27|03|2017 Volle Hütte beim ersten Niederhäuser Weinfrühling an der Nahe: Auf eine Veranstaltung wie diese müssen Weinfreunde offenbar gewartet haben, denn bei der Premiere der gemeinsamen Weinpräsentation von neun Nieder- und Oberhäuser Weingütern im Gut Hermannsberg wurden die Veranstalter von der Besucherschar schier überrollt.
Zusammen mit Freuden die Weinsaison einläuten, gemeinsam die Region fördern und die Nahe als Weinbau- und Genusslandschaft durch eine lockere und gesellige Veranstaltung erlebbar machen, diese Leitidee hinter der neuen Veranstaltung „Niederhäuser Weinfrühling“ lockte am vergangenen Sonntag Hunderte von Besuchern in die Vinothek von Gut Hermannsberg. Dort hatten die neun Weingüter Daum, Dönnhoff, Franzmann, Gabelmann, Gut Hermannsberg, Mathern, Jakob Schneider, Staab und Stein ihre Tische aufgebaut, um die ersten Füllungen des neuen Jahrgangs 2016 sowie Weine des vorhergehenden Jahrgangs zu präsentieren. Lange auf Besucher warten mussten die Winzer nicht. Bereits wenige Minuten nach der Eröffnung um 13 Uhr herrschte an allen Ständen reger Betrieb, knapp eine halbe Stunde später war die Vinothek proppenvoll . . . und das sollte bis zum Ende der Präsentation um 18 Uhr auch so bleiben.
Ein Erfolg, der den Organisatoren ein Lächeln aufs Gesicht zauberte - der aber auch urplötzlich einige Klippen auftürmte, die es zu umschiffen galt. So gingen dem Einlassteam bereits nach einem Drittel der Veranstaltungszeit die roten Bändchen fürs Handgelenk aus - schnell wurde stattdessen ein Stempel und Stempelkissen organisiert, um die zahlenden Besucher zu kennzeichnen. Von denen wurden bis zum Ende der Präsentation rund 850 gezählt - und auch bei der anschließenden „Big Bottle Party“ bis in die Nachtstunden hinein sorgten um die 150 Besucher für ein volles Partyhaus.
Im Dauereinsatz: Désirée Patsch begrüßte rund 850 Besucher zur Weinpräsentation und versah diese mit Einlassbändchen und Einlassstempeln. |
Rund 1000 Besucher beim ersten Weinfrühling
„Die Resonanz ist überwältigend“, zeigte sich Benno Wurster, der mit der Veranstaltungsorganisation betraute Sommelier und Vertriebsleiter von Gut Hermannsberg, mehr als zufrieden mit der Premiere des Weinfrühlings. „Toll ist auch, dass wir hier eine bunt gemischte Besucherschar haben. Weinfachleute und etablierte Winzer aus Nachbargemeinden treffen auf versierte und interessierte Weinfreunde, alte Weinhasen stehen gemeinsam mit Weinnovizen an den Probierstationen“, so der Organisator, dessen Blick sogleich in die Zukunft ging, denn der Besuchererfolg des Weinfrühlings war zugleich auch dessen kleiner Fluch: Ob des Besucherandrangs war es besonders zwischen 14 und 16 Uhr beschwerlich, an die Tische der Winzer zu gelangen. „Da müssen wir bei der Nachbetrachtung überlegen, ob und wie wir das bei einer Wiederholung besser machen können“, so Wurster. Ungeachtet dessen fällt aber auch mein Resümee positiv aus. Bitte mehr davon! Der Gemeinschaftsauftritt einer Winzergruppe, die auf ebenso lockere wie genussvolle Weise die ersten Weine eines neuen Jahrgangs in Kombination mit gereifteren Weine des Vorjahres vorstellen, hat Anziehungspotential - auch über die Grenzen des Weinbaugebietes Nahe hinaus.Weinjahrgang 2016: Neun Weintipps für einen Soundcheck
Persönlich habe ich den Weinfrühling genutzt, um mir einen ersten Eindruck von den Naheweinen des neuen Jahrgangs 2016 zu machen - und ich muss festhalten: da kommt etwas Gutes auf die Weinfreunde zu. Das Rebjahr hatte durch die starken Regenfalle zu Beginn der Vegetationsperiode unwidersprochen einen sehr holprigen Start - aber „hinten heraus“ scheint die Natur diesen Fehlstart wieder gut gemacht und den Winzern reife, weitestgehend gesunde und aromatische Trauben geschenkt zu haben. Mein Eindruck bislang: Der Sound des Weinjahres 2016 kling gut. Das möchtest Du selbst hören? Dann schaue doch hier in meine Liste mit „Anspieltipps“ - gesammelt beim Niederhäuser Weinfrühling.Nahezu mustergültig hat das Weingut Franzmann aus Niederhausen die Lage Niederhäuser Felsensteyer im 2016er Felsensteyer Riesling trocken aus alten Reben eingefangen. Der Wein aus dem steilen Südhang mit seinem lehmigen, tiefgründigen und von Tholeyer Schiefer durchsetzten Boden kombiniert eine exzellentes Fruchtspiel (saftiger Pfirsich, Zitrus) mit einer feinnervigen Säure und würzigen Ader - mein heimlicher (nun ja, jetzt nicht mehr ganz so heimlicher) Preis-Leistungsfavorit (6,20 Euro) der beim Frühlingserwachen probierten Weine des neuen Jahrganges 2016.
Da war auch nicht anders zu erwarten: Das ebenso national wie international hoch gerühmte Weingut Dönnhoff aus Oberhausen „haut“ auch 2016 erstklassige Weine ohne Fehl und Tadel raus. Mein Anspieltipp für den neuen Jahrgang: Der Tonschiefer Riesling trocken (9,60 Euro). Der Wein kombiniert zarte Fruchtaromen (Pfirsich, Mirabelle, Limone) mit einer feinen rauchigen Note und beeindruckt bereits jetzt - obwohl noch sehr jung - durch die harmonische, in sich ruhende und durchweg ausgewogene Statur.
Das Gut Hermannsberg aus Niederhausen kann nicht nur Riesling, sondern auch Weißburgunder. Zwar ist die „Königin der weißen Rebsorten“ das Aushängeschild und die Paraderebsorte der ehemaligen Weinbaudomäne, aber Kellermeister Karten Peter versteht sich auch auf Weißburgunder. Der 2016er Weißer Burgunder Gutwein (9,90 Euro) kombiniert eine frische Birnenfrucht und zarte Holunderblütennote mit einem feinen Schmelz und lässt besonders durch die sich im Nachhall hervor schälende würzige Ader aufhorchen.
Das Weingut Stein hat vom neuen Jahrgang 2016 nicht nur einen Silvaner und einen Riesling zum Weinfrühling mitgebracht, sondern auch einen Müller-Thurgau. Was die Winzerfamilie aus Oberhausen aus dieser bei Weinkennern nicht gerade hoch im Kurs stehenden Rebsorte gemacht hat, kann sich - auch zu meiner Überraschung - schmecken lassen. Der Wein kombiniert eine feine, geschmacklich nur leicht auftrumpfende Süße mit feinen floralen und fruchtigen Aromen und gibt - da bin ich mir sicher - gut gekühlt einen tollen Terrassenwein für den Sommer und auch Begleiter zu asiatischen Speisen ab.
Da bin ich Fan von! Die Entwicklung des Weingutes Jakob Schneider aus Niederhausen verfolge ich bereits seit über 15 Jahren. Jakob Schneider junior, der Ende 2016 vom Gault Millau WeinGuide zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt wurde, hat sich in den vergangenen Jahren ein exzellentes Gespür dafür angeeignet, den Charakter der steinigen und steilen Niederhäuser Lagen unabhängig von den Bedingungen und Fallstricken des Jahrgangs in die Flasche zu bringen. So zeigt auch der 2016 Grauschiefer Riesling Gutwein (6,80 Euro) klaren Rieslingaromen, die durch eine frische und lebendige Säure zum Klingen gebraucht und von einer rauchigen Note untermalt werden.
Nur einen Steinwurf vom Weingut J. Schneider entfernt liegt das Niederhäuser Weingut Mathern, an das ich besondere Erinnerungen knüpfe, denn es waren die Rieslinge von Helmut Mathern (†), an denen ich einst meine Zunge für Rieslinge von der mittlerenen Nahe schulte. Dass man sich dort auch heute noch bestens auf Riesling versteht, zeigt der 2016er Riesling vom Rotliegenden (8 Euro), ein sehr harmonischer, ausgewogener Wein mit einem zarten Rosen- und Ananasduft und aromatischen Intarsien von Zitrus und nassem Bergbachkiesel.
Ein Frischling im Reigen der Ober- und Niederhäuser Weingut ist Sebastian Gabelmann, der das Weingut Gabelmann erst 2014 gründete. Mit seinen präzise und mineralisch ausgebauten Weinen gelang dem jungen Winzer bereits mit seinem zweiten Weinjahrgang 2015 der Sprung in Weinführern wie dem Gault Millau, Eichelmann und Feinschmecker. Sein 2016er Weißburgunder Gutswein (6,70 Euro) aus dem Doppelstück kommt schlank und frisch daher und kombiniert Aromen von Aprikose und Birne mit einem Duft von Haselnussblüte und einem zarten Veilchenton.
Das Weingut Daum ist in Niederhausen beheimatet und verfügt über Rebflächen in den Lagen Klamm und Kertz Rosenheck, Steinwingert und Pfaffenstein. Beim Frühlingserwachen präsentierte das Gut unter anderem den 2016er Weißer Riesling trocken Kabinett von alten Reben aus der Niederhäuser Lage Klamm (6,50 Euro), einen leichten „Sommerwein“ mit einem schlanken Körper (10,5 Volumenprozent Alkohol), der mit einer floralen und gelbfruchtigen Nase betört.
Für majestätischen Glanz sorgte beim Weinfrühling das Weingut Staab aus Oberhausen, denn Winzertochter Katharina ist amtierende Naheweinkönigin 2016/2017. Passend präsentierte das Gut, das jüngst den Sprung in den Gault & Millau WeinGuide schaffte, beim Weinfrühling den „Wein der Naheweinkönigin Katharina“, einen 2016er Grauburgunder „S“ trocken (8,20 Euro). Der weiße Burgunder steht der Majestät sehr gut, er duftet nach reifer Birne, rollt schmelzig und elegant über die Zunge und lässt im Abgang Noten von Veilchen und weißen Champignons erkennen.
Alle Fotos: Moderne Topfologie
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