23|10|2015 Schöne Frauen, schnelle Autos und Alkohol, der in Strömen fließt - darum dreht sich - so habe ich es vor ein paar Tagen in meinem vorhergehenden Artikel belegt - die Frankfurter Buchmesse. Das war natürlich - ich räume es freimutig ein - etwas zugespitzt formuliert, weshalb ich hier einen Nachschlag zur Vervollständigung des Bildes liefere. Ja, ich gestehe: Es geht bei der Buchmesse selbstverständlich nicht nur darum, sondern auch noch um etwas anderes, und zwar um das - war ja klar - Sehen und Gesehen werden.
Warum die Frankfurter Buchmesse abgeschafft gehört
Die Messe in der Mainmetropole ist ein einziges großes Schaulaufen. Sie lassen sich hier alle sehen, die Großen der Literatur-, ja, der gesamten Kultur- und Medienszene. Sie prosten sich von Messestand zu Messestand mit Dom Pérignon zu, sie lassen sich, wenn der Trubel dann doch einmal zu bunt wird, zum gepflegten Smalltalk in die beplüschten VIP Lounges der Verlags- und Medientempel bitten. Wer will da schon gerne außen vor bleiben? Also machte auch ich mich am jüngsten Buchmesse-Freitag auf den Weg, um mich dem Messevolk zu zeigen und ein wenig in der Anerkennung von Fans und Kollegen zu baden - wirklich nur ein wenig, denn ach, man mag es ja auch nicht übertreiben. Nun ja, das Bad, es war ein ziemlich trockenes."Und Übermorgen, was ist mit Übermorgen?" |
Ich habe ihnen allen wohl wissend in die Augen geschaut, ich habe sie erwartungsfroh angelächelt: Entertainer und Showmaster Thomas Gottschalk war dabei, auch die deutsche Schauspielerin und Krimiautorin Andrea Sawatzki. Ich traf auf Markus Heitz, den großen deutschsprachigen Herrscher im Reich der Fantasy-Literatur, und begegnete dem Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz. Ich winkte Ulrich Wickert vorsichtig zu, ich spendierte der E-Book-Königin Poppy J. Anderson ein zartes Lächeln. Doch ach, all dies war vergebens. Ich war enttäuschend - tief enttäuscht!
Links junge tätowierte Männer, die grüne Drinks servieren, rechts Aurélie, die an mir vorbeilacht. |
Konsterniert blätterte ich noch wahllos hier und da in einem Kochbuch herum, dann schlich ich traurig und mit der Absicht von dannen, in den dunklen Gestaden des Messepavillons meine Wunden zu lecken. Und ich muss sagen: Im Schoß des Buchmesse-Gastlandes Indonesien wurden meine Schmerzen gelindert, ich fand Trost. Indonesien hatte seinen Buchmesse-Besuch in Frankfurt unter dem Motto „17.000 Inseln der Imagination“ gestellt und präsentierte sich im großen Pavillon auf wahrlich beeindruckende Weise. Besucher konnten sich hier buchstäblich von Insel zu Insel treiben lassen und dabei mit allen Sinnen in einen Kosmos aus Wörtern und Sagen, Tänzen, Düften und Genüssen eintauchen.
Licht und Dunkelheit bildeten die gestalterische Grundlage des Pavillons. Ein kleiner Wald aus hohen Stofflaternen in den Tönen des Meeres visualisierte das bewegte Element, in die Meeresbrandung eingeschmiegt war eine Kette von (Themen)Inseln. Wer sich zu Inselstreifzügen aufmachte, konnte die Geheimnisse Indonesiens erkunden und tauchte in die traditionelle und moderne Literatur- und Kulturlandschaft des Archipels ein, und zwar vom balinesischen Schattentanz bis zum knallbunten Comic, von der Batik bis zur Science Fiction, von der indonesischen Lyrik bis zur Street Food-Kultur.
Für mich besonders faszinierend: Die Buchpräsentation Island of Words, die durch ihre gelungene Objekt- und Lichtgestaltung gleichermaßen Assoziationen an eine Inselgruppe, an einen Straßenmarkt und an auf dem Wasser vorbeigleitenden Barken hervorrief. Nicht minder schön waren die Gewürzinseln (Island of Spices), auf denen der Inselstaat sein großes Feuerwerk an Farben, Gerüchen und Aromen zum Anschauen, Anfassen und Erschnuppern präsentierte. Was sich alles aus dieser Schatztruhe an Gewürzen zaubern lässt, das zeigten während der Buchmesse 15 indonesische Köche, die unter dem schlagkräftigen Motto „Spice it up!“ landestypische Gerichte unter das Messevolk brachten und auch Kinder und Jugendliche zum Mitkochen einluden.
"Island of Spices" des Buchmesse-Gastlandes Indonesien. |
Inspiriert von Indonesien war dann auch die Kochshow von Claudia Zaltenbach vom Blog Dinner um Acht, zu der ich - wieder etwas versöhnt mit der Welt - nach meinem Besuch des Pavillons schlenderte. In der Showküche der Gourmet Gallery bereitete die Foodbloggerin zusammen mit Barbara Steinbauer-Groetsch, Siegerin des Rezeptwettbewerbs „Streetfood & Sambal“ ein Nasi „Lesefutter“ zu, das in schiffsrumpfförmigen Schälchen serviert wurde. Meinen Bericht zur Kochshow mit dem Titel: Spice it up! Scharf kochende Frauen, schnelle Autos und Alkohol auf der Buchmesse findest Du hier. Eine Liste mit allen zum "Streetfood & Sambal"- Wettbewerb eingereichten Rezepten findest Du hier, die Vorstellung der laut Juryentscheidung elf besten Rezepte des Wettbewerbs (darunter auch meine Indonesian Drumsticks) inklusive Links zu den Foodblogs ist hier zu finden. Du möchtest noch mehr von der Frankfurter Buchmesse 2015 sehen? Dann scrolle weiter nach unten, dort findest Du meine gesammelten Foto-Impressionen.
Barbara und Claudia links kochen das Nasi "Lesefutter" rechts. |
Toll anzuschauen: das indonesische "Island of Words". |
Spice it up! Mit dieser Fülle an indonesischen Gewürzen kein Problem. |
"Rapunzel, Rapunzel, wirf Deine Vinaigrette herunter!" |
Ziege mit Himbeere? Könnte ein gelungenes Foodpairing darstellen. |
Bücher erleuchten. |
So komm' ich mir auch manchmal vor. |
Geht steil! Der Frankfurter Messeturm (Mitte). |
Och nö ... das tut mir leid! Normalerweise antworte ich auf ein zartes Lächeln mit einem breiten Grinsen. Beim nächsten Mal einfach laut meinen Namen schreien, dann können wir zusammen einen Kaffee trinken gehen!
AntwortenLöschenLG
Poppy
Hi, Poppy!
LöschenSpät. Aber immerhin. Find ich toll, das Du jetzt im Nachhinein ein wenig Reue zeigst. Bei einem Kaffee gäbe es bestimmt den ein oder anderen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch. Zum Beispiel kommt die Cheerleaderin meines Herzens, mit der ich verheiratet bin, auch aus Essen, und ich selbst bin ganz in der Nähe in einem Kaff in Richtung Wuppertal geboren. Zudem sind wir ja akademische Blutsbrüder, von wegen Germanistikstudium und so. Da könnten wir schon mal drüber sprechen, ob Du meine Ansicht teilst, dass es da gewisse subtextuelle Parallelen zwischen Deinem Buch "Touchdown fürs Glück" und dem Roman „Holzfällen. Eine Erregung” von Thomas Bernhard gibt, oder? Ja, ich fühle, wir würden uns mit Sicherheit gut verstehen!
Deine Einladung zum Kaffee rührt mich jetzt doch sehr. Ich glaube, ich muss das mit dem von mir ausgerufenen Sturz der Frankfurter Buchmesse noch mal gründlich überdenken.
Viele ganz liebe Grüße!
Kai