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26|09|2020 Vor 20 Jahren zog Martin Tesch bei einem seiner Rieslinge den Stecker: der Riesling Unplugged spaltete die Kundschaft des Weingutes und rief bei einem Teil der Weintrinker echte Empörung hervor, avancierte dann aber zum Verkaufsschlager des Naheweingutes in Langenlonsheim. In diesem Jahr feiert der Unplugged seine 20. Auflage.
Stammkunden liefen Sturm: die Geburt des Riesling Unplugged
Als Martin Tesch den knochentrockenen und mit minimaler Technik produzierten Riesling vor 20 Jahren zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte, löste das ein kleines Erdbeben bei der Weinkundschaft aus. Der Wein, der sich bereits mit seinem gradlinigen und schlichten Schwarz-Weiß-Etikett von jedweder weinblattumrankten und historisierenden Weinromantik distanzierte, wurde von vielen als Provokation empfunden. Zu puristisch kam der Riesling daher, zu störrisch und zu trocken, und dann auch noch ein englischer Name für einen deutschen Wein. Eine Provokation! Dementsprechend heftig waren die wirtschaftlichen Konsequenzen für das Weingut Tesch. "Fast die Hälfte unserer Stammkundschaft verabschiedete sich damals von uns", erinnert sich Martin Tesch an den Aufruhr, denn der Riesling Unplugged verursachte.
Vom eingeschlagenen Weg abbringen ließ sich der Langenlonsheimer Weingutsbesitzer dadurch aber nicht. Mit dem Riesling Unplugged stellte Tesch der fortschreitenden "Verniedlichung und Versüsslichung des Rieslings" ein Bollwerk entgegen - ein äußerst wehr- und standhaftes. Wer hätte vor 20 Jahren ernsthaft erwartet, dass dieser Outlaw-Wein zum Klassiker avanciert. Der Riesling Unplugged ist nicht nur zur Visitenkarte und zum mengenmäßig wichtigsten Wein des Naheweingutes geworden, sondern gleichsam zu einer der Ikonen der Erneuerung des deutschen Weinbaus.
Unplugged: Hartes Rock'n'Riesling-Brett statt kitschige Weinseligkeit
Dr. Martin Tesch zählt fraglos zu den ungewöhnlichsten Winzern an der Nahe: Der Langenlonsheimer, der in seinen jungen Jahren tief in die Punk-Szene ein- und abtauchte, hat sich stets die aufbegehrende, anarchistische Ader seiner Sturm- und Drang-Jahre bewahrt. Das änderte sich auch nicht, als er 1997 im Alter von 29 Jahren von seinem Vater das traditionsreiche Weingut Tesch in Langenlonsheim an der unteren Nahe übernahm. Sofort begann er in dem seit 1723 in Familienbesitz befindlichen Gut mit einem gründlichen Kehraus: Er legte fast die Hälfte der 30 Hektar Rebfläche still, bewirtschaftete nur noch seine besten Lagen und baute darauf nahezu ausschließlich Riesling an. Ein Schock für viele bisherige Kunden des Gutes, denen Tesch weitere Schreckmomente nicht ersparte. Obwohl damals süßere und fruchtigere Rieslinge im Trend lagen und "Easy Drinking angesagt war", so Tesch, stellte er die Erzeugung von rest- und edelsüßen Weinen komplett ein und pustete mit Konzeptweinen wie dem »Riesling unplugged« und einem modernen Produkt-und Etikettendesign jedweden historisierenden, weinseligen und weinlaubumkränzten Drosselgassen-Weinkitsch aus den Hallen des Gutes.
Riesling Unplugged - der 20. Jahrgang
Am Beginn dieser Rock'n'Riesling-Tour steht der "Riesling Unplugged", der Einstiegswein in die Tesch’sche Welt der Rieslinge. Technisch bedeutet das "Unplugged"-Konzept in Listenform gebracht:
- Kontrolliert umweltschonender Weinbau: kein Mineraldünger, keine Insektizide, keine Herbizide
- Ernte der Trauben von Hand
- keine Süße (durchgegorener Wein)
- kein Verschnitt-Anteil
- keine Chaptaliserung, also Aufzuckerung zur Erhöhung des Alkoholgehaltes
- keine Säuerung
- keine Entsäuerung
- keine Aromatisierung (z.B. durch getoastetes Eichenholz)
- keine neuen önologischen Verfahren
Dr. Martin Tesch. |
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