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23|11|2020 Geht‘s Dir auch so: Du hast schon viel von der außergewöhnlich hohen, ja, sogar spektakulären Qualität des Weinjahrgangs 2019 gehört, davon probiert hast Du aber bislang wenig? Dann geht‘s Dir genauso wie mir. Zeit, das zumindest ein wenig zu ändern, und zwar mit einer (zweiteiligen) Vorstellung von zehn Weinen aus dem Weingut Forster.
Kleine Jagd auf den "Geisterjahrgang 2019"
2019 ist – verflucht sei Corona – ein „Geisterjahrgang“. Er ist irgendwie da, aber so richtig mit den Händen (respektive mit den Geschmacksnerven) greifen kann man ihn nicht. Zu viele Jahrgangspräsentationen fielen aufgrund der Pandemie aus, zu viele Weinveranstaltungen fanden nicht statt und Weinfreunde hatten kaum Gelegenheit, den neuen Jahrgang in der vollen Breite der Weingüter und Tiefe der Weinkollektionen kennen zu lernen. 2019 war irgendwie nicht richtig greifbar, huschte nur hier und da schemenhaft vorbei . . . ein „Geisterjahrgang“ eben.
Verdient hat das der Jahrgang nicht. Denn er ist ein guter, ein sehr guter und in Teilen sogar exzellenter. Eine Achterbahnfahrt an Wetterextremen kostete die Winzer 2019 zwar Nerven und am Ende schlugen Ertragseinbußen von zum Teil 20 bis 30 Prozent zu Buche. Doch die jungen Weine strahlten dann vielerorts nur so um die Wette. Der mengenmäßig kleine Jahrgang bescherte komplexe, vibrierende Weine, bei denen eine aromatisch dichte Struktur Hand in Hand mit einer feinen Säure und strahlenden Frische geht. Oder, wie es Peter Bernhard Kühn vom VDP Weingut Kühn aus dem Rheingau auf den Punkt bringt: "2019 ist ein brillanter Jahrgang geworden. Kristallin und tiefgründig, voller Spannkraft und lebendiger Vibration".
Weingut Forster - die Kollektion: Teil eins
Beweis gefällig? Jüngst hatte ich Gelegenheit, die aktuelle Kollektion des Weingutes Forster, das in meiner Heimatregion Nahe zuhause ist, zu verkosten, und zehn Tropfen daraus möchte ich – aufgeteilt in zwei Verkostungsberichte – vorstellen. Los geht es heute mit fünf Weinen aus den Nahe- und Erdenweinsegment des Gutes, bevor ich im etwas später folgenden Blogbericht die vier Abenteurerweine der Forsters sowie einen Lagenwein vorstelle.
Apropos vorstellen: Vorab stelle ich Euch noch schnell die für die Weine verantwortlichen Mitglieder der Winzerfamilie Forster vor, als das wären Margit und Georg Forster sowie deren Sohn Johannes. Margit und Georg Forster können mit Fug und Recht den Pionieren des biologischen Weinanbaus an der Nahe zugerechnet werden. Der Ursprung des Weingutes, das in Rümmelsheim im Trollbachtal an der unteren Nahe beheimatet ist, geht auf das Jahr 1938 zurück. Georg Forster übernimmt den Betrieb, der bis dahin ausschließlich Fassweine vermarktete, in achter Generation von seinem Vater. Zusammen mit seiner Frau Margit beschließt er schnell, die Weine fortan selbst abzufüllen und Flaschenweine zu verkaufen. Kurz darauf steht für beide zudem fest: „Wir machen jetzt Biowein!"
Margit, Johannes und Georg Forster (v. r.). |
Seit 1994 arbeitet das Weingut, das zum Bioweinbauverband Ecovin gehört und rund 20 Hektar Rebfläche in Rümmelsheim, Burg Layen, Dorsheim und Laubenheim bewirtschaftet, ökologisch. "Heute ist ‚bio‘ in, aber damals wurde man dafür noch schief angeguckt", erinnert sich Georg Forster an seinen Anfang im Bioweinbau. Der liegt nun über 25 Jahre zurück. Heute entdecken immer mehr Weinbaubetriebe den Trend „Bio“ für sich und Georg Forster gilt als Fachmann für die Themen vitale Weinbergsböden und Kompost-Erzeugung, dessen Expertise auch über die Naheregion hinaus gefragt ist. Die Verwurzelung in der Naheregion, ein Herz für die Natur und vitale Böden sowie die Suche nach dem Ausdruck dieser Böden in den Weinen, das sind die Eckpfeiler der Weinbereitung bei Winzerfamilie Forster. Mit Sohn Johannes, der seit 2012 die Erzeugung und Entwicklung der Weine begleitet, beschreitet bereits die nächste Generation diesen Weg, während Margit Forster „ihren Männer“mit ihrer Arbeit im Office- und Verkaufsbereich den Rücken für die Weinerzeugung frei hält.
Nahe- und Erdenweine im Visier
Weißburgunder trocken 2019
Winzerfamilie Forster hat nur einen Weißburgunder im Sortiment, aber der hat es faustdick hinter den Ohren. Dass der im Einstiegssegment eingruppierte Weißburgunder „der Verkaufsschlager unserer Kollektion ist“, wie Johannes Forster zu erzählen weiß, kommt nicht von Ungefähr. Der Gutswein bietet Jahr für Jahr extrem viel Wein für kleines Geld (7,50 Euro die Flasche), was auch beim Wettbewerb Internationaler Bioweinpreis nicht verborgen geblieben ist. Die Jury spendierte dem Einstiegswein in Forster‘sche Weinwelt bei der jüngsten Bioweinpreis Herbst-Auszeichnung 2020 bemerkenswerte 90 von 100 möglichen PAR-Punkten, wodurch der „kleine“ Weißburgunder mit einer Goldmedaille geadelt wurde.
Riesling Spätlese feinfruchtig 2019
Jetzt wird‘s feinfruchtig: Die Riesling Spätlese von Winzerfamilie Forster zählt ebenfalls zur den Naheweinen, kommt aber im Gegensatz zu den meisten anderen Weinen in dieser Kategorie nicht trocken, sondern mit Restsüße daher. Rund 40 Gramm Restzucker pro Liter bringt der spontan vergorene Wein (8,50 Euro die Flasche) auf die Waage, die aber geschmacklich weitaus weniger ins Gewicht, es als diese Zahl womöglich vermuten lässt.
Spätburgunder vom Kies trocken 2019
Mit dem Spätburgunder vom Kies gegeben wir uns zu den Forster‘schen Erdenweine, die ihre jeweilige Herkunft von unterschiedlichen Böden prägnanter als die Gutweine schmeckbar machen wollen. Auf dem Flaschenetikett wird die Rebsorten-Angabe in die Weinkategorie deshalb mit den Zusätzen „vom Kies“, „vom roten Schiefer“ oder „vom Quarzit“ ergänzt. Ihren Erden- und Lagenweinen gönnen die Forsters gerne zur Entfaltung des vollen Potentials eine längere Entwicklungszeit im Fass, weshalb aktuell der Spätburgunder vom Kies Jahrgang 2017 im Verkauf ist. Der teilentrappte und vier Wochen auf der Maische vergorene Spätburgunder reifte anschließend in verschiedenen Holzfässen (Barriques in Zweit- und Drittbelegung sowie ein kleiner Teil in Stückfässern) und wurde nach einjährigem Holzlager in die Flasche gefüllt.
Der Spätburgunder vom Kies ist ein mustergültiges Abbild des im Vergleich kühleren Jahrgang 2017. Trotz seiner fülligen 13,5 Vol.% Alkohol steht es schlank und feingliedrig im Glas und macht beim ersten Schluck klar, was er ist und was nicht. Wer vom Spätburgunder einen süßlichen Bonbon-Typ erwartet, ist hier definitiv völlig fehl am Platz. Stattdessen gruppiert der Wein seine Kirsch-und Beeren-Note (Brombeere, etwas Pflaume und Johannisbeere) rund um ein straffes und kühl anmutendes mineralisches Rückgrat und ergänzt das rotfruchtige Aromenspiel durch leicht pfeffrige und würzige Noten von grüner Paprika bis Ingwer. Hinzu kommt mit längerer Luftzufuhr ein zarter Hauch von Akazienholz und Noten von kandierter Orange, die im Abgang durch ein griffiges Tanningerüst gestützt werden. Ein Spätburger, der gewiss nicht Everybody's Darling ist, sondern ein echter kleiner Charakterkopf mit Ecken und Kanten, vor dem Genuss karaffiert und keinesfalls zu kühl, sondern mit einer Trinktemperatur von 17 bis 18 Grad serviert werden sollte. Dann läuft der mit 9,50 Euro pro Flasche sehr fair bepreiste Spätburgunder vom Kies auch als Essensbegleiter zur großen Form auf, so wie bei uns jüngst zu einer rosa gegarten Entenbrust auf Kürbiscreme mit karamellisierten Walnüssen und Amarenakirschen. Eine klasse "Wine & Dine"-Kombi!
Riesling vom Kies und Riesling vom roten Schiefer
Riesling vom Kies oder Riesling vom roten Schiefer . . . Jahr für Jahr stellt sich bei mir die Frage, welcher von den beiden Forster‘schen Erdenweinen mein Favorit ist . . . und Jahr für Jahr ist diese Frage alles andere als einfach zu beantworten. So gut wie immer liefern sich die beiden trockenen Rieslinge an meinem Gaumen ein hartes Ringen um den (Geschmacks-)Sieg, der dann auch nur um Haaresbreite gelingt. Ein Umstand, mit dem es im Frühjahr auch die Wettbewerbsjury beim Internationaler Bioweinpreis zu tun bekam, bei dem die beiden Riesling-Erdenweine des Jahrgangs 2018 zur Bewertung anstanden. Und beide schlossen den Wettbewerb nicht nur exzellent, sondern auch fast auf Augenhöhe ab. Die Jury spendierte beiden Weinen bei der Bioweinpreis Auszeichnung Frühjahr 2020 die Top-Platzierung „Großes Gold“, und zwar dem Riesling vom roten Schiefer für die traumhafte Note 98 von 100 möglichen PAR-Punkten und dem Riesling vom Kies für 97 von 100 möglichen Punkten.
Riesling vom Kies
Auch der erst vor kurzem in den Verkauf gekommene Jahrgang 2019 der beiden spontan vergorenen Weine, die zur Erhöhung der Vergleichbarkeit weitestgehend identisch ausgebaut wurden, macht eine Favoriten-Entscheidung nicht nur (wie immer) schwer, sondern fast unmöglich. Der Riesling vom Kies betört gleich beim ersten Hineinstecken der Nase ins Glas mit einem feinen von Aprikose und etwas Ananas dominierten Gelbfruchtaroma, in das am Gaumen etwas Mandarine, Pomelo, Steinobstnuancen und eine hauchzarte Spur von Buttergebäck einsteigen.
Der Wein wirkt trotz seines moderaten Alkoholgehaltes von 11,5 Volumenprozent sehr stoffig und dicht und beeindruckt gleichermaßen durch sein von einer bestens integrierten Säure „ausgeleuchtetes“ feinfruchtiges Spiel der Aromen wie durch Extrakt und Tiefe. Ein Erdenwein-Riesling, der locker in der Kategorie Spitzenklasse mitspielt, und das für „schmale“ 9,50 Euro.
Das Ziel von Familie Forster bei den Erdenweinen ist es, die von unterschiedlichen Gesteinen geprägten Böden, in denen die Reben wurzeln, zum Klingen zu bringen. Das gelingt, so mein Fazit, mit dem Riesling-Erdenwein-Duo des Jahrgangs 2019 in ebenso perfekter wie am Gaumen deutlich schmeckbarer Manier. Welcher Wein einem besser gefällt, ist tatsächlich reine Geschmackssache. Ganz gleich, ob man eher zum etwas offenherzigeren Riesling vom Kies oder zum würzig-schlankeren Riesling vom roten Schiefer tendiert, fest steht: beide Erdenweine bieten für 9,50 Euro pro Flasche ein extrem gutes Preis-Genussverhältnis. Mehr Klasse in der Flasche für weniger Geld, das zu finden dürfte nicht so einfach werden. Deshalb mein dringender Rat: Schnell im Weingut Forster mit einigen Flaschen von beiden Erdenweinen eindecken und sich die kommenden Jahre immer wieder am spannenden Vergleich der beiden Rieslinge vom Kies und vom roten Schiefer erfreuen!
Noch mehr erfahren
- Himmelsstürmer Blanc de Noir,
- Riesling Seefahrer,
- Riesling Wüstenwanderer,
- Riesling Bergsteiger
- Grauburgunder Resérve.
Zum zweiten Teil der Kollektionsbesprechung gelangst Du hier: Weingut Forster - Kollektion 2020: Vier Abenteurerweine & ein Burgunder in der Genussprüfung.
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