28|06|2015 Mohnkuchen, Mohnstrudel, mit Mohn bestreute Germknödel und das beliebete Mohnbrötchen: Als Lebensmittel werden die angenehm nussig duftenden Samen des Schlafmohns vor allem für Süßspeisen und Backwaren eingesetzt. Dass sich die ölhaltige Mohnsaat auch anderweitig verwenden lässt - zum Beispiel als Bestandteil einer herzhaften Vorspeise - möchte ich heute mit meinen "Mo(h)n Amour Ziegenkäsetalern" beweisen. In Kombination mit einem frischen Wildkräutersalat und einem dezent gesüßten Blaubeermus sind die "Mo(h)n Amour Ziegenkäsetaler" zugleich mein Beitrag zum aktuellen Aktionstag "Hargesheim entdecken! Tag der offenen Türen und Gärten", der am heutigen Sonntag, 28. Juni, in meiner Heimatgemeinde Hargesheim gefeiert wird.
Hargesheim entdecken - Heimatgenüsse entdecken!
Am Entdeckertag 2015, der unter der Schirmherrschaft der Ortsgemeinde steht, sind Einheimische wie Auswärtige zu einem abwechslungs- und genussreichen Rundgang durch den Ort eingeladen. Von 11 bis 18 Uhr öffnen Vereine, Institutionen und Kirchengemeinden, Handwerks- und Gastronomiebetriebe, Dienstleistungsanbieter und private Bürgerinnen und Bürger, die ein interessantes Hobby oder einen "grünen Daumen" haben, die Türen ihrer Häuser und laden dazu ein, einen Blick "hinter die Kulissen" zu werfen. An 20 Stationen können Teilnehmer an diesem Tag Hargesheim auf besondere Weise erleben, so beispielsweise in der Imkerei BienenGarten, im Pianohaus, beim Krippenbauer, der Speckstein-Gartenwerkstatt, im kretischen Steinlabyrinth, der "Hargesheimer Hinterhof-Brauerei" und, und, und. Ein Flyer zum "Hargesheim entdecken!" Aktionstag mit einer Übersicht aller Angebote ist hier zu finden. Ein Vorbericht mit Beschreibungen zu vielen der Stationen des Aktionstages ist zudem auf der Internetseite Bekömmlich Essen meines Blogger-Kollegen Andreas Geldmacher aus Weisheim unter dem Menüpunkt "Aktuelles" zu finden.
Hargesheimer Honig - erzeugt von Very Important Bees (V.I.B's)
Ein Stück Hargesheim entdecken lässt sich an diesem Tag aber nicht nur zu Fuß beim Spaziergang durchs Dorf, sondern auch beim Streifzug per Fingerdruck durchs Internet: Denn da auch mein Internetauftritt Moderne Topfologie in einer kleinen (Ideen)Küche in Hargesheim entsteht, präsentiere ich heute mit den "Mo(h)n Amour Ziegenkäsetalern" mein erstes offizielles "Hargesheim entdecken"-Rezept. Passend zum Entdeckertag, bei dem es ja auch darum geht, die Angebote und Attraktionen der Heimat kennen zu lernen, kommen bei diesem Rezept viele Zutaten aus der Region zum Einsatz, und nicht nur das: Eine Zutat wird sogar direkt in Hargesheim erzeugt - und zwar von zigtausend fleißigen Bienen im naturnah und bienenfreundlich gestalteten Garten der Bio-Imkerei BienenGarten in der Winzenheimer Straße 35.Rund 100 Bienenvölker werden von Heidi Rabold und ihr Mann Thomas Rabold, Agraringenieur und Inhaber der Nebenerwerbsimkerei, betreut, aber nur zwei davon haben ihre Heimstatt direkt im großen, naturnah und bienenfreundlich angelegten Garten der Hargesheimer Familie. Den Honig dieser "ausgewählten" Bienen vertreibt die Bio-Imkerei als spezielle Abfüllung unter dem Namen "V.I.B.ee" (Very Important Bee - Besonders wichtige Biene). Der V.I.B.-Sommerblütenhonig, den es stets nur in einer kleiner limitierten Menge gibt, ist sonnengelb, feincremig und hat einen herrlich frischen und fruchtigen Geschmack mit feinwürzigen Anklängen. Eine Alternative ist beispielsweise der Honig "Bad Kreuznach - einfach süß", für den die Bienen in der Nähe des Schlossparkes auf dem Gelände der Römervilla in Bad Kreuznach stationiert waren. Im Vergleich ist dieser feincremige, bernsteinfarbene Sommerblütenhonig ebenfalls fruchtig, aber ein wenig kräftiger und zudem mit einer sehr dezenten malzig-harziger Note durchsetzt.
Blaumohn vom Hunsrück statt Mohnsaat aus Down Under
Zu kaufen gibt es den Honig aus der ökologischen Imkerei BienenGarten beispielsweise direkt in Hargesheim in der Bäckerei Gmeiner und im Rewe Markt oder in Bad Kreuznach auf dem Wochenmarkt und in Connys Nahe-Lädchen. Aus dem Lädchen von Conny Dhonau, die sich mit Herzblut dem Verkauf von regionalen Produkte von Selbsterzeugern speziell der Regionalmarke SooNahe verschrieben hat, stammt ein anderer Bestandteil des "Hargesheim entdecken"-Rezeptes: der Wildkräutersalat, der geschmacklich so fein ist, das er nur einer ganz leise Unterstützung durch ein dezentes Dressing bedarf. Wer mag und sich mit Kräutern auskennt, den darf die Wildkräuter für den Salat aber selbstredend auch selbst auf den Wiesen von Nahe und Hunsrück sammeln.Wächst im Hunsrück: Schnorbacher Blaumohn. |
Aus dem oben bereits erwähnten RegioMarkt-Nahe, der sich ebenfalls dem Vertrieb von Lebensmitteln und Produkten aus der Region verschrieben hat, stammt eine weitere wichtige Rezeptzutat: der Blaumohn. Zwar stammen die in Deutschland gehandelten blauen Mohnsaaten zumeist aus der Türkei, aus Ungarn, Tschechien und Australien - aber es geht auch regional: Zu dem "Guten von Nahe und Hunsrück", das unter dem Logo der Regionalmarke SooNahe vertrieben wird, gehört nämlich auch der "Schnorbacher Backmohn", der von Nebenerwerbslandwirt Peter Willig auf seinem Hof in Schnorbach im Hunsrück erzeugt wird. Lokal und regional geht es weiter: Bis auf das Ölivenöl, das ich seit Jahren bei zait beziehe, stammen die verwendeten Öle (das Mohn- bzw. Erdnussöl und das Salatöl - eine Mischung aus Sonnenblumen und Rapsöl) aus der kleinen Bad Kreuznach Ölmanufaktur Zöllner (ebenfalls "SooNahe"- und Bioprodukte) und die Kräuter aus meinem heimischen Hargesheimer Garten. Der Traubensaft stammt vom Weingut Jakob Schneider in Niederhausen an der Nahe. Auf dem Wochenmarkt in Bad Kreuznach habe ich die Ziegenfrischkäserollen gekauft, und zwar am Stand des Schlosshof Bauernladens von Landwirtschaftsmeisterin Kristina Krähling aus Waldböckelheim, die unter anderem mit Rohmilchkäse aus den Demeter-Betrieben Hofes Lehnmühle in Dörrebach am Soonwaldrand und von den Hunsrücker Betrieben Schwalbenhof in Berschweiler (bei Baumholder) und Bornwieshof in Hußweiler (Nähe Idar-Oberstein) handelt. Die von mir am Marktstand gekauften Ziegenfrischkäserollen (ja ca. 130 Gramm schwer) kommen vom Bioland Ziegenhof Würnsreuth aus Oberfranken. Der Weißweinessig stammt zwar von Mengazolli aus Italien.
Mo(h)n Amour Ziegenkäsetaler mit Blaubeermus und Wildkäutersalat
Die Zubereitung der Vorspeise geht recht zügig von der Hand und ist einfach, einzig das Schneiden und Ausbacken des relativ weichen Ziegenfrischkäses erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Den Ziegenfrischkäse kaufe ich in Form von kleinen Rollen, die ich in circa 2 Zentimeter dicke Taler portioniere. Perfekt schneiden lässt sich der frische Ziegenkäse mit einem rund 20 Zentimeter Stück Angel- oder Drachenschnur aus Kunststoff, das sanft von oben durch die liegende Rolle gezogen wird, aber auch ein Stück Metzger-Garn leistet dafür relativ gute Dienste.Ziegenkäsetaler "Mo(h)n Amour" mit Blaubeermus und Wildkräutersalat. |
Wenn trotzdem etwas abbröckelt - macht nichts - der Ziegenfrischkäse lässt sich wie Knete wieder in Talerform drücken. Die Käsemenge richte nach der Zahl der Esser aus. Pro Vorspeise sollten auf jeden Teller zwei Taler kommen, dazu eine handvoll Salat und mindestens 1 bis 1,5 Esslöffel Blaubeermus. Die unten angegebenen Mengen sind nur Richtwerte, diese nach eigenem Gusto variiert werden können.
Rezept für Ziegenkäsetaler in der Mohnkruste mit Wildkräutersalat
- 2,5 EL Honig
- 3 Zweige Rosmarin (alternativ 6 Thymianzweige)
Für das Blaubeermus
- 100 g Blaubeeren
- 40 ml weißen Traubensaft (alternativ roten)
- 3 breite Streifen Zitronenschale
- 2 bis 3 TL vom aromatisierten Honig
Für den Wildkräutersalat | für 4 Personen
- 150 g Wildkräutersalat
- 3 EL Olivenöl
- 1 EL Salatöl
- 1 EL Weißweinessig
- 1 TL aromatisierter Honig
- Salz und Pfeffer
- Einige Thymianblüten - alternativ Thymianblätter
Für die Mohn-Ziegenkäsetaler | für 8 Stück - 4 Personen
- Ziegenfrischkäserolle(n) (ca. 260 g)
- 1 Eiweiß
- 1TL Sahne
- etwas Mehl
- ca. 40 g Blaumohn
- etwas Mohnöl (alternativ Erdnussöl) zum Ausbacken der Taler
ZUBEREITUNG | ca. 40 Min.
- Aromatisierter Honig: Die Rosmarinzweige etwas andrücken (z. B. mit einer Teigrolle) und zusammen mit dem Honig in einen kleinen Topf geben. Auf kleinster Flamme 4 bis 5 Minuten erwärmen. Herd ausschalten. Bevor der Honig wieder zähflüssiger wird, die Rosmarinzweige entfernen. Dabei die Zweige zunächst an den Topfinnenrand halten und mit einem Teelöffel den anhaftenden Honig abstreifen.
- Blaubeermus: Die Beeren waschen und - je nach Größe - mit einem Messer halbieren oder dritteln. In einen kleinen Topf schütten und ebenfalls dazugeben: 40 ml Traubensaft, 2 bis 3 gestrichene Teelöffel des Rosmarin-Honigs und die Streifen Zitronenschale. 5 Minuten bei geschlossenem Deckel leicht köcheln lassen, dann in einen schlanken hohen Rührbecher umfüllen und mit einem Pürierstab etwas zerkleinern. Zurück in den Topf geben und bei kleiner Hitze noch einige wenige Minuten weiter bis zu einer musigen Konsistenz eindicken lassen.
- Wildkräutersalat: Etwas Salz und schwarzen Pfeffer mit dem Weißweinessig gut verrühren, dann Oliven- und Salatöl und einen TL aromatisierten Honig zugeben und alles gut mischen. Abschmecken und bei Bedarf etwas nachwürzen. Die Salatsauce erst kurz vor dem Servieren über die Wildkräuter geben und leicht vermengen. Einige Thymianblüten (alternativ Thymianblätter) zerzupfen und über den Salat geben.
- Mohn-Ziegenkäsetaler: Den Ziegenfrischkäse in Taler schneiden und diese zunächst beiseite stellen. Etwas Mehl in eine kleine Schüssel geben, die Mohnsaat in einen kleine Schüssel geben. Das Eiweiß mit der Sahne gut verschlagen und auf einen flachen Frühstücksteller gießen. In einer Antihaft-Pfanne das Mohnöl (alternativ Erdnussöl) mit einem Backpinsel verteilen und die Pfanne auf kleinster Stufe erhitzen. Nun die Taler (Ober- und Unterseite) nacheinander erst im Mehl und dann im Ei wenden. Mit zwei Gabeln die Taler vorsichtig anheben, überschüssiges Eiweiß kurz abtropfen lassen und die Taler in die Mohnsaat drücken. Sind die Taler beidseitig gleichmäßig mit Mohn bedeckte, setze sie in die Pfanne. Die Temperatur etwas erhöhen und die Taler ausbacken, ca. 4 bis 5 Minuten auf jeder Seite.
Service & Bezugsquellen
- V.I.Bee Honig: Imkerei BienenGarten, Winzenheimer Straße 35, 55595 Hargesheim
- Schnorbacher Mohn: RegioMarkt-Nahe, Hans-Schumm-Straße 1, 55543 Bad Kreuznach
- Mohn- und Salatöl: Ölmanufaktur Zöllner, Dessauer Straße 14, 55545 Bad Kreuznach
- Wildkräutersalat: Connys Nahe-Lädchen, Mannheimer Straße 14, 55545 Bad Kreuznach
- Ziegenfrischkäserolle: Schlosshof Bauernladen, Schlossstraße 6, 55596 Waldböckelheim
- Traubensaft: Weingut Jakob Schneider, Winzerstraße 15, 55585 Niederhausen / Nahe
- Ölivenöl: Mildes Ölivenöl aus Katalonien / Spanien: zait, Westring 18, 67265 Grünstadt
Bin selten so begeistert von einer Idee, doch in diesem Fall hat es Bääääähm gemacht! Vielen Dank für diese leckere Idee und sehr feine Umsetzung!
AntwortenLöschenVG der Urlauber ;-)
Danke, das freut mich sehr! Hab' mich für die Geschichte rund um dieses "Hargesheim-Rezept" aber auch ordentlich ins Zeug gelegt - schließlich muss ich mich in meiner Heimat-Gemeinde ja auch noch auf die Straße trauen dürfen. ;-)
LöschenWirklich spannend auch für mich war das "Entdecken" der total lokalen oder regionalen Zutaten (V.I.B-Honig, Hunsrücker Mohn etc.) inklusive Recherche der Bezugsquellen. Ich denke, wir in der Region verwurzelte Foodblogger müssen und dürfen in solchen Fällen ruhig auch mal öfter "Ross und Reiter" nennen und unsere Leser über die Einkaufsquellen informieren - das wird als Service augenscheinlich gerne angenommen und hilft zudem mit, den "kleinen Food-Handel" zu erhalten.
Viele Grüße und komme wohlbehalten zurück an Deinen Ruhrpott-Herd!