Sechs Jahrgänge Paradies Riesling - eine 'Weinlesung' mit Natalie Lumpp


Sommeliere Natalie Lumpp und Paradies Riesling
Sommeliere Natalie Lumpp trifft auf sechs Jahrgänge Paradies Riesling.
Foto rechts: Klaus Hennig-Damasko.

18|07|2017   Think big! Wein in großen Flaschen ist - so mein Eindruck - in. Bei den Weingütern und bei den Konsumenten. Mehr und mehr Weinproduzenten beginnen damit, einen Teil ihrer Weine auch in großen Flaschen (ab Magnum aufwärts) abzufüllen - zuvorderst ihre besten Stücke, um den großen Weinen in großen Flaschen besonders gute Reifebedingungen mit zu geben, aber mehr und mehr auch einfachere Weinqualitäten. Was Sinn macht, denn zum einen entwickeln sich auch einfache Weine in Großflaschen hervorragend, zum anderen greifen auch Privat- und Gastronomiekunden viel lieber zu, wenn eine Großflasche kein vergleichbar großes Loch ins Portemonnaie reißt.


MoToLogie-NEWSLETTER
Hol' Dir die neusten Rezepte, Storys & Tipps aus meiner Küche - klicke folgenden Link, und Du erhältst künftig nach Eingabe Deiner E-Mail den MoToLogie-Newsletter zugeschickt!

MODERNE TOPFOLOGIE | Der NEWSLETTER

Deine E-Mail wird nicht für andere Zwecke genutzt! Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten findest Du in der Datenschutzerklärung.
 

„Wein in großen Flaschen - das ist zu einem Teil ein Lifestyle-Phänomen“, so Natalie Lumpp. Es macht einfach „etwas her“, in der Gastronomie oder bei einem privaten Fest einen Wein aus einer Magnum oder Doppelmagnum serviert zu bekommen oder zu servieren. „Zum anderen Teil verschafft die Großflasche den Weinen aber auch einen echten Vorteil: „In großen Flaschen entwickelt sich Wein völlig anders als im üblichen 0,75-Liter-Gebinde, die Flaschenreife wird stark verzögert. Bis zu 75 Prozent langsamer reift im optimalen Fall ein Wein in einer Magnum im Vergleich zur Normalflasche, und bei noch größeren Flaschen verzögern die Reifung noch weiter“, so die bekannte deutsche Sommelière, Weinberaterin und Weinautorin. Eine besondere Gelegenheit, dies zu belegen, erhielt die in Wein vernarrte und quirlige Baden-Württembergerin jüngst an der Nahe: Auf Einladung des Weingutes Korrell-Johanneshof in Bad Kreuznach-Bosenheim moderierte Natalie Lumpp ein Weinpräsentation, bei der Rieslinge der Jahrgänge 2011 bis 2106 aus der Spitzenlage Paradies verkostet wurden - und zwar alle aus der Magnum.

Winzer Martin Korrell und Natalie Lumpp
Sommeliere Natalie Lumpp und Winzer Martin Korrell.

Sechs Jahrgänge Paradies Riesling aus der Magnum von 2011 bis 2016

Schon seit längerer Zeit, so Winzer Martin Korrell, widmet sich das Weingut mit einem besonderen Interesse dem Thema Wein aus Großflaschen, vor einigen Jahren wurde für Kunden sogar ein spezieller „Magnum Club“ aus der Taufe gehoben. Waren es zunächst nur besondere Qualitäten, die von Winzerfamilie Korrell in große Flaschen gefüllt wurden, so sind finden hier heute auch Einstiegsqualitäten wie der Weißwein „Mahlzeit“ und Rosé „Mahlzeit“ ihren Weg in die Magnum. Zur optimalen Funktion laufen die Großflaschen indes auf, wenn auch der enthaltene Wein ein tendenziell großer mit einem hohen Maß an Reifepotential ist, und bei den Paradies-Rieslingen der Korrells ist dies ohne Frage der Fall. Die Weine aus dem Paradies stellen die Spitze der Qualitätspyramide der Bosenheimer Familie dar, die dort seit Jahrhunderten Weinbau betreibt und auch emotional tief in dieser Spitzenlage an der unteren Nahe mit Blick ins rheinhessische Hügelland verwurzelt ist.

„Ein großer Wein ist wie ein dickes Buch - er kann viel erzählen“

Sechs Mal Paradies-Riesling aus der Magnum - beste Voraussetzungen für Sommelière Natalie Lumpp also, ihrer Begeisterung für Wein im Allgemeinen und Riesling im Speziellen bei der Moderation der Weinpräsentation freien Lauf zu lassen. Denn eines machte die sympathische Badenerin gleich (und dann mehrfach wieder) klar: Riesling ist meine große Liebe!“ Die Magnum-Weine aus dem Paradies der Jahrgänge 2011 bis 2016 boten dann beste Gelegenheit, diese Riesling-Liebe zu zelebrieren. Denn so unterschiedlich sich die Weine aus den verschiedenen Jahrgängen auch geschmacklich präsentierten, so eint sie doch ein hervorstechendes Merkmal. Alle sind Spitzeklasse! (Oder in Parker-Punkten ausgedrückt: Jedem der Rieslinge habe ich 90 und mehr Bewertungspunkte spendiert.)

„Ein großer Wein ist wie ein dickes Buch - er kann viel erzählen“, so Lumpp. Und viel zu erzählen hatte der Paradies Riesling Jahrgang 2016 aus der Magnum, der die Weinverkostung einläutete, tatsächlich. Bereits in der Nase zündet der Riesling ein Feuerwerk an Fruchtaromen (Aprikose, Himbeere, Maracuja), am Gaumen gesellen sich Mandarine, Mirabelle und Ananas hinzu, begleitet von einer knackigen Säure mit viel „Gripp“, die für einen langen und hell klingenden Nachhall sorgt. „Großartig! Dieser Paradies-Riesling zeigt mustergültig, wie viel Frucht man in einem Wein transportieren kann“, so die Sommelière. Meine Wertung: 93 Parker-Punkte.

Sommeliere Natalie Lumpp mit Magnum Flasche
"Meine! Die nehm' ich mit. Nein, stimmt gar nicht, bitte drei davon!"

2015 war ein exzellentes Weinjahr, und der Paradies Riesling Jahrgang 2015 unterstreicht dies mit einem weithin hörbaren Paukenschlag. Ein grandioser Wein! „Vielleicht nicht ganz so fruchtig wie 2016, aber man spürt die fabelhafte Mineralität dieses Rieslings“, so Natalie Lumpp. Das Fruchtspiel (süße Aprikose, Cantaloupe-Melone, Ananas) wird begleitet von einer strahlenden Säure und einer deutlichen Spur Salz auf der Zunge - eine faszinierendes und facettenreiches Zusammenspiel. Mein Favorit der Probe, locker 96 Bewertungspunkte wert.

Der Paradies Riesling Jahrgang 2014 wirkt im Vergleich durch seine beerigen Noten mit einem Hauch von Karamell, Rosine und getrocknete Aprikose einen Tick reifer, kehrt aber zugleich auch seine karge, steinige Seite hervor. Man vermeint Kalk in Kombination mit Limette zu schmecken, wiederum Salz und grüne Kräuternoten. „Die für die Lage Paradies typische lebendige Säurestruktur prägt auch diesen Wein, der einmal mehr belegt, dass einige der besten Rieslinge in der ganzen Welt an der Nahe wachsen“, so die Weinexpertin. Meine Wertung: 93 Punkte.

"Riesling ist meine große Liebe!“
Natalie Lumpp

Rosinige Reifenoten mit einem Touch von Honig zeichnen den Paradies Riesling Jahrgang 2013 aus der Magnum aus. Auch dieser Riesling kehrt wie der 2014er eine von Kräutern betonte Seite hervor und zeigt einen salzigen Kern. Im Fruchtspiel stehen hier jedoch deutlicher Exoten wie Ananas und Papaya im Vordergrund und der Wein wirkt im Vergleich zum Nachfolgejahrgang schmelziger und süßlicher. Eine bemerkenswerte Kombination von Rasse und reife - ich spendiere 94 Parker-Punkte.

Aromatisch ähnlich gestrickt aber wesentlich schlanken präsentiert sich der Paradies Riesling Jahrgang 2012. Auch hier finden sich ein Hauch Honig und salziges Karamell, in deren Süße sich würzige Noten von Salbei und Estragon mischen, dazu Aromen von Aprikose und Papaya und ein Hauch von weißem Pfeffer. In der Reihe der verkostetet Paradies Rieslinge wirkt dieser Wein weniger fruchtig, komplex und intensiv (ich vergebe 90 Parker-Punkte) - nichtsdestotrotz ist er meine heimliche Liebe der Probe. Warum: Als Solist getrunken sind die anderen Weine fraglos stärker, ok. Aber als Essensbegleiter, da ist der 2012er Riesling aus dem Paradies durch seine zurückhaltend fruchtige, ebenso dezent süße wie würzige, leicht salzige und insgesamt sehr balancierte aromatische Struktur und eine echte Geheimwaffe. I like it! Mit Sicherheit der Hammer zu einem feinen Fischfilet mit Kräutersauce oder -kruste. „Gereifte Wein passen vielfach viel besser zum Essen. Da braucht es keine Tutti-Frutti-Weine“, spricht mir Natalie Lumpp aus der Seele.

Sommeliere Natalie Lumpp
Ist begeistert von und begeistert ihr Publikum für Wein: Natalie Lumpp.
Foto links: Klaus Hennig-Damasko.

Den Abschluss markierte der Paradies Riesling Jahrgang 2011 aus der Magnum - der älteste Tropfen der Probe, aber trotzdem unglaublich schlank, frisch und lebendig wirkend. Ich schmecke süßen Pfirsich, Zitrone, etwas Melisse und Mirabelle, Orangenschale, etwas Rosine, Charentais-Melone und Salz. „Sehr schlank, sehr rassig und gelbfleischig, ein in der Magnum bestens gereifter Riesling“, so die Sommelière.Ich vergebe 92 Punkte.


Mein Fazit der Magnum Probe Riesling Paradies


  1. So unterschiedlich die Jahrgänge 2011 bis 2016 auch waren, Winzerfamilie Korrell ist es Jahr um Jahr gelungen, aus ihrer Spitzenlage Paradies erstklassige Weine zu vinifizieren.
  2. Es macht Sinn, ein Teil dieser Weine in große Flaschen zu füllen. Sie entwickeln sich in der Magnum hervorragend und - so mein Eindruck - auch die Jahrgangsunterschiede und Charakteristika der Weine werden deutlicher hervorgekehrt und schmeckbarer.
  3. Natalie Lumpp versteht es, sehr mitreißend über Wein und Riesling zu plaudern, speziell, wenn sie so „dicke Bücher“ wie die vorgestellten Naherieslinge aus dem Paradies als Lektüre erhält, um darüber zu erzählen. 
Wein Mahlzeit und Paradies Riesling aus der Magnum.
Winzer Martin Korrell füllt nicht nur seinen Spitzenriesling aus dem Paradies in die Magnum, sondern zum Beispiel auch den Basisweinwein "Mahlzeit!"
Alle Fotos soweit nicht anders gekennzeichnet: Fotos: Moderne Topfologie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentierst Du hier, dann gilt die Datenschutzerklärung. Diese findest Du wie folgt: Scrolle auf dieser Seite ganz nach unten und klicke unten in der Mitte auf das Wort Datenschutz.