So ein toller Saftladen! Die Fruchtkelterei Merg im Soonwald

Fruchtkelterei Merg


17|01|2022  5 693 Hektar Waldfläche, über 680 000 Bäume und mehr als 130 Vogelarten: der Soonwald ist nicht nur eine grüne Lunge und Rückzugsgebiet für empfindliche Tierarten, sondern auch ein Erholungsort direkt vor unserer Haustüre. Als Herzstück des Naturparkes Soonwald-Nahe steigt der Beliebtheitsgrad des Soonwaldes als Erholungsgebiet stetig an. In diesem attraktiven Naturraum, der das Hügelland der Nahe mit den Höhen des Hunsrücks verbindet, lassen sich aber auch einige kulinarische Entdeckungen machen. Davon zu erzählen weiß Monika Kirschner, Mitbegründerin der Initiative Soonwald, die uns mit auf einen genussvollen Streifzug durch den Soonwald nimmt. Der erste Teil der Tour führt uns heute zu einem ganz besonderen Saftladen, Teil zwei der Tour folgt dann demnächst in einem weiteren Blog-Artikel.

Kulinarische Genüsse aus dem Soonwald


Kann man sich auf den Winter freuen? Ja, man kann, wenn man den Soonwald vor der Tür hat. Es gibt viele gute Gründe dafür, denn der Winter ist alles andere als nur ein ungemütlicher Übergang zum Frühjahr. Eher das Gegenteil ist der Fall. Nie ist die Luft so klar und frisch wie im Winter und selten hat man so viele Gelegenheiten, es sich so richtig gemütlich zu machen. Und das gelingt besonders gut, wenn man vorher im Freien war. Also nichts wie hoch vom Sofa zu einem kleinen kulinarischen Soonwaldausflug mit "soo" gesunden Erlebniseinkäufen, leckeren Verkostungen und netten Begegnungen. Anschließend kann man es sich mit all den verführerischen Mitbringsel zu Hause gemütlich machen.

Storchenpaar
Storchenpaar an der Fruchtkelterei Merg im Soonwald.

"Autowandern" mit gutem Gewissen


Man erinnert sich doch gerne an die Sonntagsausflüge der 50er oder 60er Jahre, als die Autos noch kleiner und die Motoren noch langsamer waren. Es gab genügend Zeit für neugierige Blicke aus dem Fenster, denn es ging gemächlich voran. Warum nicht einmal diese genüssliche Form der automobilen Fortbewegung wieder aufleben lassen? Damals saß meist das Familienoberhaupt am Steuer, die Ehefrau daneben und die Kinder hinten. Beim Käfer sogar im Kofferraum unter dem Heckfenster. Der VW-Käfer mit dem offenen Stauraum hinter den Sitzen ist inzwischen ein rares Sammlerstück.

Aber "Autowandern", das geht auch heute noch, wenn man das Gaspedal und den Geldbeutel schont und bedächtig über die schmalen Soonwaldstraßen - ganz ohne Mittelstreifen - von Dorf zu Dorf fährt. Entlang der sanften Hügel und Streuobstwiesen wird wieder der Weg das Ziel; ganz aktuell statt der Be-schleunigung mit der Ent-schleunigung auf wenigen Kilometern. Auch die kulinarischen Ziele sind noch da, man muss nur wissen wo. Hier dazu ein paar besondere Empfehlungen: keine Gaststätten, sondern Einkaufstätten.

Der beste Saftladen im Soonwald: Fruchtkelterei Merg


Die Reise in die nahe Heimat führt an den südlichen Soonwaldrand. Dort ist das Klima mild, die Sonne scheint oft und es regnet selten. Unser erstes Ziel ist das Dorf Gebroth, berühmt für den besten "Saftladen" der Region. Die moderne Fruchtkelterei Merg liegt etwas außerhalb, weithin sichtbar durch ein hohes großes Storchennest; ihre Adresse: Fruchtkelterei Merg, Lindenstraße 23. Dort lebt und arbeitet das Ehepaar Antje und Rolf Merg mit seinen Töchtern Marie und Sofie, beide studierte Expertinnen für die Fruchtsaft-Keltertechnik. Alle vier sind bekennende SoonwälderInnen, fühlen sich hier pudelwohl und wollen bleiben - auch die junge Generation. Das gemeinsame Ziel der beiden Generationen: Beeren und Früchte aus der Region werden schonend und langsam zu einen breiten Portfolio an Säften, Gelees, Konfitüren, Sirup, Seccos und Weinen verarbeitet.

Um gute Ideen nie verlegen: Rosenrot, Schneeweißchen und Bärenprinz tauften Sophie (l.) und Marie Merg die alkoholfreien Sekt-Alternativen aus ihrer Fruchtkelterei. Foto: Kai Brückner


Auf dem Hof angekommen, grüßen zuerst die Hühner und im Sommer ein Storchenpaar, das sich vor ein paar Jahren in dem selbst gebauten Nest eingenistet hat. Es waren die ersten Rückkehrer nach vielen "storchfreien" Jahren. Betritt man den großen Hofladen, weiß man gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Da gibt es eine XXL-Modell-Eisenbahn, die unter der Decke durch die Dörfer und Städte des Nahelandes fährt, die ein Künstler an die Wände des großen Verkaufsraumes gemalt hat, einen Fernseher mit einer Live-Übertragung aus dem - im Winter leider leeren - Storchennest und dazu eine Fülle kreativer Produkte aus den Früchten der Landschaft. Ganz gleich, wen man von der Familie Merg im Laden antrifft, man fühlt sich sofort willkommen wie bei Freunden.
 
Fruchtsaft trinken für den Artenschutz

Angefangen hat alles vor über dreißig Jahren mit einem einfachen Apfelsaft aus den Äpfeln der dorfnahen Streuobstwiesen und einem Apfelwein. Die große Stärke der Fruchtkelterei am Soonwaldrand sind heute zudem ihre Wildbeerensäfte. Diese Getränke sind pure Kraftpakete, voller Vitamine, lebenswichtiger Bitterstoffe und Polyphenole. 


Sherrino und Gin aus der Fruchtkelterei Merg
Sherrino und Hunsrück Gin der Fruchtkelterei Merg.


Als Gast im Hofladen der Familie Merg – hier ist man Gast nicht Kunde – sollte man nie gehen, ohne einige der ausgefallenen Köstlichkeiten probiert zu habe. Denn um gute (kulinarische) Ideen sind Sophie und Marie Merg nie verlegen. Rosenrot, Schneeweißchen und Bärenprinz haben die beiden die wohlschmeckenden alkoholfreien Sektalternativen aus der Fruchtkelterei getauft, und ein Hunsrück Gin gehört ebenso zu den Spezialitäten des Hauses wie der hochprozentige Sherrino, ein hauseigener Apfelwein, der nach altspanischer Rezeptur zehn Jahre im Eichenfass veredelt wird.

Eine Rarität sind auch die sogenannten "Muttersäfte", reine hundertprozentige Säfte von Beeren und Früchten ohne jeden Zusatz. Für die Verkostung braucht es etwas Mut, so intensiv sind die Aromen und natürlichen Säuren. Muttersäfte sind selten, man bekommt sie nur schwer und fast überhaupt nicht in einer Qualität wie hier. Und das Beste daran: mit jeder Flasche Saft bewahrt man die Schönheit der Soonwald-Landschaft und die Artenvielfalt von Vögeln und Schmetterlingen. Fest steht: Bei einem Besuch im Laden von Familie Merg in Gebroth kann man nicht nur aus einer Fülle von schmackhaften Fruchtsäften und Saftspezialitäten wählen, sondern man erhält auch ein Gefühl für den Herzschlag unserer Region.



Randnotiz

Der Verein Initiative Soonwald besteht aktuell aus fast 400 Personen, die sich für den Soonwald engagieren. "Wir wissen um den ganz besonderen Wert des Soonwaldes für eine lebenswerte Zukunft. Daher wollen wir seine Einmaligkeit bewahren und weiterentwickeln. Dazu gehört auch, dass der Soonwald endlich den ihm angemessenen Schutzstatus bekommen muss. Dafür setzen wir uns seit 1993, also seit fast 30 Jahren, ein", so der Vorsitzende Georg Kiltz.


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Dieser Text ist Teil der der Serie HEIMATKÜCHE hier im Blog. Alle Teile der Serie findest Du gesammelt hier. Du möchtest keinen neuen Teil der Serie verpassen? Dann abonniere den E-Mail-Newsletter von Moderne Topfologie (siehe Anmeldefeld in der Seitenleiste und im Blog-Fuß), der Dich von Zeit zu Zeit über neuen Blogbeitrag  informiert. 

Autorin: Monika Kirschner

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