VDP Nahe-Ahr: Adieu, Armin Diel! Neuer Vorstand mit neuem Vorsitzenden ist am Ruder



Winzer Frank Schönleber und Armin Diel


20|04|2016   In der Wein- und Gastronomie-Szene ist er bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund: Armin Diel - Inhaber des mit vier Gault Millau-Trauben ausgezeichneten Schlossgutes Diel in Burg Layen, Journalist, ebenso gerühmter wie gefürchteter Weinkritiker sowie seit dem Jahr 1993 Vorsitzender des VDP Regionalverbandes Nahe-Ahr. Das Weingut, das er in jungen Jahren von seinen Eltern übernahm, ist unter Diels Leitung in die Spitzengruppe der deutschen Weinbaubetriebe aufgestiegen. Als Chefredakteur und Herausgeber des Gault Millau Wein Guide polierte er zusammen mit Joel B. Payne von 2000 bis 2009 das Renommee des deutschen Weines im Allgemeinen und als Vorsitzender des VDP Regionalverbandes Nahe das Image des Weinbaugebietes Nahe im Speziellen auf. 23 Jahre lang leitete Diel die Geschicke des Regionalverbandes - bis vergangene Woche: Zusammen mit seinen bisherigen Vorstandskollegen Helmut Dönnhoff und Stefan Rumpf trat er bei der jüngsten Vorstandswahl nicht mehr an und bereitete den Weg für einen umfassenden Generationenwechsel.


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Junge Winzer übernehmen beim VDP Nahe-Ahr das Ruder 

Der 36 Jahre alte Frank Schönleber vom Weingut Emrich-Schönleber (Monzingen) wurde bei der Mitgliederversammlung einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ihm zur Seite stehen die fast gleichaltrigen Winzerkollegen Georg Rumpf vom Weingut Kruger-Rumpf aus Münster-Sarmsheim als stellvertretender Vorsitzender, Caroline Diel Schlossgut Diel aus Burg Layen als Beisitzerin und Tim Fröhlich aus dem Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau als Schatzmeister. Der Vorstand des VDP Nahe-Ahr wird somit komplett von der nachfolgenden Winzergeneration der etablierten Nahe-Weingüter gebildet.

VDP Nahe-Ahr - der alte und der neue Vorstand
Vorne der neue Vorstand mit (v. l.) Georg Rumpf, Frank Schönleber, Caroline Diel und Tim Fröhlich, dahinter der alte Vorstand mit Helmut Dönnhoff, Armin Diel und Stefan Rumpf, oben VDP Ehrenpräsident Michael Prinz zu Salm-Salm und Steffen Christmann, Präsident des VDP Bundesverbandes.

Bei einer kleinen Feierstunde in der Nahe.Wein.Vinothek im Dienheimer Hof stellte Armin Diel vergangene Woche die neue Führungsmannschaft vor, bevor er offiziell verabschiedet wurde. Seit 1993 leitete der Weingutsbesitzer aus Burg Layen als Nachfolger von Egbert Graf von Plettenberg den kleinen Verband der Prädikatsweingüter - und das ausgesprochen erfolgreich. Viele im VDP Nahe-Ahr auf den Weg gebrachte Neuerungen (siehe dazu auch die Randnotiz unten) schlugen Wellen weit über die Grenzen des Weinbaugebietes Nahe hinaus und dienten auch als Blaupause für Neuausrichtungen auf Bundesebene. Auch deshalb würdigten Steffen Christmann, Präsident des VDP Bundesverbandes, und dessen Amtsvorgänger Michael Prinz zu Salm-Salm die Lebensleistung Diels unisono nicht nur für die Nahe, sondern für den Weinbau in Deutschland insgesamt. „Du hast ein bedeutendes Stück deutsche Weinbaugeschichte geschrieben“, so Prinz zu Salm-Salm, der unter anderem an die Schaffung des Lagenstatuts im Jahr 1997 beim VDP Nahe-Ahr erinnerte, mit dem die Nahe vielen anderen Regionen im VDP voraus gewesen sei. Zu Armin Diels Lebensleistung zählt Salm auch den Aufbau des Weinführers Gault Millau Deutschland, der den Winzern im ganzen Land verdiente Anerkennung verschafft habe. „Du hast für unsere Weinbauregion bedeutende Akzente gesetzt“, stimmte auch Dr. Thomas Höfer, Präsident des Weinbauverbandes Nahe, zu. Als Sprecher der VDP-Kollegen von der Ahr bedankte sich Marc Adeneuer bei Diel für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen 22 Jahren.

Steffen Christmann, Armin Diel, Frank Schönleber, Helmut Dönnhoff
VDP Präsident Steffen Christmann (oben links) beschenkt Armin Diel mit einem von allen VDP Winzern signierten Buch, Frank Schönleber (unten rechts) überreicht Helmut Dönnhoff die Skulptur einer regionalen Künstlerin.

Als Diel 1993 den Vorsitz des VDP-Regionalverbandes antrat, galt das Weinbaugebiet Nahe unter anderem aufgrund seiner bunten Rebsorten-Vielfalt als „Probierstübchen der deutschen Weinlande“, das gewaltig unter dem mächtigen Schatten den umliegenden namhaften Weinbaugebieten Rheingau, Mosel und Pfalz stand. Allenfalls wegen seiner Rieslinge wurde es bei einigen Weinkennern als Geheimtipp gehandelt. Heute hat sich dieses Bild komplett gewandelt: Das 4.300 Hektar große Anbaugebiet gehört nach Auffassung aller Kritiker zu den Premium-Weinregionen des Landes. So zählt beispielsweise der amerikanische Weinguru Robert Parker vier VDP-Betriebe der Nahe zur Weltelite - einen Rang, den er insgesamt nur neunzehn deutschen Weingütern zumisst. Diesen Paradigmenwechsel angeschoben hat nicht zuletzt die zielstrebige Verbandstätigkeit des VDP-Nahe unter der Führung von Armin Diel und dessen Stellvertreter Helmut Dönnhoff. „Ihr habt eine Zeitenwende herbeigeführt und maßgeblich dazu beigetragen haben, dass das Anbaugebiet Nahe im Herzen Deutschlands aufblühte“, so VDP Ehrenpräsident Michael Prinz zu Salm-Salm, der zwischen 1990 und 2007 die VDP-Bundespräsidentschaft inne hatte.

Michael Prinz zu Salm-Salm und Winzer Marc Adeneuer
Ließen in ihren Reden verschiedene Facetten von Armin Diel aufblitzen: Michael Prinz zu Salm-Salm (l.) gab eine Anekdote zur Diels Skat-Künsten zum Besten, Marc Adeneuer (r.) staunt heute noch über die fast schon unheimliche Treffsicherheit, mit der Diel bei Verkostungen Wein über weite Distanz in noch so kleine Näpfe spuckt.

Diel bedankte sich bei seinen Nahe-Kollegen für die rückhaltlose Unterstützung bei der Umsetzung all dieser Reformen, denen „teilweise schwierige Diskussionen“ vorausgegangen seien. Sein Dank galt zudem den sechs Ahr-Winzern, die seit 1994 kooptierte Mitglieder beim VDP-Nahe sind. „Da die nachrückende Winzer-Generation nun erfahren genug ist, ist es an der Zeit, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, so Diel, der sich weiter für die Prädikatsweingüter und den deutschen Weinbau engagieren wird. Seit 2007 ist er Vizepräsident des VDP Bundesverbandes.


Frank Schönleber führt nun den VDP Nahe-Ahr

Der neue Vorsitzende Frank Schönleber bedankte sich für die Arbeit des bisherigen Vorstands, besonderes für das Engagement von Armin Diel, dessen erste Amtshandlung im Jahr 1994 die VDP-Aufnahme des Weingutes Emrich-Schönleber in den VDP gewesen sein dürfte. „Als Armin Diel den VDP-Vorsitz übernahm, war ich 13 Jahre alt, und heute trete ich seine Fußstapfen . . . sehr große Fußstapfen“, so der 36-Jährige, der sich der Verantwortung bewusst ist, sich aber zugleich zusammen mit seinen fast gleichaltrigen Vorstandskollegen auf die künftige Arbeit freut.

Frank Schönleber - Vorsitzender des VDP Nahe-Ahr
Frank Schönleber

Drei Schwerpunkte nannte Schönleber für die künftige Arbeit. Erstens: Zusammenarbeit. Die bewährte Zusammenspiel mit den Winzerkollegen an der Ahr soll noch intensiver werden. Zweitens: Neuaufnahmen. Sehr aufmerksam möchte der Vorstand beobachten, welche Weinbaubetriebe sich möglicherweise für eine Mitgliedschaft im VDP empfehlen, denn „wir sind keine geschlossene Gesellschaft“, so Schönleber.
Drittens: Außenwirkung. Der VDP und dessen Arbeit sollen in der Region durch gemeinsame Veranstaltungen in wechselnden Betrieben „wieder greifbarer“ werden. „Den Auftakt wird im September 2017 eine gemeinsame Präsentationsveranstaltung im Weingut Emrich-Schönleber in Monzingen bilden“, so der neue Vorsitzende. Man darf also gespannt sein, wie die nachgerückte VDP-Winzergeneration das Erbe ihrer Väter pflegen und weiter entwickeln wird.

Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, VDP Geschäftsführerin Hilke Nagel, Philippa Prinzessin zu Salm-Salm
Gehörten zu den Gästen des Empfangs zum Vorstandswechsel (Foto links, von links): Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, VDP Bundesgeschäftsführerin Hilke Nagel und Philippa Prinzessin zu Salm-Salm.

Randnotiz

Eine Reihe von Marksteinen prägen die Verbandstätigkeit des VDP Nahe-Ahr unter Führung von Armin Diel und dessen Stellvertreter Helmut Dönnhoff. Im Jahr 1995 legten sie eine historische Lagenkarte aus dem Jahr 1901 neu auf, in der die Weinberge der Nahe in drei Kategorien eingeteilt waren. Diese Karte diente gewissermaßen als Blaupause für das später beschlossene Lagenstatut des VDP-Nahe aus dem Jahr 1997. Das Statut schreibt fest, dass nur noch Rieslinge aus den besten Lagen mit einer Lagenbezeichnung ausgestattet werden. Diese Weine müssen von Hand gelesen sein und zudem deutlich niedrigere Erträge und eine höhere Güte aufweisen, als es die Weingesetzgebung verlangt. Alle Lagenweine müssen zudem eine strenge vereinsinterne Blindverkostung bestehen.

Im Jahr 2003 wurde vom VPD Nahe das Große Gewächs als trockener Spitzenwein eingeführt, das die bisherigen trockenen Spät- und Auslesen ablöste. Im Jahr 2008 folgte zudem die Festlegung so genannter Geschmackskorridore für die verschiedenen Kategorien. Qualitätsweine sind seitdem stets trocken bis halbtrocken, Weine mit Prädikatsangabe stets rest- oder edelsüß: Kabinettweine präsentieren sich im feinherben Stil, Spätlesen weisen eine harmonische Fruchtsüße auf, die klassischen Prädiktate ab Auslese sind immer edelsüß.

Ab dem Jahrgang 2012 werden gemäß der Lagenklassifikation die besten Weinberge an der Nahe als „VDP. Große Lagen“ gekennzeichnet. Im Jahr 2014 kam mit eine weitere Kategorie hinzu, die „VDP. Erste Lage“, die ebenfalls für Riesling reserviert ist und ähnlich strengen Kriterien unterliegen wie die Großen Lagen. Die übrigen Weine werden als Orts- und Gutsweine angeboten.

Alle Fotos: Moderne Topfologie

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