31|03|2019 Einladungen? Sind alle raus! Begrüßungssekt? Kaltgestellt. Wein? Steht bereit! Die Zapfanlage? Angeschlossen! Der Grill im Forstfood-Mobil? Angeheizt! Die Ladenregale und Kühltheke? Mit Wildspezialitäten und anderen Leckereien prall gefüllt! Die Zettelbox für das Schinken-Schätzspiel? Aufgestellt! Musik? Die Jagdhornbläser-Gruppe ist im Anmarsch! Das Wetter? Sommerlich schön! Die Stimmung? Grandios!
Meisenheim ist ja bekanntlich immer eine Reise wert, aber am vergangenen Samstag gab es einen zusätzlichen Grund, um den historischen Stadtkern der "Perle am Glan" zu besuchen. Von 11 bis 14 hatte die Wildkammer aus Bad Sobernheim Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, die Eröffnung ihrer Meisenheimer Filiale zu feiern. Freunde und Bekannte von Inhaberfamilie Nieding sowie Genießer aus Nah und Fern ließen sich da nicht lange bitten, und so herrschte bereits zu Beginn der Eröffnung der „Wildkammer im Jagdhaus“ in der Obergasse 27 ein reges Treiben in und vor dem frisch sanierten historischen Gebäude in direkter Nachbarschaft zum Meisenheimer Hof sowie zum rund 800 Jahre alten Boos von Waldeckscher Hof.
Dr. Rainer Lauf, Vorsitzender der Regionalmarke SooNahe, nutzt die Eröffnung der Wildkammer-Filiale in Meisenheim zum Einkauf bei Metzgermeisterin Petra Nieding. |
Die "Wildkammer im Jagdhaus" ist eröffnet
"Das ist klasse! Wir freuen uns wirklich riesig, so viele bekannte, aber auch so viele neue Gesichter beim Eröffnungsfest begrüßen zu dürfen", ruft mir Wildkammer-Chefin Petra Nieding kurz über die Frische-Theke zu. Dann möchte ich sie aber auch schon nicht mehr länger mit Fragen ablenken, denn die Metzgermeisterin und Fleischsommelière hat alle Hände voll zu tun. Vor der Theke im Wildkammer-Verkaufsraum stehen etliche Kundinnen und Kunden, die etwas von den feinen Fleisch- und Wurstwaren vom Wild, aber auch vom Weiderind oder Landschwein mit nach Hause nehmen möchten. Und sind die einen bedient, dann stehen bereits neue Besucher im Laden, um die feinen Fleischprodukte in der Auslage zu studieren, im kleinen Nebenraum in den begleitenden Wildkammer-Produkten zu Stöbern oder einen dunkel geräucherten Schinken mit Blicken zu taxieren.
Letzteres hat seinen besonderen Grund, denn zur Eröffnung der Filiale veranstaltet die Wildkammer gemeinsam mit den Kooperationspartner Meisenheimer Hof und Weingut Disibodenberg ein „Schinkenschätzen". Es gilt, das Gewicht eines ganzen Schinkens vom Landschwein aus der Räucherkammer zu erraten. Wem es gelingt, der hat die Chance auf einen der tollen Preise, darunter die Teilnahme an einem Wurstseminar der Wildkammer, ein Essen im Meisenheimer Hof und ein flüssiges Weinpräsent vom Weingut Disibodenberg. (Gewinnerliste siehe Textende.)
Uta Armbruster-Held vom Weingut Disibodenberg versorgt einen Eröffnungsgast mit einem Schluck "Dizzy Beau"-Riesling. |
Letzteres, nämlich eine Auswahl der flüssigen Produkte des Weingutes Disibodenberg (ehemals Weingut Klostermühle Odernheim), können die Besucher der Eröffnung auch im kleinen Nebenraum der Wildkammer probieren, den ich nun betrete. Uta Armbruster-Held und ihr Ehemann Prof. Christian Held wechseln sich ab, um Weinfreunde mit einigen Tropfen aus dem Weingutssortiment zu verwöhnen. Sofort ins Auge sticht dabei mit seinem farbigen Etikett und ungewöhnlichen Namen der "Dizzy Beau", ein Wein, der erstmals überhaupt vom Weingut abgefüllt wurde und präsentiert wird. Der Name passt, denn der "Schwindelerregend Schöne" ist ein feingliedriger, tänzerisch-beschwingter Riesling Kabinett mit animierendem Süße-Säure-Spiel. Der Name bringt aber nicht nur den Charakter des rassigen restsüßen Rieslings bestens auf den Punkt. "Dizzy Beau greift lautmalerisch die erste Worthälfte des Weinguts- und Weinbergsnamen Disibodenberg auf. "Der Name verweist so auf spielerische Art auch auf seine Herkunft, auf den Ort, wo er gewachsen ist und erzeugt wurde", verrät Uta Armbruster-Held das "Geheimnis" der Namensgebung für den neuen Wein.
Im Gespräch mit Besuchern der Eröffnung: Prof. Christian Held (Foto links Mitte). Rechts ein Teilstück der kupfernen Brennanlage des Weingutes Disibodenberg. |
Nur ein kurzes Stück weiter entfernt ist derweil Thomas Zenz, Kellermeister des Weingutes Disibodenberg, im Einsatz. Er zeigt und erläutert Besuchern im benachbarten Boos von Waldeckscher Hof die Brennanlage des Weingutes. Die große kupferne Brennblase, die eine schmucke historische Anmutung mit modernster Technik vereint, ist zur Eröffnung der Wildkammer in Aktion zu erleben. Ein ebenso beeindruckendes wie wohlriechendes Schauspiel, denn der laufende Obstbrand verströmt einen feinen, wohlig warmen und herrlich fruchtigen Duft, der den ganzen Raum erfüllt, sich durch die geöffnete Türe nach draußen in die Gasse vor den historischen Adelshof ergießt und an die Türe des Weinhotels und Restaurants Meisenheimer Hof klopft. Hier hat ihn wohl auch der Markus Pape, Koch und Chef des Hauses, erschnuppert, er wirft einen kurzen Blick in die Brennerei und wir schlendern gemeinsam zurück zur "Wildkammer im Jagdhaus", wo sich gerade etliche Besucher eine der frisch gegrillten Wildbratwürste aus dem vor dem Haus parkenden kleinen "Forstfood Mobil" der Wildkammer schmecken lassen.
Ferienwohnung und Hotelzimmer im Jagdhaus
Was am heutigen Eröffnungstag noch nicht zu sehen ist, mir Markus Pape aber verrät: Auch der Meisenheim Hof hat seinen Anteil am Gebäude, in dessen Erdgeschoss die Wildkammer untergebracht ist. In dem Haus aus dem 17. Jahrhundert, das nach jahrelangem Leerstand in den vergangenen Monaten von Meisenheimer Altstadt Immobilien GbR von A bis Z saniert wurde, richtet das Weinhotel eine Ferienwohnung für bis zu sechs Personen sowie ein weiteres Hotelzimmer ein. "Wir sind sicher, dass sich hier im Gebäude, das wir Jagdhaus getauft haben, nicht nur Jäger wohl fühlen werden“, ergänzt Christian Held, Geschäftsführer der Meisenheimer Altstadt Immobilien GbR. Momentan wird noch an der Einrichtung gefeilt, aber "ab Mai werden wir in der neuen Ferienwohnung und im neuen Hotelzimmer Gäste in Meisenheim begrüßen können", freut sich Hotel- und Küchenchef Markus Pape. Der muss jetzt aber schnell zurück in den Meisenheimer Hof, denn dort läuft der Mittagstisch an.
Hotelchef und Koch Markus Pape (r.) vom Meisenheimer Hof bei der Eröffnung der Wildkammer Filiale in Meisenheim. |
Petra Nieding schaut kurz aus dem Laden heraus und sagt neu eintreffenden Besuchern der Eröffnung Hallo, dann eilt sie zurück in die Wildkammer im Jagdhaus, denn weitere Kunden stehen an der Theke und möchten bedient werden. Derweil hält Petra Niedings Ehemann Klaus Nieding vor dem Geschäft die Stellung, um die bei herrlichstem Sonnenschein stetig eintreffenden Besucher zu begrüßen. "Bestes Wetter und eine klasse Stimmung bei feinen Leckereien und Getränken, heute können wir hier in Meisenheim dem Mainzer Marktfrühstück Konkurrenz machen", wirft Nieding mit einem Schmunzeln ein.
Wie es dazu kam, dass die in Bad Sobernheim beheimatete Wildkammer nun auch nach Meisenheim kam, möchte ich von ihm wissen. Das ist schnell erklärt: "Seit Jahren arbeiten wir mit dem Hotel- und Restaurant Meisenheimer Hof zusammen. Wir liefern dorthin Wild. Als Metzgermeisterin, Fleischsommelière und Wildexpertin ist meine Frau aber auch bei Wildkochkursen des Meisenheimer Hofes involviert", erzählt Nieding. Da Hotel- und Restaurantgäste sowie Kursteilnehmer immer wieder nach einer Bezugsmöglichkeit für das feine Wildfleisch fragten, kam irgendwann die Idee auf, neben dem Hauptgeschäft in Bad Sobernheim auch in Meisenheim eine Einkaufsmöglichkeit der Wildkammer zu bieten.
Meisenheim, einfach gut! Dazu trägt ab sofort auch die "Wildkammer im Jagdhaus" bei. |
Gedacht, getan! "Im wunderschönen neuen Geschäft im Herzen der Altstadt von Meisenheim können wir nun allen Meisenheimern und allen Besuchern der Stadt eine Auswahl unserer Produkte anbieten. Mit der Wildkammer im Jagdhaus im hervorragend in Stand gesetzten alten Gebäude hat die Stadt zudem einen weiteren Akzent in der Altstadt zu bieten, der die Attraktivität vom Meisenheim steigert", so Nieding. Der muss sich nun aber auch entschuldigen, denn die musikalische Pflicht ruft. Nieding, Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Kreuznach des Landesjagdverbandes, hat für die musikalische Umrahmung der Wildkammer-Eröffnung die Jagdhornbläser der Kreisjägerschaft eingeladen – und bei denen greift er nun zum Instrument. Zusammen mit seinen Jagdbrüdern setzt Nieding die Hörner an und unterhält die Besucher mit einem Intermezzo aus Signalen der Gesellschaftsjagd, darunter auch das "Zum Essen". Das passende Signal, denn der Duft der im "Forstfood Mobil" frisch gegrillten Wildbratwürste zieht durch die Obergasse und in meine Nase. Zunächst genug geplaudert und fotografiert, jetzt wird erst einmal etwas gegessen. Ich stelle mich am "Forstfood Mobil" an und freue mich auf eine feinwürzige Wildkammer-Wildbratwurst im Brötchen.
Klaus Nieding (r.) beim Hornblasen mit seinen Jagdbrüdern von der Kreisjägerschaft. |
Kontakt & Öffnungszeiten
Wildkammer im Jagdhaus
Obergasse 27
55590 Meisenheim
Tel. 06751 856590
E-Mail: info@wildkammer.de
Öffnungzeiten:
Donnerstag und Freitag: 9–12.30 und 14–18 Uhr
Samstag: 9–17 Uhr
Samstag: 9–17 Uhr
Salami und Schinken der Wildkammer. |
Gut zu wissen
- Der Meisenheimer Hof ist ein Weinhotel im Herzen von Meisenheim, der "Perle am Glan", mit hervorragender Küche und 23 Zimmern und Apartments, dem Veranstaltungshaus Boos von Waldeckscher Hof, dem Café Meisentörtchen und der Kochschule Kochhaus Nicolas Appert. Er ist eine Schwestergesellschaft des Weinguts Disibodenberg und versteht sich mit zahlreichen Veranstaltungen als kulinarisch-kulturelles Podium für Meisenheim und den gesamten Glan-Nahe-Raum.
- Die Wildkammer OHG Wild- und Feinkost-Fleischerei wurde 2007 in Meddersheim an der Nahe gegründet, zunächst als reine Wild-Metzgerei. Im Jahre 2012 erfolgte der Neubau der erweiterten Produktions- und Ladenräume. Seit dieser Zeit werden die Produkte in den neuen modernen und EU-zertifizierten 600 Quadratmeter großen Produktionsräumen am Johannisplatz 1 in Bad Sobernheim hergestellt und im angeschlossenen Hauptgeschäft an Privat- und Gastronomiekunden verkauft.
- Von der Buchhändlerin zur Metzgermeisterin und Fleischsommelière: Petra Niedings berufliche Vita ist ungewöhnlich. Nach der Schule absolvierte die zierliche Frau eine Ausbildung zur Buchhändlerin. In Recklinghausen lernt sie ihren Mann Klaus kennen. Nach beruflichen Stationen in Washington, D.C. und Stuttgart wechselt Klaus Nieding zu einer großen Wirtschaftssozietät nach Frankfurt am Main, in der er heute als Anwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht tätig ist. Als das Paar Kinder bekommt, möchte Petra Niedings bei ihnen zuhause bleiben. Das junge Paar zieht in den Taunus. Als der Nachwuchs älter wird, ist ein Wiedereinstieg in den Buchhandel schwierig. Das ist der Wendepunkt, an dem die Geschichte der Wildkammer beginnt: Petra und Klaus Nieding sind beide passionierte Jäger, das Wild aus der eigenen Jagd verkaufen sie zunächst in einer kleinen Metzgerei, dann gründen sie die Wildkammer OHG und eröffnen ihr eigenes Geschäft.
Über 120 Goldmedaillen ergatterten die Produkte der Wildkammer bislang bei Leistungswettbewerben der Fleischereibranche. |
- Heute werden von der Wildkammer über 50 verschiedene Wurstsorten ausschließlich aus eigener Herstellung und nach eigenen Rezepten produziert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Wildwurst. Das Wild stammt aus der eigenen 1.500 Hektar großen Jagd sowie aus 40 vertragsgebundenen Zulieferer-Revieren aus der unmittelbaren Umgebung. Der Betrieb hat eine Kapazität von 3.000 bis 4.000 Stück Schalenwild (Rotwild, Damwild, Muffelwild, Schwarzwild und Rehwild) pro Jahr.
- 2015 wurde das Sortiment um anspruchsvolle Produkte aus Weiderind (vorzugsweise Black Angus) und Landschwein (Bunte Bentheimer etc.) erweitert. Besondere Kompetenz liegt im Bereich der Trockenreifung, des sogenannten „Dry Aging“ von Steaks der Rassen Black Angus, Limousin und Hereford.
- Von Anfang an stellte sich die Wildkammer den Herausforderungen renommierter Leistungswettbewerbe. Von 2012 bis 2018 erhielten die Produkte der Wildkammer allein 122 Goldmedaillen sowie neun Pokale für beste Produkte. Bisheriger Höhepunkt war der Gesamtsieg der „Deutschen Wildwurst-Meisterschaft 2016“.
- Geführt wird der Betrieb von Fleischermeisterin und Fleischsommelière Petra Nieding, das Team besteht aus insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine Imbisslinie mit eigenen Foodtrucks unter der Marke „FORST FOOD – powered by Wildkammer“ sowie ein breites Veranstaltungsgeschäft mit eigenen Steakseminaren, Wurstseminaren, kulinarischen Bier- und Weinproben sowie Infoveranstaltungen rund um die Fleisch- und Wurstherstellung in den Räumen des Betriebes runden das Angebot ab.
Schinkenschätzen - die Gewinner
Der 1. Preis (Gutschein für ein Wildkammer-Wurstseminar) geht an Christoph Wasem.
Der 2. Preis (Essen im Meisenheimer Hof) geht an Ingeborg Rehmann.
Der 3. Preis (Wildkammer-Einkaufsgutschein über 50 Euro) geht an Estrela Pereira.
Der 4. Preis (Weinpräsent aus dem Weingut Disibodenberg) geht an Dieter Rech.
Der 5. Preis (Präsentkorb der Wildkammer) geht an Herbert Pape
Ach ja, der zu schätzende Schinken wog genau 7,430 kg.
Hausgemachte Convenience-Lebensmittel ergänzen das Fleisch- und Wurstprogramme der Wildkammer. |
Fotos: Moderne Topfologie