12|05|2014 Raus aus der Provinz! Wer jung ist, dem ist dieser Impuls mit Sicherheit bekannt. Doch Provinz im Sinne der heimatlichen Scholle stellt auch einen echten Wert dar, den es zu pflegen, weiter zu entwickeln und zu transportieren gilt. Wer das sagt? Eine junge Winzergeneration, die bei ihren Weinen großen Wert darauf legt, dass der jeweilige „Heimatflecken“ spür- und schmeckbar ist. Auch für Johannes Schild und Jakob Schneider ist Regionalität eine Stärke. Warum das so ist, das erläuterten mir die beiden 31 Jahre alten Nahewinzer, die seit ihrer gemeinsamen Studien- und WG-Zeit in Geisenheim im Rheingau befreundet sind, im Gespräch.
Winzerweine: Heimatgeschmack statt Uniform-Aromatik
Warum schmeckt ein Wein so, wie er schmeckt? Beim industriell erzeugten Massenwein, von dem jährlich Millionen von Hektolitern erzeugt werden, ist diese Frage einfach zu beantworten - die Vorgehensweise ist nicht anders als bei der Entwicklung einer neuen Tütensuppe: Marktforscher definieren ein bevorzugtes Geschmacksbild des Konsumenten, und auf dieses Geschmacksprofil hin wird das Produkt entwickelt und designt. Das industriell erzeugte Weinprodukt soll Jahr für Jahr identisch schmecken. Warum der Wein aus einem Weingut, das seine Erzeugnisse direkt vermarktet, so schmeckt, wie er schmeckt, diese Frage ist weitaus schwieriger zu beantworten. Man muss mehr über den Winzer und seine Weinideen, seine Person erfahren. Die regionalen und kulturellen Traditionen, denen er sich verpflichtet fühlt, sein Können, seine Werte, Ziele und Ideen fließen in die Weinerzeugung ein. Das Ergebnis ist kein genormtes Produkt der Geschmacksindustrie, kein funktionales Getränk, sondern ein persönliches Erzeugnis, ein Wein mit Persönlichkeit. Zwei Nahewinzer, die sich ganz in diesem Sinne der Erzeugung von "Heimatweinen" verpflichtet fühlen, sind Jakob Schneider aus Niederhausen und Johannes Schild aus Sankt Katharinen. Beide teilen sich nicht nur das identische Alter von 31 Jahren, sondern auch das Streben nach Weinen, in denen sich neben der regionaltypischen Ausprägung auch eine persönliche Handschrift widerspiegelt.
"Es hört sich langweilig an, aber es ist so: Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, etwas anderes zu machen", erzählt Jakob Schneider. Entsprechend geradlinig ist der berufliche Weg des 31-Jährigen im Weinbau. Bereits als Kind hilft er im elterlichen Weingut in Niederhausen mit, besonders gerne im Weinkeller. Im Alter von 16 Jahren überlässt ihm sein Vater Jakob Schneider Senior ein Fass Most zum Ausbau. Die ersten 1 000 Liter Wein gelingen mit Unterstützung des Vaters bereits gut. Einen Paukenschlag setzt der 17-Jährige aber mit zwei weitestgehend in Eigenregie ausgebauten Weinen des Folgejahres. Mit der Auslese „Junior“ und einem Eiswein erringt das Weingut je einen Platz in den Spitzenreiter-Gruppen des Jahrgangs 2000 im renommierten GaultMillau WeinGuide.
Jakob Schneider |
Zwischen 2003 und 2007 studiert Jakob Schneider Weinbau und Oenologie in Geisenheim. Der Vater überträgt ihm mehr und mehr Arbeiten im Keller, nach Abschluss des Studiums steigt er als Mitgesellschafter ins Familienweingut ein. Während sich der Senior um die Bewirtschaftung der Weinberge kümmert, sorgt sich der Junior neben der Arbeit im Wingert zuvorderst um den Ausbau der Weine. "Mein Vater geht nur noch in den Weinkeller, um dort das Licht auszumachen", so der 31-Jährige, der es sehr zu schätzen weiß, dass sein Vater (57) ihm "sehr früh freie Hand gelassen hat".
Respekt vor dem Heimatflecken
"Zuallererst muss der Wein natürlich schmecken", konstatiert Jakob Schneider. Wichtig sei es zudem, seinen eigenen Stil zu finden und keinem Trend hinterher zu laufen: "Man sollte eine Idee, eine eigene Vorstellung von einem 'guten Wein' im Kopf haben." Diese Idee gelte es zu verfolgen, allerdings mit Respekt vor den Vorgaben, die durch den „Heimatflecken“ gesetzt seien. "Die Natur, die Weinberge und Witterung setzen uns Grenzen. Diese sollten wir anerkennen, sonst landen wir schnell in der ‚neuen Welt‘ technokratisch orientierter Weinmacher, die beispielsweise durch Maschineneinsatz Wein aromatisch anreichern." Jakob Schneiders Idee vom 'guten Wein' knüpft direkt an den "Heimatflecken" an: Sein Ziel ist es, die Niederhäuser Weine, die seit alters her mit einer salziger Mineralität, mit Würze und einem spannenden Süße-Säure-Verhältnissen ausgestattet sind, mit "etwas mehr Kraft und Fülle" auszustatten.Der Winzer bestimmt die Qualität weitaus mehr als die Lage
"Man muss schon vorher im Kopf haben, was man erzeugen will", ist auch Johannes Schild überzeugt. Klar, die Güte einer Weinbergslage habe Einfluss auf den Wein. "Aber der Winzer hat weitaus mehr Einfluss auf die Qualität als die Lage", so der 31-Jährige. Einen qualitativ hochwertigen Wein erzeugen könne man nur aus einem qualitativ hochwertigen Lesegut. Und ein qualitativ hochwertiges Lesegut erziele man nur, wenn man alle Arbeiten im Weinberg auf dieses Ziel ausrichte, vom Rebschnitt über die Boden- und Laubwandbearbeitung bis zur Lese. "Je nach Lage, Rebsorte, Bodenbeschaffenheit und Witterung sind die Arbeitsmaßnahmen, die zu ergreifen sind, unterschiedlich, aber das Ziel ist stets identisch: Qualität."
Qualität, das ist die oberste Prämisse, der sich der 31-Jährige und sein Vater Thomas im Weingut Schild in Sankt Katharinen verschrieben haben. Seit 2008 arbeitet Johannes Schild im elterlichen Weingut mit, zuvor studierte er Weinbau und Oenologie in Geisenheim, wo er auch Jakob Schneider näher kennen lernt, der dort zeitgleich die Hochschulbank drückt und sich zusammen mit Johannes Schild Küche und Bad in einer Wohngemeinschaft teilte. Der Beruf Winzer stand bei Johannes Schild zunächst gar nicht an erster Stelle. Nach der Schule absolviert er zunächst ein Praktikum in einer Metallbaufirma, schwenkt dann aber auf eine Winzerlehre um. "Mit der Lehre habe ich dann so richtig Spaß am Weinmachen bekommen." Eine Initialzündung für ihn ist besonders der erste eigene Wein, den er als Gesellenstück im Weingut Johanninger in Biebelsheim ausbauen und vermarkten darf: ein 2001er Grauburgunder Barrique. Ein Faible für den Ausbau von Wein in den kleinen 225-Liter-Eichenholzfässern begleitet den 31-Jährigen bis heute. Nach dem Studium und einem Berufspraxis-Semester in einem Weingut in Südafrika kehrt Johannes Schild 2007 ins elterliche Weingut nach Sankt Katharinen zurück. Dort widmet sich der Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie speziell der Ausweitung des Rotweinausbaus im kleinen Holzfass. "2001 hatten wir vielleicht drei Barriques, heute über 80", erzählt Johannes Schild. Entsprechend hoch ist der Anteil der Rotweine im Sortiment der Schild-Weine, der bei 50 Prozent liegt.
Johannes Schild |
Qualität, das ist die oberste Prämisse, der sich der 31-Jährige und sein Vater Thomas im Weingut Schild in Sankt Katharinen verschrieben haben. Seit 2008 arbeitet Johannes Schild im elterlichen Weingut mit, zuvor studierte er Weinbau und Oenologie in Geisenheim, wo er auch Jakob Schneider näher kennen lernt, der dort zeitgleich die Hochschulbank drückt und sich zusammen mit Johannes Schild Küche und Bad in einer Wohngemeinschaft teilte. Der Beruf Winzer stand bei Johannes Schild zunächst gar nicht an erster Stelle. Nach der Schule absolviert er zunächst ein Praktikum in einer Metallbaufirma, schwenkt dann aber auf eine Winzerlehre um. "Mit der Lehre habe ich dann so richtig Spaß am Weinmachen bekommen." Eine Initialzündung für ihn ist besonders der erste eigene Wein, den er als Gesellenstück im Weingut Johanninger in Biebelsheim ausbauen und vermarkten darf: ein 2001er Grauburgunder Barrique. Ein Faible für den Ausbau von Wein in den kleinen 225-Liter-Eichenholzfässern begleitet den 31-Jährigen bis heute. Nach dem Studium und einem Berufspraxis-Semester in einem Weingut in Südafrika kehrt Johannes Schild 2007 ins elterliche Weingut nach Sankt Katharinen zurück. Dort widmet sich der Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie speziell der Ausweitung des Rotweinausbaus im kleinen Holzfass. "2001 hatten wir vielleicht drei Barriques, heute über 80", erzählt Johannes Schild. Entsprechend hoch ist der Anteil der Rotweine im Sortiment der Schild-Weine, der bei 50 Prozent liegt.
"Wir machen Weine so, wie sie uns am besten schmecken", stimmt Johannes Schild der grundsätzlichen Marschrichtung von Jakob Schneider zu. Damit die Weine gut schmecken, setzt Winzerfamilie Schild alles daran, um qualitativ das Optimum aus den Weinbergslagen und Jahrgängen heraus zu bringen. Neben der grundsätzlichen Qualität werden von Johannes Schild "Geschmacksleitideen" anvisiert: Die Rotweine sollen kräftig und gehaltvoll, die Rieslinge feinfruchtig und mineralisch schmecken. Ob Rot oder Weiß - Regionalität und Individualität spielt in beiden Kategorien eine bedeutende Rolle: "Die eigene Handschrift muss erkennbar bleiben. Die Leute sollen sagen: Schmeckt wie Schild!", sagt der 31-Jährige. Früher sei es "hip" gewesen, ausländische Weine - speziell Überseeweine - zu trinken. Heute gebe es eher einen gegenläufigen Trend: "Das Bewusstsein der Leute für ihre Heimatregion ist wieder gewachsen. Naheriesling hat eine eigene Stilistik. Hat ein Wein diese Stilistik, dann drückt es seine Herkunftsregion aus. Und das", so betont Johannes Schild, "ist eine echte Stärke".
TIPPS
Wer die Weine von Jakob Schneider probieren möchte, hat dazu am kommenden Wochenende eine sehr gute Gelegenheit: Am Samstag, 17. Mai, 13 bis 18 Uhr, und Sonntag, 18. Mai, 11 bis 18 Uhr, findet die Jahrgangspräsentation des Weingutes Jakob Schneider in der Winzerstraße 15 in Niederhausen statt. Anmeldung via E-Mail info@schneider-wein.com.
Die Vorstellung der neuen Weine im Weingut Schild fand bereits am 4. Mai statt. Die nächste öffentliche Weinpräsentation veranstaltet das Gut in der Klosterstraße 7 in Sankt Katharinen im Herbst.
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