21|02|2020 Klein, aber oho! Der britische Dessert-Klassiker Sticky Toffee Pudding kommt auf dem Teller als kleines Naschwerk daher, hat es aber faustdick hinter den teigigen Öhrchen. Die kleinen Kuchenstücke beinhalten nämlich eine große Menge eingeweichter süßer Datteln und sie werden zudem überschwänglich mit Karamellsirup begossen, was Sticky Toffee Pudding unglaublich klebrig, sündig-süß und karamellig macht.
Der opulente Schmelz dieser im Idealfall leicht warm servierten feuchtklebrigen Geschmacksbomben ist extrem. Ergänzt um ein wenig Eis, das einen Kontrapunkt zur Süße der Dattel-Küchlein und Wärme der Toffee-Sauce setzt, und das verführerische Aromenspiel des Sticky Toffee Puddings wird noch gewaltiger. Auf jedes Kuchenstück wird zunächst eine Kugel Vanilleeis gesetzt, die anschließend noch mit einem Guss Karamellsauce gekrönt wird. So verwandelt sich Sticky Toffee Pudding für die Kaffee- oder Dessert-Tafel in einen veritablen Augen-und Gaumenschmaus, der mit seinem aromatischen Bombast und Wechselspiel zwischen Wärme und Kühle noch lange am Gaumen und im Gedächtnis haften bleibt.
Karamell-Sauce ist unverzichtbar für Sticky Toffee Pudding. |
Sticky Toffee Pudding, wer hat's erfunden?
Sticky Toffee Pudding gilt als Nachtisch-Klassiker der britischen Küche, hat möglicherweise aber kanadische Wurzeln. Einige Quellen gehen davon aus, dass Sticky Toffee Pudding erstmals von Patricia Martin in ihrem Landhotel serviert wurde. Das Rezept habe sie ursprünglich von zwei kanadischen Luftwaffen-Offizieren erhalten, die während des Zweiten Weltkriegs in ihrem Hotel nächtigten. So oder so: Woher ich das unten aufgeführte Rezept habe, weiß ich mit Gewissheit. Jüngst verbrachten wir ein Wanderwochenende in der Südpfalz, und als Überraschung für die Heimgekehrten servierte uns der das Haus hütende Sohn am Sonntagnachmittag Sticky Toffee Pudding mit Vanilleeis. „Perfekt zubereitet und sehr lecker, Jan, danke!“ Und damit sich jeder davon überzeugen kann, hier das Rezept aus Jans Feder.
Rezept für Sticky Toffee Pudding
ZUTATEN | für 24 Törtchen
Für die Küchlein:
- 250 g entkernte getrocknete Datteln (im Optimalfall Medjool Datteln*)
- 200 ml Wasser
- 100 ml Kaffee
- 1 TL Natron*
- 200 g Mehl
- 2 TL Backpulver
- 110 g weiche Butter
- 200 g brauner Zucker
- 2 große Eier (mit Zimmertemperatur)
- 1 Vanilleschote*
- 4 EL Zuckerrübensirup* (alternativ Melasse*)
Für die Sauce:
- 220 g brauner Zucker (Vollrohrzucker*)
- 2 EL Zuckerrübensirup*
- 250 ml Sahne
- 1 Prise Meersalz
- 100 g Butter
Weitere Zutaten und Kochutensilien:
- Vanilleeis
- 2 Muffinformen* für je 12 Muffins
ZUBEREITUNG | ca. 30 Min. Arbeitszeit und 30 Min. Backzeit
- Die Datteln klein hacken und mit Wasser und Kaffee in einen kleinen Topf geben. Bei mittlerer Hitze aufkochen und einige Minuten sanft köcheln. Hitze reduzieren, das Natron einrühren (das erzeugt eine kleine Aufschäum-Reaktion, keine Panik, das muss so sein) und den Topf abgedeckt beiseite stellen.
- Das Mehl in eine Schüssel sieben und mit dem Backpulver vermischen. Die Muffin-Formen mit einer kleinen Menge von der Butter ausstreichen und leicht mit Mehl bestäuben. Den Backofen auf 175 Grad Celsius Umluft vorheizen.
- Das Mark der Vanilleschote auskratzen. Zusammen mit der restlichen Butter und dem Zucker in eine große Schüssel geben und cremig rühren (z. B. mit der Küchenmaschine oder einem Handmixer), dies dauert ca. 3–4 Min. Dann die Eier nacheinander dazugeben und mit verminderter Geschwindigkeit einrühren. Sprich: Zunächst das erste Ei komplett in den Teig eingearbeitet und dann das zweite. Anschließend den Zuckerrübensirup einrühren. (Sei vorgewarnt: Spätestens jetzt wird die ganze Angelegenheit enorm „sticky“, also klebrig!) Nun nach und nach in mehreren Schüben das gesiebte Mehl hinzugeben und gleichmäßig einrühren. Zu guter Letzt die vorbereiteten Dattelstücke, die noch leicht warm sein sollten, mit einer Gabel grob zerdrücken. Die Dattel in die Teigschüssel geben und eingerührt. (Übrigens: Wer seine Törtchen absolut frei von Stückchen haben möchte, kann die Datteln auch pürieren.)
- Die Muffin-Formen ca. zu 2⁄3 mit Teig füllen und rund 30 Min. in der Ofenmitte backen. Nach 25–30 Min. mit der "Stäbchenprobe" testen, wie gar sie sind. Ein dünnes Holzstäbchen (z. B. Zahnstocher) in die Kuchenmitte stecken. Kommt das Stächen bei Herausziehen größtenteils ohne Teigkrümel heraus, sollte der Kuchen fertig gebacken sein.
- Während der Backzeit bereite die Toffee-Sauce vor: Dazu den Zucker in einem Topf leicht karamellisieren. Den Rübensirup, die Sahne und die Prise Meersalz dazu geben und aufkochen. Die Butter hinzufügen und noch ca. 2 Min. unter ständigem Rühren mit dem Schwingbesen köcheln lassen. Die Toffee-Sauce dann mit geschlossenem Deckel warm stellen.
ANRICHTEN
- Je ein Törtchen mit der breiteren Oberseite nach unten mittig auf einen Teller setzen. Mit einer Gabel einige Mal einstechen und 2 EL der warmen flüssigen Toffee-Sauce über das Küchlein träufeln. Die Sauce etwas weiter abkühlen lassen, damit sie eine zähflüssigere Konsistenz annimmt. Ist dies erreicht, eine Kugel (selbstgemachtes) Vanilleeis auf das Küchlein setzen und mit 1 EL Toffee-Sauce beträufeln.
Küchentipps
Jetzt vorbereiten, später servieren, geht das? Ja! Kuchen und Sauce lassen sich sehr gut vorbereitet. Wichtig aber ist: Der Sticky Toffee Pudding sollte leicht warm serviert werden. Also: Vor dem Servieren den Kuchen mit Folie zugedeckt im Ofen dezent aufzuwärmen und die Toffee-Sauce im Topf erhitzen.
Andere Form gefällig? Du kannst den Sticky Toffee Pudding auch (wie Brownies) in einer rechteckigen Springform* oder Auflaufform* (ca. 32 x 22,5 cm) backen. Denn fertigen Kuchen dann aus der Form lösen, in Stücke der gewünschten Größe schneiden und warm servieren.
Andere Aromen gewünscht? Das Rezept bietet einige Stellschrauben, an denen sich drehen lässt, um dem Sticky Toffee Pudding einen anderen "aromotischen Kniff" mit auf den Weg zu geben. Zum Beispiel: Weiche die Dattel statt in Wasser und Kaffee doch einmal in Earl Grey Schwarztee* (mit Bergamotte-Aroma) ein. Oder in einem dunklen malzigen Bier, zum Beispiel in einem Porter*. Oder in etwas Tawny Port*.
"Schrauben" lässte sich an der Aromatik des Kuches auch mit Gewürzen. Der Schweizer Koch Ralph Schelling aromatisiert seinen Sticky Toffee Pudding beispielsweise auf die oben im Rezept angegebene Teigmenge mit je einem ½ TL Ingwerpulver; Nelkenpulver; Zimtpulver; Kardamompulver; Muskatpulver; Korianderpulver, Pimentpulver sowie einer Prise Salz. Probier's doch mal aus!
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Foto Karamellglas: Yulia Khlebnikova
Foodfotos: Moderne Topfologie