Oliandi - das Olivenölfest von zait
Gutes Olivenöl zu finden, das ist doch einfach? Mitnichten! Branchenexperten zufolge ist Olivenöl (noch immer) das am häufigsten von Betrug betroffene Lebensmittel innerhalb der Europäischen Union. Der Frust über eine Nahrungsmittelindustrie, die manipuliert und Verbraucher mittels verschleiernden Marketingstrategien hinters Licht führt, bewog Tina Ottmann und Thomas Fuhlrott im Jahr 2001 dazu, zait in Grünstadt in der Pfalz zu gründen. Ihr Ziel: Gutes Olivenöl einfach, transparent und kostengünstig an Frau und Mann zu bringen. Im Interview beantwortet mir zait-Geschäftsführer Thomas Fuhlrott Fragen zum kommenden Olivenölfest, zu Sinn und Unsinn der EU-Olivenölverordnung und zur Kernintention von zait.Interview mit zait Gründer Thomas Fuhlrott
Thomas Fuhlrott (l.) mit zwei befreundeten Oliviers |
Gutes Olivenöl lässt sich nur erkennen, wenn es probiert wird. Es stellte sich für uns die Frage, wie viele Menschen auf möglichst spannende Art und Weise in diesen Genuss kommen können. Nun lieben wir die Weinfeste der Region, mögen Kunst, Kultur, Musik und treffen gern Menschen. Olivenöl und Wein gehören zu den ältesten Kulturprodukten der Menschen und passen einfach gut zueinander. So entstand die Idee zum Olivenölfest. Heute ist es ein wenig unser Schaufenster, eine Möglichkeit uns und unsere Idee hautnah zu erleben.
Das Olivenölfest bietet eine echte Fülle von kulinarischen und kulturellen Genussangeboten, doch das Herz der Veranstaltung ist und bleibt die Olivenöl-Verkostung im große Pavillon. Was dürfen Besucher 2015 vom neuen Olivenöljahrgang erwarten? Wie sieht es beispielsweise in diesem Jahr mit dem zait-Olivenöl aus Griechenland aus, wo 2013 die schlechteste Ernte seit drei Generationen zu beklagen war? Und wie ist die Lage bei den zait-Ölen aus Italien, wo die Olivenbauern 2014 in vielen Regionen ein ähnlich schwarzes Jahr mit hohen Ertragseinbußen bis hin zum totalen Verlust der Ernte erlitten?
Aus Griechenland gibt es tatsächlich gute Nachrichten und das beste Olivenöl seit Jahren. Hier hatte die Natur nach dem verheerenden letzten Jahr ein Einsehen. Unsere Olivenöle aus Italien grenzen fast an ein Wunder. Nach aufwändiger Selektion der Oliven kommen aus Apulien und Kampanien wunderbare Olivenöle, selbst eine kleine Menge sizilianischen Öls gibt es exklusiv auf dem Olivenölfest. Mit den etwas höheren Preisen bei Apulien und Kampanien helfen wir unseren Produzenten in einem schwierigen Jahr. Nicht dabei ist in diesem Jahr Öl aus Portugal, dafür verwöhnt uns Katalonien, speziell die Region Priorat mit feinen Qualitäten. Wie immer gibt es dazu noch zwei Besonderheiten zum Entdecken: ein neues sizilianisches Öl von uns, ein andalusisches Öl bringt Elke Finger vom Öldorado Frankfurt mit.
„Und dann nehmen wir einen Schuss Olivenöl - aber von einem GUTEN . . .“ Diese Anweisung fällt heutzutage in fast jeder Kochsendung. Ok, mache ich doch gerne, denkt ich da als genussfreudiger Verbraucher, und greift im Supermarkt nach einem „Nativem Olivenöl Extra“, denn schließlich ist Nativ Extra laut EU-Verordnung ja die höchste aller Olivenöl-Kategorie. Da kann ich ja nichts falsch machen, oder?
Die EU-Olivenölverordnung nützt lediglich der Ölindustrie und ihrer Massenware. Die dort festgelegte Bezeichnung „nativ extra“ ist lediglich ein äußerst niedriger Mindeststandard, der oft auch noch unterlaufen wird. Hier wird suggeriert, für einen Literpreis von 2,80 Euro gäbe es gutes Olivenöl. Leider lässt sich für diesen Preis gutes Öl noch nicht einmal ein-, geschweige denn seriös verkaufen.
"Die EU-Olivenölverordnung nützt lediglich der Ölindustrie und ihrer Massenware."
Und noch etwas: Selbst in Kochbüchern von Sterneköchen findet sich in der Zutatenliste nur die Angabe „Olivenöl“. Die wunderbaren diversen Aromen, die verschiedenen Intensitäten bleiben dabei völlig unberücksichtigt.
Im kommenden Jahr wird das EU-Gesetz für Olivenöl 50 Jahre alt. Einer der Gründe für die Einführung war mit Sicherheit das Bestreben, Verbraucher vor den zahlreichen Betrügereien in der Olivenölbranche zu schützen. Ist diese Mission der EU-Gesetzgeber geglückt?
Keineswegs. Aber das ist bei fast allen Dingen so, bei denen die EU oder Nationalstaaten regulierend in den Markt eingreifen. Es gibt eine Reihe absurder Vorschriften, die den Verbrauchern nichts nützen. 1400 Verordnungen werden allein in Brüssel pro Jahr erlassen. Da macht es den Eindruck, als sei das Zentralkomitee direkt von Moskau nach Brüssel umgezogen. Aber wir benötigen auch keine neue Olivenölverordnung, sondern kompetente Produzenten, ehrliche Händler und selbstbewusste, aufgeklärte Kunden.
Angesichts speziell der jüngeren Entwicklung der EU-Olivenölverordnung gewinnt man schnell den Eindruck, es gehe bei dieser hauptsächlich darum, Qualitätsstandards aufzuweichen und die Verbraucher über diese Aufweichung im Unklaren zu lassen? Warum ist das aus Ihrer Sicht so, welche Motivation steht hinter so einem Verhalten?
Durch eine langjährige völlig überzogene Subventionspolitik der EU wurde der Anbau von Oliven am Markt und dem tatsächlichen Bedarf vorbei gefördert. Dadurch kam es zu einer gigantischen Überproduktion gerade in den mittleren und unteren Qualitätssegmenten.
"Eine für die Kunden einfache Differenzierung der tatsächlichen Qualität ist nicht erwünscht und wird weitgehend verhindert."
Um diese gewinnbringend abzusetzen, wird so getan, als handele es sich bei „nativem Olivenöl extra“ um einen Qualitätsbegriff. Eine für die Kunden einfache Differenzierung der tatsächlichen Qualität ist nicht erwünscht und wird weitgehend verhindert.
Mit ihrem "Reformwillen" scheinen die EU-Gesetzgeber noch lange nicht am Ende zu sein. Die jüngste Änderung der Olivenölverordnung verbietet Olivenölerzeugern jedwede individuelle Kennzeichnung oder Beschreibung ihres Olivenöls, also beispielsweise Angaben zur regionalen Herkunft, zum Geschmack oder zur Verwendung auf einem Etikett. Wem nützt denn das?
In erster Linie denen, die EU-Blends und Olivenöle indifferenter Herkunft herstellen und dieses als Spitzenprodukte vertreiben. Auch bei einer lediglich erlaubten Herkunftsangabe „Italien“ oder „Spanien“ werden hauptsächlich kleine, regional arbeitende Produzenten benachteiligt. Was zum Schutz der Verbraucher gedacht war (falls es sich hier nicht bereits um ein Täuschungsmanöver handelte), ist völlig in sein Gegenteil verkehrt. Es nützt ausschließlich der Ölindustrie mit seiner Massenware und deren Distributoren.
Zu guter Letzt und für alle, die „zait“ nicht kennen: Was ist die Kernidee von „zait“, was machen Sie in Sachen Olivenöl anders?
Wir wollten am Beispiel Olivenöl zeigen, wie Handel zum Vorteil aller daran Beteiligten gestaltet werden kann. Ort des Geschehens ist der heute oft zu unrecht verteufelte Markt. Nicht der Markt schafft die Probleme, sondern eine Ökonomie, die in Kumpanei mit dem Staat aggressiv in alle Lebensbereiche vordringt. Wir handeln ausgesuchte Olivenöle in bester Qualität zu einem vernünftigen Preis. Dabei schaffen wir die nötige Transparenz von der Herkunft bis in die Haushalte unserer Kunden.
"Nur ein Produkt, das die Welt erhält, erweitert und schöner macht, ist letztendlich ein gutes Produkt."
Mit dieser kleinen unternehmerischen Idee konnten wir die Welt um uns herum gemeinsam mit Produzenten, Kunden, Freunden und allen anderen in unserem Netzwerk ein wenig verändern. Der englische Sozialreformer John Ruskin formulierte es so: Nur ein Produkt, das die Welt erhält, erweitert und schöner macht, ist letztendlich ein gutes Produkt. Wir bleiben auf jeden Fall dran.
Wer mehr über zait sowie die Unternehmenskultur und Olivenöle des pfälzischen Händlers erfahren mochte, dem empfehle ich den Besuch des Olivenölfestes OLIANDI 2025 in Zell im Zellertal. Weitere Informationen sind außerdem in den beiden Blog-Beiträgen zu finden, die ich 2014 vor und noch dem letztjährigen Olivenölfest hier und hier veröffentlicht habe.
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