12|05|2018 Da schau her: Noch gestern die hervorragende Riesling-Kollektion des Weingutes Jakob Schneider an der Nahe probiert, und schon heute im schönen Zellertal mit den Weinen von Stephan und Georg Schwedhelm die Kehle benetzt. Ja, Zeller-, nicht Zillertal, also nicht die weithin bekannte Urlaubsregion in Tirol, sondern das Terra incognita der Pfalz.
Pfälzer Weinbau, da denken die meisten wohl zunächst an die Region Mittelhaardt und die vielen namhaften Betriebe rund um Wachen- und Deidesheim, doch auch hier, hoch oben in der Pfalz im malerischen Zellertal, wird Weinbau betrieben, und das bereits seit Hunderten von Jahren. Im Jahr 708, so geht im Zellertal die Sage, wurde hier der älteste Weingarten bepflanzt.
Winzer Stephan Schwedhelm (l.). |
Zu verorten ist das Zellertal ein gutes Stück westlich von Worms, die dortigen Weinberge grenzen direkt an den rheinhessischen Wonnegau an. Im Ort Zell, nur drei Kilometer vom rheinhessischen Weinbauzentrum Flörsheim-Dalsheim entfernt, liegt an der höchsten Stelle des Zellertals und umgeben von Weinbergen das Weingut Schwedhelm.
Schon der Fernblick ins Tal hinunter ist bemerkenswert, nicht minder sind es die Weine, die Stephan und Georg Schwedhelm in die Flasche bringen. Schlanke, kühle Weine mit einer klaren Mineralik, das ist es, was die beiden den nördlichsten Lagen der Weinbauregion Pfalz abringen möchten, und das gelingt den Brüdern - wie ich es bei der aktuellen Jahrgangspräsentation erschmecken durfte - ausgesprochen gut.
Den Reben, die hier auf massiven Kalksteinböden mit Toneinlagerungen stehen, ringen Stephan und Georg Schwedhelm Trauben ab, die sie zu schlanken, geradlinigen und mineralischen Weinen vinifizieren und deren Stilistik mich weniger an typisch Pfälzer Weine, sondern eher an eine Verschmelzung von Rheinhessen und Nahe erinnert.
Diesen Eindruck gewinnt man bereits beim Einstiegsriesling der Schwedhelm-Brüder, dem Riesling Gutswein, der äußerst geschliffen im Glas steht und dessen Pfirsich- und Aprikosenfrucht mit Zitrusnoten, einer belebenden Säure und einer karg-steinigen Mineralität gehörig auf Schwung gebracht werden. Der Riesling der Vorgängerjahrgangs 2016 (6 €) zeigt für meinen Geschmack sogar noch eine Spur mehr Verve als der Nachfolgejahrgang 2017 - einige Kisten davon haben Stephan und Georg Schwedhelm noch auf Lager.
Die Sortentypizität des Rieslings spielt den Brüdern bei ihrem Wirken am idealtypischen Zellertal-Wein in die Hände, doch auch mit weniger rassigen Rebsorten wie Müller-Thurgau oder Scheurebe gelingen den beiden Schwedhelms echte Zauberkunststück.
Das beweisen sie mit ihrem Müller-Thurgau Gutswein 2017 (dem besten trocken Müller-Thurgau, den ich bislang im Glas hatte - 6 €), aber auch mit dem grandiosen und glasklaren Ortswein Zellertal Scheurebe 2017 (8,50 €), bei dem das typische Scheu-Früchtepọtpourri von Johannisbeere über Mandarine und Melone bis Sternfrucht und Mango durch eine dezente Grapefruit-Bitternis und feine Kräuterherbe exzellent auf gerader Spur gehalten wird.
Strotzend vor Kräuteraromen kommt der Lagenriesling Kreuzberg 2016 (10,50 €) daher, sein cremig-muskulöser Körper wird durch Bandagen aus Salzkristallen, der feinen Herbe von Zitrusfrüchten (Limette, Bitterorange, Kumquat) und einer rauchigen Kalkstein-Aromatik straff gezurrt - ein ebenso komplexer wie zupackender und fordernder Wein - ein eigenwilliger Charakterkopf und großes nordpfälzer Rieslingkino. Bitte mehr davon aus dem Zellertal!
Du möchtest noch weiter Weinfundstücke kennen lernen? Alle Teile meiner Blog-Serie findest Du gesammelt hier.
Fotos: Moderne Topfologie
Vinothek des Weingutes Schwedhelm. |
Den Reben, die hier auf massiven Kalksteinböden mit Toneinlagerungen stehen, ringen Stephan und Georg Schwedhelm Trauben ab, die sie zu schlanken, geradlinigen und mineralischen Weinen vinifizieren und deren Stilistik mich weniger an typisch Pfälzer Weine, sondern eher an eine Verschmelzung von Rheinhessen und Nahe erinnert.
Weinfundstück Nr. 17
Diesen Eindruck gewinnt man bereits beim Einstiegsriesling der Schwedhelm-Brüder, dem Riesling Gutswein, der äußerst geschliffen im Glas steht und dessen Pfirsich- und Aprikosenfrucht mit Zitrusnoten, einer belebenden Säure und einer karg-steinigen Mineralität gehörig auf Schwung gebracht werden. Der Riesling der Vorgängerjahrgangs 2016 (6 €) zeigt für meinen Geschmack sogar noch eine Spur mehr Verve als der Nachfolgejahrgang 2017 - einige Kisten davon haben Stephan und Georg Schwedhelm noch auf Lager.
Weinfundstück Nr. 18
Die Sortentypizität des Rieslings spielt den Brüdern bei ihrem Wirken am idealtypischen Zellertal-Wein in die Hände, doch auch mit weniger rassigen Rebsorten wie Müller-Thurgau oder Scheurebe gelingen den beiden Schwedhelms echte Zauberkunststück.
Das beweisen sie mit ihrem Müller-Thurgau Gutswein 2017 (dem besten trocken Müller-Thurgau, den ich bislang im Glas hatte - 6 €), aber auch mit dem grandiosen und glasklaren Ortswein Zellertal Scheurebe 2017 (8,50 €), bei dem das typische Scheu-Früchtepọtpourri von Johannisbeere über Mandarine und Melone bis Sternfrucht und Mango durch eine dezente Grapefruit-Bitternis und feine Kräuterherbe exzellent auf gerader Spur gehalten wird.
Hofhund. |
Weinfundstück Nr. 19
Strotzend vor Kräuteraromen kommt der Lagenriesling Kreuzberg 2016 (10,50 €) daher, sein cremig-muskulöser Körper wird durch Bandagen aus Salzkristallen, der feinen Herbe von Zitrusfrüchten (Limette, Bitterorange, Kumquat) und einer rauchigen Kalkstein-Aromatik straff gezurrt - ein ebenso komplexer wie zupackender und fordernder Wein - ein eigenwilliger Charakterkopf und großes nordpfälzer Rieslingkino. Bitte mehr davon aus dem Zellertal!
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Fotos: Moderne Topfologie