10|02|016 Der Ruf dieser Knolle war wahrlich ramponiert: Als unbeliebte Kriegs- und Nachkriegsspeise verschmäht und als Viehfutter verschrien, hatte es die Steckrübe in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland nicht leicht. Hatte, denn inzwischen räumen ihr sogar Spitzenköche auf ihren Speisekarten einen Platz ein. Nun wurde die Steckrübe sogar zum Gemüse des Jahres 2017 ernannt.
Den schlechten Ruf verdankt die Kohlrübe - wie sie auch im Norden genannt wird - unter anderem ihrem muffigen Geschmack, der nach zu langer und falscher Lagerung entsteht. Zudem war sie „Kriegskost“ und musste in den Hungerjahren nach den Weltkriegen als Ersatz für so ziemlich alles herhalten, was es damals häufig nicht gab: für Kartoffeln, Gemüse, Fleisch und Obst. Klar, dass die Bürger irgendwann die Knolle, die sogar für die Zubereitung von Kaffee-Ersatz genutzt wurde, gehörig satt hatten.
Hat - finde ich - ein wenig Ähnlichkeit mit dem Jupiter: die Steckrübe. |
„Dabei sind besonders die kleinen, festen und gelbfleischigen Exemplare zart, schmackhaft und aromatisch“, erinnert Bernd Sauerbrey vom KKH-Serviceteam Koblenz an die Vorzüge der Steckrübe. „Ihr Geschmack erinnert an Möhren und Kohlrabi, und die zahlreich vorhandenen Nährstoffe machen die Stechrübe zu einer echten Powerknolle.“ Stimmt! Für alle, die es ausprobieren möchten, hole ich hier noch einmal mein Rezept für eine Steckrübensuppe mit Garnelen aus dem Rezept-Archiv. Die Saison für heimische Steckrüben dauert noch bis in den April hinein an. Also: Kleine Steckrübe(n) geschnappt und eine leckere Suppe daraus gekocht! Oder etwas anderes, denn bei der Zubereitung macht die Steckrübe als ‚tolle Knolle‘ ihrem Namen alle Ehre: Ob geraspelt als Rohkost im Salat, gestiftelt und gewürfelt als gekochte Gemüsebeilage oder im Eintopf, als Auflauf im Gemüsemix oder als feines Steckrüben-Kartoffel-Püree - die Zubereitungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig.
Rezept für Steckrübensuppe mit Garnelen
ZUTATEN | für 4 Personen
Für die Suppe und Suppeneinlage
- 500 g Steckrübe
- 1 Kartoffel
- 2 Schalotten
- ½ säuerlichen Apfel
- 3 EL Speiseöl
- 800 ml Hühnerbrühe
- Meersalz und schwarzer Pfeffer
- 200 ml Sahne
- 2 EL Butter
- 1 Prise Muskatnuss
- 1 Zitrone
- Ca. 100 ml Mineralwasser
- einige Safranfäden
- Salz und Puderzucker zum Abschmecken
- 1 rote Pfefferschote
Für die Garnelen
- Mittelgroße Garnelen mit Schale, ca. 3–4 pro Person
- 1 EL Olivenöl
- 1 rote Pfefferschote
- Salz
Zubehör
- 4 lange Holzspieße
ZUBEREITUNG | ca. 60 Min.
Suppe
- 400 g. der Steckrübe (die restlichen 100g beiseite stellen) und Kartoffel schälen und in zwei Zentimeter große Würfel schneiden. Die Schalotten fein würfeln, die geschälte Apfelhälfte raspeln.
- 2 EL Öl in einem Topf erhitzen, Schalotten und Kartoffel darin farblos rund 4–5 Minuten andünsten, anschließend Steckrübe dazugeben. Mit der Brühe auffüllen. Mit etwas Meersalz Salz und grobem Pfeffer würzen, aufkochen lassen und bei mittlerer Hitze mit halb geöffnetem Deckel in 20–25 Minuten gar kochen.
- Sind die Steckrüben- und Kartoffelwürfel in der Brühe gar gekocht, alles etwas abkühlen lassen, mit einem Schneidstab fein pürieren und anschließend durch ein Sieb in einen anderen Topf streichen. Die Sahne und etwas geriebene Muskatnuss dazugeben und nochmals erwärmen, allerdings ohne dass die Suppe kocht. Mit Salz, schwarzem Pfeffer und einigen Spritzern Zitronensaft abschmecken.
Suppen-Einlage
- Die Garzeit der Suppe kannst Du nutzen, um die Einlage vorzubereiten. Dazu die restlichen 100 Gramm der Steckrübe fein würfeln. 1 EL Öl in einer Pfanne erhitzen, die Rübenwürfel dazugeben und glasig anschwitzen. Mit dem Mineralwasser auffüllen und Safranfäden hinzugeben. Bei milder Hitze offen 10–15 Minuten dünsten, bis die Rübenwürfel weich sind und die Flüssigkeit eingekocht ist. Mit Salz und bei Bedarf einer Prise Puderzucker würzen.
- Die rote Pfefferschote aufschneiden, Kerne und Häutchen entfernen, in feine Ringe schneiden und für das Anrichten beiseite stellen.
Garnelen
- Eine rote Pfefferschote aufschneiden, Kerne und Häutchen entfernen und in kleine Würfel schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Garnelen nebeneinander hineinlegen und bei relativ hoher Hitze von jeder Seite ca. 1 Minute scharf anbraten. Anschließen bei mittlerer Hitze noch rund 2–3 Minuten fertig braten - dabei das Wenden nicht vergessen. Die Garnelen sind gar, wenn die Schale rötlich gefärbt ist und das Fleisch nicht mehr glasig, sondern weiß ist. Rund 1 Minute vor dem Ende der Garzeit die Pfefferschote waschen und würfeln, Salz dazugeben und mit den Garnelen gut verrühren.
- Garnelen aus der Pfanne nehmen, von den Schalen befreien und auf die Holzspieße stecken.
ANRICHTEN
Die Suppe mit einem Pürierstab leicht aufschäumen, in Schalen oder Suppenteller füllen und in die Mitte ein bis zwei Esslöffel der safranisierten Steckrübenwürfel geben. Mit den frischen Pfefferschotenringen garnieren. Die Garnelenspieße anlegen.
Tipps
Die Saison für heimische Steckrüben dauert von September bis April/Mai. Beim Einkauf sollte man kleinere Rüben mit einer glatten und prallen Schale bevorzugen. „Weiterhin sollte man auf Beschädigungen und Wurmlöcher achten“, rät Bernd Sauerbrey.
Damit das süßliche Aroma und die wertvollen Inhaltsstoffe nicht verloren gehen, sollten Steckrüben nicht länger als zehn Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dann belohnen sie einen mit Eiweiß, Magnesium, reichlich Kalium, Beta-Karotin sowie den Vitaminen B1, B2 und B6.
Weil Steckrüben nahezu kein Fett, aber einen hohen Wassergehalt besitzen, sind sie äußerst kalorienarm. „Zusätzlich liefert die Steckrübe mehr Calcium und mehr Vitamin C als die Kartoffel, gleichzeitig aber nur die Hälfte der Kalorien. Die Steckrübe ist also ein wunderbar sättigendes Lebensmittel für die leichte Küche“, so Sauerbrey.
Eine Rübe - viele Namen: Kohlrübe, Bodenkohlrabi, Wruke, Unterkohlrabi, Steckrübe, Schmalzrübe, Dorsche, Dotsche, Hindenburg-Knolle, Pommersche Ananas, Gelbe Rübe, Bodenrübe, Ramanken und, und, und . . . die Namen der zur botanischen Familie der Kreuzblütler gehörenden Brassica napus subsp. rapifera sind Legion - und einige davon wie "Ananas des Nordens" oder "Oldenburger Ananas" dienen zuvorderst einem Zweck: Sie wollen den Ruf der gemeinen Rübe verschleiern oder aufpolieren.
Fotos: Moderne Topfologie
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