling vom Roten Sandstein Roxheimer Höllenpfad aus dem Weingut Gälweiler in St. Katharinen an der Nahe.


17|01|2015  Einen besonderen Erfolg im hohen Norden von Deutschland erzielte aktuell das Naheweingut Albert Gälweiler aus Sankt Katharinen: Aus den Fässern von Andreas und Dr. Leo Gälweiler stammt der offizielle Eiswettwein, der heute am 17. Januar beim Eiswettfest in Bremen serviert wird. Zuvor hatte das Eiswette-Präsidium den 2013er Riesling vom roten Sandstein trocken des Weingutes Gälweiler bei einer Blindprobe zum besten Wein gekürt und für das traditionsreiche Eiswettfest 2015 ausgewählt.


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Riesling aus dem Weingut Gällweiler zu Kohl und Pinkel

Wenn 800 Herren im Frack und Smoking sowie mit gestärktem Hemd und Fliege hinter geschlossenen Türen und zu launigen Reden Kohl mit Pinkel essen, dann ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf einer besonderen Veranstaltung der Saalfastnacht, sondern beim Eiswettfest in Bremen. Die Hanseaten lieben ihre Traditionen, und zu denen gehört auch die Eiswette: Seit 1829 wetten (fast) jedes Jahr Bremer Kaufleute, ob die Weser am 6. Januar um 12 Uhr „geiht“ oder „steiht“ (geht oder steht), also zugefroren ist oder nicht. Wetteinsatz ist ein gemeinschaftliches Kohl und Pinkel-Essen. Verspeist wird das Nationalgericht der Bremer dann am dritten Samstag im Januar beim Eiswettfest, bei dem die Kaufleute mit hochkarätigen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur zusammenkommen, um gemeinsam und allein unter Männern (die Damen sind erst am späten Abend zum Ball zugelassen) im Frack und Smoking zu feiern, zu essen, zu trinken, zu lachen und gesellschaftliche Kontakte zu pflegen und knüpfen. Zudem dient das Fest einem guten Zweck, denn es werden Spendengelder für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gesammelt.


Roxheimer Höllenpfad: Verblasster Ruhm wird neu aufpoliert

Ein Gesetz der Eiswette ist, dass bei dem gut sechsstündigen Essen nur ein deutscher Riesling und ein Rotwein aus dem Bordeaux serviert werden dürfen, und hier kommt das Naheweingut Gälweiler ins Spiel: Den bei der Probe von Weinen, die Bremer Weinhändler zur Blindverkostung eingereicht hatten, wählte das Eiswette-Präsidium den 2013er Riesling vom roten Sandstein trocken des Weingutes Albert Gälweiler aus Sankt Katharinen als besten Riesling für das Eiswett-Fest aus. „Das freut uns für unser Weingut, aber besonders für das Weinbaugebiet Nahe insgesamt, denn es belegt die Klasse und Wettbewerbsfähigkeit der Nahe-Rieslinge“, kommentierte Dr. Leo Gälweiler den Erfolg. Zugleich freute er sich zusammen mit einem Bruder Andreas darüber, dass mit dem Wettbewerbserfolg das große Potential der Lage Roxheimer Höllenpfad herausgestellt wird. 

Dr. Leo Gälweiler und sein Bruder Andreas präsentieren den offizielle Eiswett-Wein, der in der Lage Roxheimer Höllenpfad auf rotem Sandsteinverwitterungsboden gewachsen ist.
Dr. Leo Gälweiler (l.) und sein Bruder Andreas mit dem Eiswettwein 2015, der in der Lage Roxheimer Höllenpfad auf rotem Sandsteinverwitterungsboden gewachsen ist.

Die Lage befindet sich am westlichen Ortsausgang der kleinen Weinbaugemeinde Roxheim, die nur drei Kilometer von Sankt Katharinen entfernt ist. Der südlich orientierte steile Weinberg mit seinem roten Sandsteinverwitterungsboden, der in der Abendsonne "rot glüht wie die Hölle" (daher stammt wohl der Name), war zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltberühmt. Auch Reichspräsident Hindenburg, der des Öfteren die Kur- und Badestadt Bad Kreuznach besuchte, trank dort einst einen Riesling vom Höllenpfad und zeigte sich vom Wein höchst angetan. Doch der Ruhm der Spitzenlage verblasste: Die Lage wurde jahrzehntelang etwas stiefmütterlich bewirtschaftet, der Höllenpfad geriet in Vergessenheit - aber aus der wird er seit einigen Jahren durch den Einsatz von qualitätsorientierten Winzern wie den Gälweilers oder Helmut und Cornelius Dönnhoff aus Oberhausen wieder hervorgeholt.


Verspielte Naherieslinge aus dem Pfad zur Hölle

„Der Höllenpfad bringt uns schlanke, pikante und finessenreiche Rieslinge, die sich durch ihre feine Mineralität und Frische auszeichnen. Dazu gesellt sich ein feines Aromenspiel, das von Apfel- und Zitrusnoten über Quitte und Aprikose bis hin zu zarten Ananas-Aromen bei steigender Traubenreife reicht “, so Dr. Leo Gälweiler. Der rote Sandstein des Roxheimer Höllenpfades, der an die Böden im Roten Hang bei Nierstein erinnern, stammt aus dem Erdzeitalter Oberrotliegend (ca. vor 270 bis 280 Millionen Jahren). Wüstensand, der nach starken Regenfällen ins unteren Nahetal geschwemmt wurde, türmte sich dort mit der zeit zu mächtige Dünen auf, die nach und nach verfestigten. Heute ist der kalkhaltige rote Verwitterungsboden prägend für viele der Weinberge im Weinland Nahe nord- und nordwestlich von Bad Kreuznach, so auch in den Weinbaugemeinden Roxheim, St. Katharinen, Sommerloch, Rüdesheim und Weinsheim. Die Weine vom Rotliegenden sind elegant und verspielt, die Rieslinge duften primär nach gelbem Apfel, Quitte und Zitrus und verfügen über eine präsente Fruchtsäure. „Die Weine aus dem Höllenpfad zeigen sich anfangs oft etwas verschlossen und brauchen ein paar Monate zur Entwicklung“, so Dr. Leo Gälweiler. Dann aber zeigten sie umso schöner ihre verspielte Aromatik und mineralische Tiefe. 

Wer das anhand des trockenen Rieslings vom roten Sandstein aus dem Weingut Gälweiler probieren möchte (Alk. 12 % Vol., Restsüße 8,3 g/l, Säure 7,2 g/l), der hat leider kein Glück, denn der Jahrgang 2013 dieses Weins ist ausverkauft - die komplette Restmenge wurde nach Bremen zum Eiswettfest geliefert. Aber: Der Jahrgang 2014 reift derzeit im Keller des Gutes heran und in einigen Wochen wird der Riesling vom roten Sandstein trocken Roxheimer Höllenpfad 2014 gefüllt. Wer sich bis dahin nicht gedulden möchte, dem sei als Alternative zum Probieren die 2012er Riesling Spätlese trocken Roxheimer Höllenpfad (Alk. 12,5 % Vol., Restsüße 8,8 g/l, Säure 7,0 g/l) empfohlen.

Andreas und Dr. Leo Gälweiler im Barriquekeller ihres Weingutes in St. Katharinen an der Nahe.
Im Barriquekeller ihres Weingutes (v. l.): Andreas und Dr. Leo Gälweiler.

Randnotiz

Kohl und Pinkel ist das Nationalgericht der Bremer und - mit wenigen Ausnahmen - seit 1829 auch das Gericht der Eiswette. Bei dem Kohl handelt es sich um Grünkohl, der in Bremen aber Brauner Kohl genannt wird. Pinkel ist stark gepfeffertes und in Därme gefülltes Gemisch aus Speck, Grütze von Hafer oder Gerste, Rindertalg, Schweineschmalz, Zwiebeln, Salz und anderen Gewürzen. Die Pinkelwürste werden geräuchert und getrocknet und bei der Zubereitung zusammen mit dem Kohl in einem Topf gegart. Zu den weiteren deftigen Speisen, die beim Eiswettfest serviert werden, gehören unter anderem Kartoffeln, Kochwurst, Kassler und ein Stück Bauchspeck sowie weitere Bremer Speisen wie Hochzeitssuppe, ein Fischteller und Rote Grütze mit Vanillesoße.

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