Ragout vom Rind mit Bandnudeln [plus Kochwein-Tipp]


Fleischsauce vom Rind mit Pappardelle

30|07|2016   Wie bist denn Du zum Foodbloggen gekommen? Dieser Frage bekommt man allenthalben gestellt, wenn andere herausbekommen, was man so im Internet Tolles treibt. Wer diese Frage genau beantwortet haben möchte, den verweise ich gerne auf den Menüpunkt Der Autor in meinem Blog, wo ich im Interview im Detail meinen Werdegang zum Foodblogger inklusive gastrophilosophischen Unterbau - angefangen beim Nachsokratiker Aristopfannes über Painados von Rhodos und seine Schrift „Mythos - Logos - Topfos“ bis zum postmodernen Dekonstrukteur Jacques Derrida - erläutere. Die Kurzfassung lautet: Mir kam ein Hobby abhanden, ich suchte ein neues und stolperte - und das steht nicht im besagten Interview - über das Buch eines Foodbloggers, durch das ich erstmals auf die Bloggerszene aufmerksam wurde.


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Mein Ticket zum Stuhlkreis der Anonymen Köche


Wer hat’s also mit verschuldet? Ein Schweizer! Und zwar Claudio del Principe. Dessen 2009 im GU Verlag erschienenes Buch Anonyme Köche - das auf dem gleichnamigen Blog anonymekoeche.net des Schweizers mit den italienischen Wurzeln basiert - bekam ich einst geschenkt und fand es schlicht und ergreifend klasse. Ehrliche und im besten Sinne bodenständige Rezepte serviert in Kombination mit kleinen Erlebnisberichten und Koch- sowie Lebensweisheiten, in denen stets eine Portion Selbstironie und Humor für Würze sorgt - das fand ich erfrischend und gut. Mehr noch: Beim Nachkochen einiger Rezepte stellte sich außerdem heraus, dass diese funktionieren und richtig toll schmecken. Holla, das hat also ein Foodblogger verzapft? Interessant. Eine Recherche im Internet ergab, dass es von dieser Sorte Mensch tatsächlich noch viele mehr da draußen gibt - und das die eine Menge feiner Rezepte und toller Food-Geschichten auf die Welt loslassen.

Ragù di manzo - Ragù vom Rind
Gezupft, nicht geschüttelt, ähm, geschnitten: Ragù di manzo.

Die Einstiegsdroge: Ragù di manzo


Nun, ohne das Buch Anonyme Köche wäre das meiner Aufmerksamkeit vielleicht völlig entgangen - möglicherweise wäre ich nicht oder erst viel später auf die Idee gekommen, einen eigenen Food- & Wine-Blog zu starten. Doch nun ist’s geschehen. Nicht nur Claudio del Principes Blog gehört seither zu meinen All Time Favourites, sondern auch das erste Rezept, das ich von ihm ausprobierte. Sein Ragù di manzo mit Pappardelle ist zugleich das allerallerste Rezept eines Foodbloggers überhaupt, das ich nachkochte. Die gelungene Premiere begeisterte, das Rinderragù mit Pasta schaffte es aus dem Stand in die Liste der familiären Essensklassiker. Und fragt man meine Tochter heute, welches Pastagericht ihr das allerliebste ist, dann lautet die Antwort immer: „Die Nudeln mit der Fleischsauce von dem anonymen Blogger, da.“

Appetit bekommen? Gleich gibt‘s das Rezept, das ich in den Mengenangaben sowie den Gewürzen etwas abweichend vom Original gestaltet habe. Apropos Menge: Wenn Ihr das Ragù macht, dann macht gleich mehr davon. Denn erstens lohnt sich dann der Energieaufwand für die stundenlange Schmorzeit richtig, und zweitens gilt für das Ragù wie für Schmorgerichte überhaupt die geheimnisvolle goldene Regel, dass der Geschmack und die Aromatiefe proportional zur Füllmenge der Zutaten im Schmortopf steigt.


Pasta selbst machen? Hier die ultimative Pasta-Weltformel!


Große Menge gemacht? Super! Was Du an dem einen Tag nicht aufgegessen bekommst, das schmeckt am nächsten nochmal so gut. Zudem lässt sich das Ragù bestens einfrieren und ohne großen Aromaverlust wieder auftauen. So, genug geplaudert, jetzt wird gekocht! Nein, stopp, fast vergessen: Genial zum Ragù schmecken selbstredend selbstgemachte Pappardelle. Wie Du die hinbekommst, das steht in meinen Blog-Beiträgen Basta! Die Weltformel für die weltbeste selbstgemachte Pasta der Welt - weltweit und Frisch ans Pastawalzwerk!

Ragù vom Rind mit Pappardelle


Rezept für Ragout vom Rind mit Pappardelle


Zutaten  |  für 4 Personen

  • 350 g Mirepoix aus Möhren, Schalotten, Knollensellerie, Knoblauch
  • 1,3 kg Rindfleisch zum Schmoren (z. B. Rinderschulter oder Tafelspitz)
  • 2–3 EL Butterschmalz
  • Meersalz
  • schwarzer Pfeffer
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 EL Tomatenmark
  • 6 Pimentkörner
  • 1 Fruchtstand Langer Pfeffer* (alternativ 6 schwarze Pfefferkörner)
  • 1 Flasche Rotwein (750 ml)
  • 400 g passierte Tomaten
  • 400 ml Rinderfond
  • 4–5 Zweige Thymian
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 1–2 EL Butter
  • 500 g Pappardelle (breite italienische Bandnudeln)

Zusätzliche Utensilien



Zubereitung  |  1 Stunde plus 7–8 Std. Schmorzeit

  1. Bereite zunächst das Mirepoix vor. Dazu Möhren, Schalotten und Knollensellerie fein würfeln und die geschälten Knoblauchzehen mit dem Handballen andrücken. Dann das Rind grob würfeln. Die Stücke sollten mindestens doppelt so groß sein, wie man sie beim Essen gerne auf der Gabel hätte. Die Stücke portionsweise im Butterschmalz in einem (gusseisernen) Schmortopf rundum scharf anbraten, bis sie schön gebräunt sind. Herausnehmen und mit etwas groben Meersalz und Pfeffer würzen.
  2. Die 2 EL Olivenöl in den Topf gießen und darin bei mittlerer Hitze das Mirepoix anrösten. Nach ca. 5 Min. das Tomatenmark mitrösten. Die Pimentkörner und den Langen Pfeffer grob mörsern und dazugeben, dann 175 ml Rotwein angießen und den Wein fast komplett verkochen lassen. Diesen Vorgang mit 175 ml Rotwein wiederholen. Die Rindfleischstücke zurück in den Topf geben, die passierten Tomaten, den restlichen Rotwein (400 ml) und Rinderfond angießen und alles erhitzen. Fängt das Ragù an zu köcheln, die Hitze stark reduzieren, den Topfdeckel auflegen und alles auf kleinster Flamme rund 6–7 Stunden schmoren. Ab und an umrühren. Das Ragù sollte während der gesamten Zeit nur sehr sanft vor sich hin schmörgeln. Die Schmorzeit kann bei Bedarf auch auf zwei Tage aufgeteilt werden. (Alternative Zubereitung: Den Topf in den vorgeheizten Backofen stellen und zunächst 1,5 Stunden bei 120 °C Ober-/Unterhitze und dann nochmal mindestens 4 Stunden bei 100 °C auf der untersten Schiene schmoren.)
  3. Das Ragù ist fertig, wenn die Fleischstücke sozusagen bei ersten Anblick sofort zerfallen - sich also mühelos mit einer Gabel zerzupfen lassen. Ist dieser Zustand erreicht, die Fleischstücke herausheben und warm stellen. Die Sauce durch ein Spitzsieb passieren. Zurück in den Schmortopf geben, die Blätter der Thymianzweige und Rosmarin dazugeben und erwärmen. Zur geschmacklichen Abrundung bei Bedarf 1–2 EL Butter unterziehen sowie mit Salz und schwarzen Pfeffer würzen. Wichtig ist es nun, die Sauce immer wieder zu probieren und den Geschmack des Rosmarins zu überprüfen. Dieser soll zwar schmeckbar sein, darf aber auf keinen Fall zu dominant werden. Deshalb den Rosmarin nach einiger Zeit entfernen. Die Fleischstücke mit einer Gabel zerzupfen, zurück in die Sauce geben und erwärmen.
  4. Die Pappardelle kochen, bis sie fast (aber nicht ganz) fertig gegart sind. Rund die Hälfte des Ragù aus dem Topf schöpfen und z. B. in einer Schüssel warm stellen. Die Bandnudeln abschütten und noch feucht mit der restlichen Hälfte vom Ragù im Schmortopf unter Rühren kurz fertig garen. Die Schüssel mit der anderen Hälfte vom Ragù stelle ich dann auf dem Tisch, so dass sich jeder noch selbst etwas auf die Pasta schöpfen kann.

Tipp: Mein perfekter Kochwein - rot

Gibt's den - den perfekten Kochwein? Nein und ja! Nein, denn jeder gute Wein ist schlichtweg auch zum Kochen geeignet. Ja, denn wenn Du einen Wein findest, der zum Kochen gut geeignet ist, sich aus zudem ordentlich trinken lässt und dann auch noch günstig ist, dann bist Du zumindest sehr nah dran am perfekten Kochwein. Und so einen hab' ich vor einigen Jahren entdeckt - mehr dazu unten.

Prämisse bei der Auswahl eines Kochweins ist immer, dass aus schlechten Zutaten kein gutes Essen zu kochen ist. Sprich: Auf keinen Fall einen fehlerhaften oder total säuerlich-bitteren Wein zum Schmoren verwenden. Der Wein sollte immer so gut, dass Du ihn guten Gewissens auch solo glasweise trinken würdest. Gut muss er also sein, der Wein, teuer aber nicht. Du kannst zwar eine Flasche 1964er Château Pétrus in den Topf gießen, müssen musst Du das aber nicht. Schmeckt der Wein ordentlich und ist es zudem noch günstig, dann greife ruhigen Gewissens zu.

Rotwein aus Spanien: Vino Tinto Cepunto

Mein Kochwein-Buddy im Rotwein-Bereich ist seit einigen Jahren der Cepunto, den ich bei dem auf spanische Weine spezialisierten Händler vinos.de kaufe. Der Wein wird aus der ohne Zweifel erhabenen Rebsorte Tempranillo, Spaniens Rotwein-Rebsorte Nr. 1., im Anbaugebiet Kastiliens für vinos.de vinifiziert und kommt in zwei roten Varianten auf den Markt. Als Ceputo Tinto mit dreimonatigen Barriqueausbau für aktuell 3,95 Euro die Flasche und als Ceputo Oro mit viermonatigen Barriqueausbau in französische und amerikanische Eiche für 4.95 Euro. Allein schon, dass Weine dieser Preisklasse Barriqueholz geschnuppert haben, ist außergewöhnlich. Geschmack und Qualität sind für diese sehr moderaten Preis eine kleine Sensation. Schwarzkische und Pflaume, Johannis- und Preiselbeere geben sich im Ceputo ein Stelldichein, hineingewoben sind eine feine Würze, Eukalyptus- und Wacholder-Noten. Der Körper ist insgesamt saftig, schlank und drahtig. Durch den Ausbau im Barrique erhält der Wein an den richtigen Stellen Muskeln und eine Tiefenstaffelung, die in dieser Preisklasse überrascht. Kein Wunder also, dass der Cepunto Tinto vom Falstaff Magazin einst zu einem der 100 Weine mit dem bestem Preis-Leistungsverhältnis gewählt wurde.

Klar, ein Wein, in dem man sich stundenlang beim Aufspüren von Nuancen verlieren kann, ist der Cepunto nicht, aber eine im besten Sinne ehrliche Haut mit erfreulicher Charakterstärke, was ihn für mich zum Kochen und speziell zum Schmoren prädestiniert. Ob Ragù di manzo, geschmorte Ochsenbacke oder Rinderbeinscheiben - seit Jahren greife ich dafür zum Cepunto Tinto, der mir persönlich in vielen Jahren sogar besser (weil etwas markanter und vielschichtiger) schmeckt als der Oro. Und während das Fleisch in einer Flasche Cepunto schmort, ist zumeist eine zweite zum zwischenzeitigen Angießen und Austrinken entkorkt. So habe ich dann zumeist zwei leere Flaschen Cepunto nach dem Kochen zum Altglscontainer zu tragen - siehe "Beweisfoto" oben.
In diesem Sinne: Prost!

Fotos: Moderne Topfologie

Are you dressed to grill? 365 Tage grillen mit Manuel Weyer


Manuel Weyer, Koch und Foodstylist, am Grill


24|07|2016   Bald ist es soweit - mein kleiner Koffergrill namens Emma ist gepackt und in ein paar Tagen geht's ab in den Urlaub - Outdoor-Grillvergnügen inklusive. An der Atlantikküste in Südwest-Frankreich wird mit Sicherheit so einiges an Meeresgetier und auch das ein oder andere Rindersteak auf dem Grill landen. Zuvor hatte ich jüngst das Glück, einem echten Profi noch ein paar Grilltipps zu entlocken, und zwar Manuel Weyer, dem langjährigen Leiter von Johann Lafers Kochschule "Table d'Or". "Um drei Ecken herum" lernte ich den 33 Jahre alten Koch, Rezept-Entwickler und Foodstylisten aus Windesheim an der Nahe vor kurzem kennen und durfte ihn kurz darauf sogar in Aktion erleben, und zwar beim Fotoshooting für sein nächstes Grillbuch, das in Frühjahr 2017 erscheinen wird.


Grillprofi und Manuel Weyer, langjähriger Leiter von Johann Lafers Kochschule, und Fotograf Mathias Neubauer
Manuel Weyer (l.) und Mathias Neubauer.


Im Fotostudio von Mathias Neubauer in Seligenstadt, mit dem Weyer auch schon für sein Anfang 2016 erschienenes Rezeptbuch "365 Tage Grillen" zusammenarbeitete, durfte ich beiden - dem Koch- und Grillprofi sowie dem Food-Fotografen, der bereits für über 100 Kochbücher seine Kamera klicken ließ - über die Schulter schauen und auch erste Blick auf Rezepte und Fotos für das neue Buch werfen. Viel darf ich über das neue Werk noch nicht verraten, aber soviel schon: Im nächsten Buch kommen lauter süße Sachen auf den Grill - und was ich davon an Rezepten und Fotos bei meinem Besuch im Koch-und Fotostudio gesehen habe, ließ mir vor Staunen tatsächlich das ein ums andere Mal den Mund weit offen stehen. Also: Es wird Süßes gegrillt, und zwar auf absolut bemerkenswerte und beeindruckende Weise.


Porterhouse Steak auf dem Grill
Manuel Weyer schickt ein American Porterhouse Steak vom Black Angus auf den Kugelgrill.

Nach meinem Urlaub werde ich hier im Blog ausführlich über Manuel Weyer und meinen Besuch im Fotostudio von Mathias Neubauer berichten. Bis dahin wünsche ich Euch allen eine superschöne Urlaubs- und Grillzeit. Mein Tipp: Vertreibt Euch doch ein wenig Urlaubszeit mit zwei Grillbüchern von Manual Weyer, und zwar 365 Tage Grillen* (ZS Verlag*) und "New BBQ Burger" (Edition 99 Pages* by HEEL). Ich versichere: Reingucken und nachgrillen lohnt sich!


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AKTUALISIERUNG

Inzwischen ist es soweit, heute am 11. September ist sie hier im Blog erschienen, meine Reportage über Manuel Weyer.

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Beschwipste Muffins mit Traubenkernöl


Muffins mit Weintrauben


19|07|2016   Du glaubst nicht, dass Tresterbrand und Traubenkernöl zusammen mit Joghurt und Weintrauben in ein Rezept passen? Doch, passt! Und zwar bei beschwipsten Muffins mit Traubenkernöl. Das Rezept dafür verrieten mir Aurelia und Markus Zöllner, die ich jüngst in ihrer Ölmanufaktur in Bad Kreuznach für die Blog-Serie HEIMATKÜCHE besuchte. Den Bericht über die kleine Ölmühle findest Du hier im Blog unter dem Titel Flüssiges Gold aus Bad Kreuznach - das Rezept für die beschwipsten Ölmühle-Muffins, die gleichermaßen saftig und fluffig daherkommen, habe ich jüngst ausprobiert und reiche es nun hier nach. Übrigens: Das Rezept funktioniert auch bestens mit einem milden Oliven- statt mit Traubenkernöl sowie mit anderen Früchten (Blaubeeren, Himbeeren). Mehr dazu weiter unten bei den Tipps.

Muffins mit Trauben


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Rezept für Muffins mit Traubenkernöl

Rezept  |  für 12 runde Muffins in Papierbackförmchen oder 6 große Kastenform-Muffins

  • 200 g kleine, kernlose Weintrauben
  • 250 g Mehl
  • 2 ½ TL Backpulver oder Weinsteinbackpulver
  • ½ TL Natron
  • 1 Ei
  • 100 g Zucker oder Vollrohrzucker
  • 80 ml kaltgepresstes Traubenkernöl
  • 225 g Naturjoghurt
  • 30 ml Grappa oder Tresterbrand 


Zubereitung  |  ca. 40 Min.

  1. Den Backofen auf 200°C (Umluft 170°C) vorheizen. Papierbackförmchen in die runde Muffin-Backform einsetzen oder die Vertiefungen der Muffin-Kastenform einfetten.
  2. Die Trauben waschen und die Stiele entfernen - größere Trauben halbieren.
  3. In einer mittelgroßen Schüssel das Mehl mit Backpulver, Natron sorgfältig vermischen. In einer weiteren Schüssel das Ei leicht verquirlen. Dann Zucker, Traubenkernöl, Joghurt und Grappa bzw. Tresterbrand hinzufügen. Alles gut verrühren, dann die Mehlmischung gut mit einem Rührgerät hineinrühren. Zu guter Letzt die Trauben in den Teig einrühren. 
  4. Den Teig in die Blechvertiefungen füllen und 20 bis 25 Minuten backen. Die Muffins 5 Minuten im Backblech ruhen lassen, dann aus den Förmchen nehmen und auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. 

Muffins mit Weintrauben und Grappa


Lieber mediterran-warm oder nordisch-kühl

Die beschwipsten Muffins mit Traubenkernöl gelingen auch Backanfängern leicht und beeindrucken durch die Saftig- und Fluffigkeit des Teiges sowie die ausgewogene, nicht zu starke Süße. Das kaltgepresste Traubenkernöl prägt den Geschmack der Muffins. Das Öl hat eine hellgrün schillernde Farbe und kombiniert im Geschmack zarte weinbeerige Noten mit grasigen Aromen und einer dezenten Bitternis. Der Geschmack ist im Vergleich zu anderen Speseölen ungewöhnlich - ich beschreibe ihn gerne als nordisch-kühl. Wem dieser Geschmack zu intensiv ist (was speziell bei jungen Muffin-Essern der Fall sein kann), verwendet als Alternative einfach ein mildes Olivenöl (mediterran-warm) für das Rezept. Statt Weintrauben können als Früchte beispielsweise auch Blau- oder Himbeeren verwendet werden.


Muffins mit Trauben und Grappa

Service & Einkaufsquellen

Traubenkernöl: Kaltgepresstes Traubenkernöl gehört zu den teuersten Speiseölen überhaupt. Das ist verständlich, wenn man weiß, wie viel Aufwand in einem kleinen Fläschchen davon steckt. Man braucht große Mengen der harten und nicht sehr ölhaltigen Kerne, um daraus Öl zu gewinnen. Für einen Liter kaltgepresstes Traubenkernöl werden rund 40 Kilogramm Kernen benötigt, eine Menge, die aus circa zwei  Tonnen Trauben gewonnen werden muss. Die Kerne müssen nach dem Pressen der Weintrauben aus dem Trester (Kerne, Stiele und Beerenhäute) herausgesiebt und anschließend mit warmer Luft getrockner werden. Im Vergleich zu raffiniertem Traubenkernöl, das fast farb- und geschmackslos ist, braucht man für die Herstellung von kaltgepresstem Öl fast doppelt so viele Traubenkerne. In meiner Heimatregion bekomme ich kaltgepresstes Traubenkernöl bei Zöllners Ölmühle in Bad Kreuznach, via Internet findest Du Online-Händler unter anderem hier*.

Vollrohrzucker: Zum Backen (aber nicht nur zum Backen) verwende ich sehr gerne den Muscovadozucker von Billington's. Der Muscovadozucker, den es von Billington's in einer hellen und dunkelbraunen Variante gibt (Light and Dark Muscovado), ist ein unraffinierter Vollrohrzucker, der von der Insel Mauritius stammt. Er hat ein herrliches nussartiges Karamellaroma mit schokoladigen Anklängen und schlägt weißen und hellbraun raffinierten Zucker geschmacklich um Meilen. In meiner Heimatregion Nahe kaufe ich den Muscovadozucker von Billington's im Kreuznacher Gewürzhaus, Du bekommst ihn aber auch via Online-Handel, so zum Beispiel hier*.


HEIMATKÜCHE - Die Serie 

Alle Teile der Blog-Serie HEIMATKÜCHE findest Du gesammelt hier.

Fotos: Moderne Topfologie
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Fleischbällchen und Schweineschulter in Tomatensugo - es wird doppelt gemoppelt


Tomatensugo aus der Schweineschulter mit Fleischklößchen


14|07|2016   Als ich jüngst bei der Essensplanung für das kommende Wochenende im Familienrat ein Gericht vorschlug, bei dem Fleisch mit Fleisch kombiniert wird, erhob sich ein Sturm der Entrüstung. „Was, Gulasch UND Fleischbällchen in einem Essen, tickt’s noch, das ist doch wohl voll übertrieben“, hallte es mir entgegen. „Ne, viel zu üppig, viel zu schwer für ein Sommeressen“, ging die Kritik munter weiter. „Aber, aber, aber . . .“, hielt ich dagegen und wies mit dem Zeigefinger auf den Titel des Heftes, in dem ich das Rezept entdeckt hatte. „Leichte Küche“ stand dort groß und breit als Thema auf dem „essen & trinken“-Sonderheft. „Pah, das schmeckt, das passt, ich werd‘s beweisen“, schmetterte ich den Kritikern entgegen und machte mich flugs daran, einen persönlichen Einkaufszettel zu notieren. Dann eingekauft, gekocht und - tateratata - schon trudelten sie ein, die zarten Wohlschmeck-Bekundungen und zaghaften „Hm, hast vielleicht doch Recht“-Widerrufe.


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Dieser Sugo hält auch hohen Außentemperaturen locker stand


Na also! Und warum auch nicht! Das Fleisch, das zugegebenermaßen in Form von Schweineschulter-Würfeln und Hackfleischbällchen doppelt vorhanden ist, schwimmt ja auch in einer fruchtigen Sauce aus Fleischtomaten, die zusätzlich durch Kapern einen Extra-Frischekick erhält. Zudem herrscht bei den Beilagen vornehme Reduktion, denn zum Tomatensugo mit Schweineschulter- und Fleischklößchen-Einlage dazu gibt es einzig ein paar Weißbrotscheiben zum Tunken oder alternativ einige kross in der Pfanne angeröstete Polenta-Würfel. Hm, ein unwiderstehlich Kombination, die durch einen gut gekühlten Weißburgunder perfektioniert wird und der auch Außentemperaturen von über 30 Grad absolut nichts anhaben können. In diesem Sinne: Trau‘ Dich und probiere das von mir leicht variierte Rezept aus der "Leichten Küche" aus, Du wirst es mit Sicherheit nicht bereuen!

Tomatensugo mit Fleischbällchen

Rezept für Fleischbällchen und Schweineschulter in Tomatensugo


ZUTATEN  |  für 6 Personen

Für den Sugo
  • 700 g Schweineschulter
  • 100 g Zwiebeln
  • 3 Knoblauchzehen
  • 200 g Möhren
  • 1 rote Chili
  • 1 kg reife Fleischtomaten
  • 4 EL Olivenöl
  • Salz
  • schwarzer Pfeffer
  • 1 EL Tomatenmark
  • 30 g Kapern
  • 1 Zweig Rosmarin


Für die Fleischbällchen 
  • 2 Schalotten
  • ½ Bund glatte Petersilie
  • 300 g Rinderhackfleisch
  • 300 g Schweinehackfleisch
  • 2 Eier (Klasse M)
  • 1 EL Senf, mittelscharf
  • 30 g Semmelbrösel
  • 30 g Speisequark (20 % Fettgehalt)
  • Salz
  • Cayennepfeffer
  • 4 EL Olivenöl


ZUBEREITUNG  |  ca. 2,5 Stunden (inkl. 1,5 Stunden Garzeit)
  1. Schneide die Schweineschulter in kleine, ca. 1,5 bis max. 2 cm große Würfel. Die Knoblauchzehen werden klein gehackt, die Schalotten in Streifen geschnitten. Die Möhren schälen und in kleine dünne Stifte (2 x 0,5 cm) schneiden, die Chilischote entkernen und klein hacken. Die Fleischtomaten mit kochendem Wasser überbrühen, einige Minuten stehen lassen und dann abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken und enthäuten. Dann halbieren, den Stilansatz und das mit Kernen durchzogene Fleisch aus dem Inneren entfernen. Letzteres in einem Sieb, unter dem eine Schüssel steht, sammeln und nach dem Entkernen aller Tomaten mit einen Esslöffel sanft drücken, so dass das Tomatenwasser in die Schüssel abläuft. Die Tomatenhälften in kleine Würfel schneiden.
  2. 2 EL Olivenöl in einem (gusseisenen) Topf erhitzen und das die Fleischwürfel portionsweise rundherum anbraten, bis diese ein schöne Bräune angenommen haben. Portion für Portion herausnehmen, salzen und mit etwas groben schwarzen Pfeffer bestreuen. Ist die Hälfte der Würfel angebraten, die restlichen 2 EL Olivenöl in den Topf geben. Ist das Fleisch fertig angebraten, die Zwiebel- und Möhrenstücke im Topf anschmoren. Das Tomatenmark, die Chili- und Knoblauchstücke zugeben und kurz mit anrösten, dann die Tomatenwürfel zugeben. Alles aufkochen lassen, dann ca. die Hälfte des zuvor aufgefangenen Tomatenwassers und die Fleischwürfel in den Topf geben und wieder aufkochen. Deckel auflegen, so dass ein kleiner Spalt vom Topf offen bleibt, und alles ca. 1 bis 1,5 Stunde sanft schmoren lassen, bis die Fleischwürfel mürbe sind.
  3. Für die Fleischklößchen die Schalotten fein würfeln und die Petersilie hacken. Zusammen mit dem Hackfleisch sowie den Eiern, Senf, Semmelbrösel und Quark in einer großen Schüssel  vermengen, mit Salz und Cayennepfeffer würzen und mit den Händen 4–5 Minuten gut durchkneten. Aus der Masse kleine Fleischbällchen (Durchmesser ca. 2,5 cm) formen. Das Öl in einer Pfanne erhitzen du die Bällchen Portion für Portion rundum jeweils 7 bis 8 Min. knusprig braten.
  4. Die Kapern abtropfen lassen und grob hacken. Die Fleischbällchen zusammen mit den Kapern und dem Rosmarinzweig im Topf mit dem Ragù rund 10 Min. bei offenem Deckel erwärmen. Wichtig dabei: Kontrolliere zwischendurch immer mal wieder den Geschmack des Sugos, denn der Rosmarin-Geschmack sollte zwar erkennbar, aber nicht zu dominant sein. Wird der Geschmack zu stark, den Zweig vor Ende der Erwärmzeit aus dem Topf entfernen. 

Beilagentipp

Zum Sugo mit Fleischbällchen passen Weißbrotscheiben, zum Beispiel vom französischen Pain Boulot, oder in der Pfanne kross angeröstete Polenta-Stücke. Die Polenta kannst Du vorbereiten, während das Sugo im Topf schmörgelt, und die Stücke dann anbraten, während Du zum Schluss den Sugo mit den Fleischbällchen erwärmst. Folge dem folgenden Link, dann kommst Du zu meinem Rezept für errötende Polenta-Würfel.

Tomatensugo aus der Schweineschulter mit Fleischbällchen


Alle Fotos: Moderne Topfologie
Rezeptgrundlage: "e&t" Sonderheft Leichte Küche - 2011

Paprikasuppe mit gerösteten Weißbrotscheiben


Paprikasuppe


10|07|2016   Wow, wer hätte das gedacht. Nachdem es so aussah, als würde der Sommer 2016 in diesem Jahr überhaupt nicht mehr die Kurve kriegen, bog er just an diesem Wochenende doch noch mit ungetrübtem Sonneschein und Temperaturen über 25 Grad um die Ecke. Hurra! Für mich das Startsignal, schnell unsere kleine "Emma" (Koffergrill von Weber), die seit dem Angillen 2016 im Keller Staub angesetzt hatte, für eine ausgiebige Ausfahrt am Wochenende betriebsbereit zu machen. Das war ebenso schnell erledigt wie der Einkauf von ein paar Stücken Grillgut (Club-Steak, T-Bone- und Porterhousesteak) aus dem kleinen Direktverkauflädchen der meat brothers Christian und Stefan Beisiegel, das nur einen Katzensprung von meiner Arbeitsstätte entfernt liegt. Da wir an diesem Wochenende zudem noch Besuch erwarteten, kam auch die Idee auf, das Grillvergnügen mit einem Gang vorneweg noch mehr auszupeppen. Doch was machen?


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Ein Paprikasüppchen zum Grillabend-Auftakt

Da liegen doch noch einige Paprikaschoten im Gemüsefach. Könnte man Antipasti draus machen. Paprika im Ofen rösten, abziehen und ein paar Stunden in einer Marinade aus Olivenöl, Balsamico, Weißwein, Knoblauch und Basilikum eingelegt. Oder - das wär vielleicht etwas ungewöhnlicher, ein Paprikasüppchen zubereiten und das vorneweg reichen. Gebongt! Die Zubereitung der Suppe orientiert sich an einem Rezept der Australierin Donna Hay, das ich im Bereich der Tomatenzubereitung für die Suppe abgewandelt habe. Die Paprikasuppe passt durch ihre Kombination aus rauchigen und fruchtig-frischen Noten perfekt zu einem sommerlichen Grillabend.

Paprikasuppe mit geröstetem Weißbrot


Rezept für Paprikasuppe


Zutaten  |  für 4 bis 6 Personen als Vorspeise

  • 8 Tomaten
  • 6 EL Olivenöl
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 Zweige Thymian
  • 1 Prise Puderzucker
  • 1/2 TL Meersalz
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 5 rote Paprika
  • 2 Schalotten
  • 2 El Olivenöl
  • 1 l Gemüsebrühe
  • Salz und Pfeffer zum Abschmecken
  • 8–12 Weißbrotscheiben

Zubehör
  • 1 Gefrierbeutel

Zubereitung  |  90 Minuten (inklusiv Garzeit für die Tomaten)

  1. Den Backofen auf 140 Grad vorheißen. Die Tomaten enthäuten, halbieren, entkernen und in einer kleinen Backform mit 4 EL Olivenöl, 2 abgezogenen Knoblauchzehen, dem Lorbeerblatt und Thymian sowie einer Prise Puderzucker, dem Meersalz und etwas grob gemahlenen schwarzen Pfeffer verrühren. Im Backofen auf der mittleren Schiene ca. 1 Stunde garen. Zwischendurch die Tomaten ein- bis zweimal wenden. 
  2. Die Paprikaschoten wachen, halbieren und entkernen und mit der Hautseite nach oben auf ein Backblech legen. Die Schoten unter dem heißen Backofengrill rösten, bis die Paprikahaut schwarz wird und Blasen schlägt. Die Schoten dann in einen verschlossenen Gefrierbeutel rund 5 Min. ruhen lassen. Dann herausnehmen und die Haut mit einem kleinen Messer abziehen. 
  3. Die Schalotten würfeln und im restlichen Ölivenöl (2 EL) in einem (gusseisernen) Topf glasig anschwitzen. Den Inhalt der Auflaufform mit den Tomaten (vorher das Lorbeerblatt und die Thymianzweig-Stengel entfernen) und die Paprikastücke dazugeben und kurz mit anbraten. Dann rund 1 Liter Gemüsebrühe dazugeben, erhitzen und eine kurze Zeit (5–10 Min.) sanft köcheln, bis die Paprika weich ist. Mit einem Pürierstab oder in einer Küchenmaschine pürieren und mit Salz abschmecken. Vor dem Servieren mit grob gemahlenem schwarzen Pfeffer bestreuen und dazu angeröstete Weißbrotscheiben reichen. 

Zubereitungstipp

Um den Tomatengeschmack zu konzentrieren, trockne ich wie oben beschrieben die Tomaten zunächst rund eine Stunde im Backofen an. Fehlt Dir für diesen Schritt die Zeit? Kein Problem: Steige direkt bei Zubereitungsschritt 2 des Rezeptes ein. Bist Du bei Schritt 3 angekommen, dann gib nach dem Anschwitzen der Schalottenwürfel in nun 4 EL Olivenöl direkt die halbierten Tomaten, 2 Knoblauchzehen, 1 Lorbeerblatt, die Blätter von 2 Zweigen Thymian, 1 Prise Puderzucker, 1/2 TL Meersalz und etwas schwarzer Pfeffer aus der Mühle dazu und dünste alles 5 Min. an. Dann die Paprikastücke dazugeben und weiter fortfahren wie oben beschrieben. Vor dem Pürieren das Lorbeerblatt entfernen.

HAUTE CUvéeTURE - die neue Lust an gepflegten Cuvées vom Weißwein


Weißwein Cuvees von der Nahe


07|07|2016   Der Deutsche hat - frei heraus gesagt - oft gehörig einen an der Klatsche. Ich darf das sagen, denn ich bin einer und nehme mich von dem geäußerten Urteil auch nicht aus. Ein Beispiel für die Verschrobenheit meiner Landsleute ist das tief verankerte Misstrauen, ach, was sage ich, die tiefgreifende Verachtung gegenüber Weißwein-Cuvées. Beim Rotwein, mon dieu, wen schert’s! Da kräht doch kein Hahn danach, ob der aus fünf oder 15 verschiedenen Rebsorten verschnitten ist. Aber beim Weißwein, besonders bei dem aus dem eigenen Land, da versteht der Deutsche keinen Spaß. Rebsortenrein muss er sein, der deutsche Wein. Reiner Riesling, unverfälschter Weißburgunder, purer Silvaner. Wirkt doch sofort verdächtig, wenn keine Rebsorten-Angabe auf der Flasche steht. Und kommt der Weintrinker dann auch noch dahinter, dass in derselben ein Rebsorten-Verschnitt steckt, dann ist der Ofen sofort aus. „Untrinkbar! Nie und nimmer pack‘ ich den an! Das kann nicht schmecken!“


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Ausmisten! Wir vernichten Vorurteile rund um die Cuvée

Mein geneigter Weinfreund, wenn Du da nicht mal einem (doppelten) Trugschluss aufsitzt. Eines solltest Du vorab schon einmal wissen: Dein Rebsorten-Reinheitsverdikt steht auf tönernen Füßen. Fakt ist: In viel mehr Weißweinen, als Du denkst, steckt eine Cuvée drin - auch wenn das so nicht auf dem Etikett steht. Denn vor einem Verschnitt schützt Dich die Rebsorten-Angabe nicht! Das deutsche Weingesetz erlaubt es, dass einem Wein bis zu 15 Prozent einer anderen Rebsorte zugesetzt werden darf, ohne dass dies auf dem Etikett vermerkt werden muss - der Fachbegriff dafür lautet "bezeichnungsunschädlicher Verschnitt". Sprich: Steht auf einer Flasche Riesling, reichen für die Legitimation dieser Rebsortenangabe 85 Prozent Riesling aus - der Rest kann beispielsweise Gewürztraminer sein. Ätsch! Damit - oh Du misstrauischer Cuvée-Verächter - sei Dir schon einmal vorab etwas Vorurteilswind aus den Segeln genommen. Weißwein-Verschnitte können nicht schmecken? Ha, wahrscheinlich trinkst Du mit Wohlgenuss schon jahrelang welche, ohne es zu wissen.

Drei Weißwein-Cuvées Jahrgang 2015 von drei Naheweingütern
Drei Weißwein-Cuvées Jahrgang 2015 von drei Naheweingütern.

Trugschluss Nummer zwei: Ein Verschnitt von Weißweinen kann per se nicht so gut schmecken wie ein reinsortiger Wein. Tatsächlich? Ja, ich räume ein, in begrenzten Maßen kann ich das Naserümpfen zunächst nachvollziehen. Es stimmt: Während das französische Wörtchen Cuvée irgendwie vornehm klingt, hat die bei uns gebräuchliche Übersetzung Verschnitt so gar nichts Anheimelndes. Verschnitt, aua, da steckt ja Schnitt drin. Und der bereitet Schmerzen, wenn er den eigenen Daumen erwischt. Der Verschnitt-Wein dann wohl auch, oder? Verschneiden, dieser Begriff ruft sogleich Wortassoziationen zu vermischt und vermengt hervor, und von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu wild und ziellos gemixt oder ohne Sinn und Verstand zusammengewürfelt. Doch festzuhalten ist: das genaue Gegenteil ist bei der Kunst der Cuvéetierung der Fall. Die dem Verschneiden zugrundeliegende Idee ist es, die Qualität des fertigen Produkts zu erhöhen. Die fertige Cuvée soll in der Summe der Teile deutlich mehr Genuss bieten als die verschiedenen Rebsorten alleine. Um dies zu erreichen, ist vom Winzer viel Sachverstand und Fingerspitzengefühl, viel Wissen und sensorisches Können gefragt. Jede Rebsorte hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Bei der Vermählung der Sorten geht es nun darum, diese so zu kombinieren, das die Stärke der einen Sorte die Schwäche der anderen ausgleicht. Beispiel: Die Weißweinsorte Müller-Thurgau (Rivaner) ist relativ fruchtig, durch die dezente Säure aber auch relativ mild. Nachteil: die Frische des Weines geht mit der Zeit relativ schnell verlosen. Hier kann der Riesling helfen, der durch seine markantere Säurestruktur für mehr Pep und Lagerfähigkeit sorgen kann. Ein Anteil Silvaner trägt dazu bei, die Erdigkeit und Mineralität der Cuvée zu erhöhen. Fehlt noch etwas Fruchtausprägung? Hier kommt vielleicht Scheurebe in Spiel, die zusätzliche frische und fruchtige Aromen und einen Hauch exotischer Gewürze ins Spiel. Sind die Rebsorten dann optimal vermählt, dann schmeckt die Cuvée besser und vielschichtiger als jede Partie für sich.


Im Test: Weißwein-Cuvées von der Nahe

Immer noch nicht überzeugt? Dann lege ich Dir dringend ans Herz, einfach mal einige der aktuell erzeugten Weißwein-Cuvées zu Probieren und sich beim Urteil vom Geschmack und nicht durch die Angaben oder Nicht-Angaben auf dem Weinetikett leiten zu lassen. Mein Eindruck ist: In den vergangenen Jahren weht ein dezenter Wind des Wandels durch die deutschen Weinregionen. Immer mehr zumeist junge Weinmacher trauen sich, Weißwein-Cuvées in die Flasche zu füllen - und immer mehr junge, aber auch ältere Weintrinker legen ihre Scheu ab, probieren die Rebsorten-Kompositionen und finden Gefallen daran. Einige dieser Cuvées aus meiner Heimatweinbauregion Nahe möchte ich hier vorstellen und dringend zum Probieren ans Herz legen.


Einfach nur "weiß" - aber höchst aromatisch

Einfach nur „blanc“ heißt der Wein, durch den mein Interesse für die neue Generation der Weißwein-Cuvée vor einiger Zeit angestoßen wurde. Schöpferin des Weines ist Nahewinzerin Anette Closheim, die im über 150 Jahre alten Weingut ihrer Familie in Langenlonsheim ihre eigene Weinlinie parallel zu der ihres Vaters ausbaut. Mit ihrer aus insgesamt zehn Weinen bestehenden Weinlinie (sechs Weißweine, drei Rotweine, ein Rosé) machte sie schnell von sich Reden. Als erste Winzerin wurde sie von der Fachzeitschrift Weinwelt mit der Auszeichnung „Riesling-Entdeckung des Jahres“ bedacht.

Winzerin Anette Closheim vom Weingut Closheim an der Nahe
Anette Closheim

Einen besonderen Ruf erarbeitete sich die einstige Produktmanagerin von Single Malt Whiskeys und Premium Wodkas zudem mit ihren Weinen aus der Rebsorte Sauvignon Blanc. Gleich vier Mal in Folge sicherte sie sich beim regionalen Vorentscheidung der Sauvignon blanc Trophy für die Nahe das Siegertreppchen. Als ich den „blanc 2014“ erstmals Mal probierte, führte mich dieser Einstiegswein in das Weißweinsortiment Anette Closheim zunächst buchstäblich an der Nase herum. Der Duft nach Stachelbeeren ließ mich sofort den Rebsortentipp Sauvignon blanc abgeben - doch der folgende Eindruck des Weins am Gaumen wollte diese Einschätzung nicht eindeutig bestätigen. Dort trumpfte der leichtfüßig und beschwingt daherkommende Sommerwein mit Noten von Quitte und Johannisbeere, grünem Apfel und einer feinen Muskatnote auf. Eine schnelle Recherche auf der Homepage der Winzerin bestätigte meinen nun aufkeimenden Verdacht: der „blanc“ ist kein Reinblüter, sondern ein Mischling aus Scheurebe und Bacchus, Riesling und Silvaner. Nicht schlecht, Herr Specht - zumal zu dem sehr konsumentenfreundlichen Preis von 6,80 Euro die Flasche! Noch oft schraubte ich im vergangenen Jahr einen „blanc“ auf - und auch der Nachfolgejahrgang 2015 der Weißwein-Cuvées ist ohne Fehl und Tadel. Bacchus und Scheurebe geben im trocken ausgebauten „blanc“ den Ton an und sorgen mit ihrem Aromenspiel dafür, dass die Cuvée als kleine Schwester des Sauvignon Blanc durchgehen. Zu je rund 20 Prozent sind Riesling und Silvaner am Rebsortenverbund beteiligt. Stachel- und Johannisbeere, Holunderblüten und ein Hauch exotischer Gewürze springen einem aus dem Glas entgegen, am Gaumen gesellen sich Aromen von Quitte und Mirabelle dazu, die von einer feinen Würze unterlegt werden. Im Abgang brechen sich Zitrusfrüchte, grüner Apfel und grasige Noten Bahn und werden von einer akzentuierten Säure weit getragen.

Der Wein blanc vom Weingut Closheim an der Nahe


„Bacchus ist eine tolle Rebsorte, die aber reinsortig ausgebaut so gut wie nicht gefragt ist“, erzählt Anette Closheim. „Wenn die Leute Bacchus blind probieren, dann sagen die meisten: Der schmeckt ja“ Hören sie dann aber, dass dies Bacchus ist, dann sagen sie: Hm, lieber doch nicht.“ Um der Kreuzung Silvaner und Riesling plus Müller-Thurgau eine neue sichere Heimstatt zu geben, machte sich die Winzerin auf die Suche nach Vermählungspartnern, die zum aromatisch-fruchtigen und blumigen, von einer Spur Muskat durchzogenem aber oft etwas säurearmen Bacchus passen. Partner Nummer eins für den auch Frühe Scheurebe genannten Bacchus ist die Scheurebe. Die bukettstarke Sorte verstärkt das vielschichtige und rassige Aromenspiel, der Duft nach Johannisbeeren wird betont und Noten von Grapefruit und exotischen Gelbfrüchten kommen hinzu. Der Riesling bringt neben seinen Apfel- und Zitrus-Anklängen zuvorderst die feine Säure und Rasse in die Ehe mit ein, der Silvaner sorgt für eine feine Würze und gute Erdung der Cuvée.

„Zusammen erzeugen die vier Rebsorten einfach ein tolles und variantenreiches Aromengeflecht“, so die Winzerin, die es schätzt, mit dem „blanc“ bei Kunden einen Aha-Effekt zu erzeugen. „Es macht einfach Spaß, für die Cuvée mit den Potentialen der vier weißen Rebsorten zu spielen und aus ihnen einen filigranen, aber nicht zu komplizierten Wein zu erzeugen, der den Kunden zum Essen, aber auch solo schmeckt.“ Um dies zu erreichen, legt die Langenlonsheimerin besonderes Augenmerk auf die Gesundheit der für die Cuvée ausgewählten Trauben und auf eine gekühlte Vergärung im Edelstahlfass, um Frische und Frucht im Wein zu unterstreichen. Zugleich wird der Wein bewusst trocken ausgebaut - der „blanc“ 2015 bringt nur rund 5 Gramm Restzucker mit. Damit grenzt er sich deutlich von dem vielfach gebräuchlichen restsüßen Ausbau von Bukett-Rebsorten ab und liegt ganz auf der modernen Linie der gesamten Closheim-Kollektion, denn die Winzerin mag ihre Weine „lieber ein bisschen markanter als weichgespült“ - übrigens eine Einstellung, der ich mich voll und ganz anschließen mag.

Winzerin Anette Closheim vom Weingut Closheim an der Nahe


Mit der Cuvée "blanc" knüft Anette Closheim zudem an alte Weinbautraditionen an und setzt mit modernen Mitteln eine An- und Ausbaumethode fort, die speziell zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und der Mitte des vergangenen Jahrhunderts an der Nahe verbreitet war. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus-Seuche auch an der Nahe gewütet hatte, wurden dort in erster Linie weiße Rebsorten neu angepflanzt, und zwar verbreitet im so genannten Gemischten Satz. Sprich: Die Reben wurden nicht sortenrein in einen Weinberg gesetzt, sondern Silvaner und Riesling, Gewürztraminer und Elbling standen dort in bunter Sortenmischung. Aus den gemeinsam gepflegten, geernteten, gepressten, vergoren und ausgebauten Trauben wurde dann eine Weißwein-Cuvée - ebenfalls Gemischter Satz genannt - erzeugt. Von Anfang an landete bei dieser Methode also alles „in einem Topf“. Im Unterschied dazu ist das Vorgehen bei der Erzeugung der heutigen Weißwein-Cuvées differenzierter. Die Rebsorten stehen sortenrein in den Weinbergen und werden dort entsprechend ihrer jeweiligen Ansprüche separat angebaut, gepflegt und geerntet. Auch beim Keltern und Vergären bekommt jede Sorte eine Solobehandlung. Erst danach und vor der Flaschenfüllung werden die Weißweinsorten dann primär nach sensorischen Gesichtspunkten zu einer Cuvée vermählt. Damals wie heute ist eine Zielsetzung jedoch identisch: Die Rebsorten wurden und werden zusammengeführt, damit die Stärke der einen Sorte die Schwäche der anderen ausgleicht und das Endprodukt in der Summe der Teile vielschichtiger schmeckt und mehr Genuss bietet.


Verführerische Einladung zum "Schäferstündchen"

Vor der unteren Nahe, und zwar aus dem VDP Weingut Johann Baptist Schäfer aus Burg Layen, stammt eine weitere Weißwein-Cuvée, die schon im Namen vorschlägt, zu welchen Anlass sie genossen werden darf: „Schäferstündchen“. „Der Wein darf natürlich auch zu vielen anderen Gelegenheiten getrunken werden“, erläutert Winzer Sebastian Schäfer schmunzelnd.

Winzer Sebastian Schäfer vom Weingut Johann Baptist Schäfer an der Nahe
Sebastian Schäfer

„Schäferstündchen“, dieser Name passt perfekt zu der trockenen Cuvée aus Silvaner, Scheurebe und Riesling, denn er spielt nicht nur mit dem Familiennamen des Erzeugers, sondern lässt vor dem geistigen Auge zugleich Stimmungsbilder entstehen, die sowohl den Inhalt der Flasche charakterisieren als auch die Gelegenheiten beschreiben, zu dem dieser Wein der passende Begleiter ist. Schäferstündchen, das klingt nach Lebenslust und zart aufwallendem Gefühlsüberschwang, nach feinem (Liebes)Rausch und unbekümmerten intimen Freuden - und genauso unbekümmert, aufwallend, berauschend und zartgliedrig ist der Wein: die Komposition aus rund 70 Prozent Silvaner, 20 Prozent Scheureben und 10 Prozent Riesling schmeckt extrem frisch, fruchtig und leichtfüßig (11,5 Vol. % Alk.). Der Silvaner verankert die Cuvée durch eine Spur Erdigkeit und Mineralität, Scheurebe und Riesling verleihen ihr Flügel durch das animierende Spiel der Fruchtaromen (weiße Johannisbeere, Zitrus, grüne Birne, Minze, Limette, Pampelmuse, im Nachhall auch Heu und Brennnessel) und eine feinnervige Säure, die dem Wein eine trinkanimierende Frische verpasst.

Schäferstünchen Wein vom Winzer Weingut Johann Baptist Schäfer an der Nahe


Anknüpfungspunkt für die Cuvée, die 2012 Premiere feierte und zum Erhalt von Frische und Fruchtspiel komplett im Edelstahlfass ausgebaut wird, ist die Tradition der Silvaner-Erzeugung im Weingut Johann Baptist Schäfer. Mitte des 20 Jahrhundert war der Silvaner die wichtigste deutsche Rebsorte - und auch an der Nahe war der größte Teil der Rebfläche mit Silvaner bestockt. Das änderte sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte und speziell durch die Renaissance des Rieslings, der heute den Rebsortenspiegel an der Nahe anführt und auf fast 30 Prozent der gesamten Rebfläche angebaut wird. Erst auf Platz vier folgt mit einem Anteil von rund 6,5 Prozent der Silvaner. „Früher bauten wir den Silvaner auch reinsortig aus, haben dann aber immer stärker bei den Kunden einen Interessenwandel festgestellt“, erzählt Sebastian Schäfer. „Die Nahe steht heute im Bewusstsein der Kunden primär für exzellente Rieslinge. Wenn diese besondere Silvaner suchen, dann schauen sie eher nach Franken oder Rheinhessen.“

Winzer Sebastian Schäfer vom Weingut Johann Baptist Schäfer an der Nahe


Was aber mit den Silvaner-Trauben des Gutes machen? Für Sebastian Schäfer war klar: es ist Zeit für ein „Silvaner-Facelifting“. „Bei Proben im Keller verpassten wir dem Wein einfach verschiedene Beigaben anderer weißer Rebsorten und stellten fest, dass eine Kombination mit der fruchtigen Scheurebe und dem rassigen Riesling einen tollen Wein ergibt.“ Nachdem der Entschluss feststand, ab sofort eine Weißwein-Cuvée ins Rennen zu schicken, musste nur noch ein passender Name her. Die fast schon genial zu nennende Idee, die Cuvée „Schäferstündchen“ zu taufen, steuerte schließlich Sebastian Schäfers Frau bei. Vollendet wird das Vermarktungspaket durch die Etikettengestaltung, die das Bildnis eines Schäferstündchens aus dem 17. Jahrhundert nutzt, und die Kombination mit einer Strophe aus Friedrich Schillers überschwänglich-bacchantischem Gedicht „Die Entzückung an Laura“, das in der „Visitenkarte“ zur Cuvée zitiert wird.

Das Schäferstündchen Weinetikett - Weingut J. B. Schäfer Nahe
Das "Schäferstündchen"-Etikett in seiner vollen Pracht.


Das „Schäferstündchen“, das mit 7,50 Euro die Spitzflasche zu Buche schlägt, ist ein einnehmendes „Gesamtkunstwerk“, bei dem Inneres (der Wein) und Äußeres (Namensgebung und Etikettengestaltung) perfekt zusammen passen. Der Cuvée gelingt zudem ein kleiner Spagat: Sie ist unmissverständlich zum unbekümmerten und genussvollen Zechen gedacht, spiegelt aber zugleich auch die Qualitäts- und Weinbauphilosophie von Sebastian Schäfer wider, der großes Augenmerk auf das Herausarbeiten des individuellen, vielschichtigen und verspielten Charakters der Weine legt - und zwar vom Gutswein bis zum Spitzengewächs des Hauses. „Vom trockenen Basiswein bis zum Großen Gewächs und zur edelsüßen Riesling-Kathedrale - mein Herz schlägt für die gesamte Bandbreite der Weine“, so der Nahewinzer. Und das schmeckt man dem gelungenen „Schäferstündchen“ deutlich an.


Trink doch mal "Mahlzeit!" zur Mahlzeit

Bereits seit einigen Jahren erfolgreich auf dem Weg der Cuvée-Bereitung unterwegs ist Winzer Martin Korrell vom Weingut Korrell Johanneshof. So vermählte der Winzer aus Bad Kreuznach-Bosenheim für seinen trockenen „Korrell weiß“ Grau- und Weißburgunder mit Riesling und für den Wein „Heimat“ wurden Riesling und Silvaner, Weißburgunder und Müller-Thurgau kombiniert.

Winzer Martin Korrell vom Weingut Korrell Johanneshof an der Nahe
Martin Korrell

An diese Weine knüpft der mit dem Jahrgang 2015 neu aufgelegte Weißwein „Mahlzeit!“ an - eine Cuvée, dessen Name Programm ist: „Wir haben hier eine leichte, unkomplizierte Einstiegscuvée, die sich hervorragend als Essensbegleiterin eignet - und das nicht nur wegen der Aromatik“, so Korrell, „sondern auch wegen des niedrigen Alkoholgehaltes. Da kann man auch schon mal mittags zum Essen ein Glas von trinken.“ Der Nahewinzer schätzt das kreative Spiel mit den Rebsorten. „Bei der Cuvée-Erzeugung lässt es sich sehr schön mit den Rebsorten und ihren jeweiligen Eigenschaften und Charakteristika spielen. Zudem bietet die Vermählung die Möglichkeit, an den verschiedenen Stellschrauben zu drehen. Je nach Auswahl der Cuvéepartner und der je Sorte zugefügten Weinmenge lassen sich zum Beispiel sehr zielgerichtet der Jahrgangstyp herausarbeiten, die Vision von einem ‚Wunschwein‘ umsetzen und auch Ecken und Kanten betonen, um den Weinen Charaktertiefe zu geben.“

Cuwee Mahlzeit vom Weingut Korrell Johanneshof Nahe


Leicht und nicht zu alkohollastig sowie ein guter Essensbegleiter, der auch solo gut trinkbar ist, von dieser Weinvision geleitet hat Korrell beim „Mahlzeit!“ drei Rebsorten, und zwar Rivaner (Müller-Thurgau), Weißburgunder und Riesling. Die Cuvée, deren Reben auf Nahekies und Tonmergel wurzeln, kommt sehr leicht und beschwingt daher (11,5 Vol. % Alk.) und verströmt einen feinen Duft nach Limette und grünem Apfel. Am Gaumen umschmeichelt eine leichte Süße (5,8 g) die Geschmacksknospen, die durch eine feine Säure (6,4 g) abgefedert wird. In das Spiel der Aromen mischen sich hier unter anderem Zitronengras, gelbe kanarische Melone und eine dezente Muskateller-Note. Keine Frage: Mit dieser körperlichen und aromatischen Ausstattung passt die klassisch angelegte Weißwein-Cuvée ebenso bestens zur leichten Sommerküche mit Fisch, Pasta und Salaten wie zu einem Steak vom Holzkohlegrill oder scharf angebratenen Garnelen. Angenehm „leichtgewichtig“ ist auch der Preis der Cuvée, der bei 7,50 Euro pro Spitzflasche „Mahlzeit!“ liegt.


Eine Burgundercuvée zum Reinsetzen: „Steinmauer“

Mit einer Cuvée im Einstiegssegment seiner Weinkollektion gibt sich Martin Korrell allerdings nicht zufrieden. Im Zuge der in den vergangenen Jahren im Weingut vollzogenen Stilbildung und Sortimentsstraffung erblickten mit dem Jahrgang 2015 zwei „Verschnittweine“ das Licht der Welt, die eindeutig in der Oberklasse mitmischen.

Steinmauer Cuvee vom Weingut Korrell Johanneshof an der Nahe


Wein Nummer eins ist der „Steinmauer“, eine Burgunder-Cuvée aus Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay. Die Rebstöcke für diese in der Oberklasse angesiedelten Burgunder-Cuvée (15 Euro) stehen in der Lage Paradies unterhalb der Steinmauer mit dem weithin sichtbaren Schriftzug Korrell (daher der Namen für die Cuvée). Die Trauben wurden mit niedrigem Ertrag selektiv von Hand gelesen, nach 24 Stunden Maischestandzeit behutsam gepresst und teils im Edelstahl, teils in 500-Liter-Holzfässern in Erst- bis Vierbelegung ausgebaut (60 % Edelstahl, 40 % Holz). Die kraftvolle, gut strukturierte Cuvée verströmt einen animierenden Duft nach reifer Birne und saftiger Aprikose und entfaltet am Gaumen neben den Fruchtnoten zarte, bestens integrierte Holz- und Vanille-Aromen. Dezente Spuren von Tannin und eine funkelnde Säure (7,2 Gramm) rüsten den maskulinen, kräftigen Körper (13,5 Vol. Alk.) ein und verleihen der Cuvée einen beeindruckenden Auftritt.


Aus Vier mach Eins: Rieslingcuvée aus Premiumlagen

Wein Nummer zwei trägt den Namen „Von den großen Lagen“, und mit diesem wagt Winzer Martin Korrell sozusagen eine kleine Revolution. Nicht in Sachen Rebsorten-Mix, denn bei diesem Wein handelt es sich um einen reinsortigen Riesling, aber in Sachen Lagenmischung. Denn während landauf und landab das Gros der Winzer immer kleinteiliger denkt und handelt und danach streben, aus jeder noch so winzigen Parzelle einen eigenen Lagenwein zu kreieren, setzte Martin Korrell bei seinen separat ausgebauten Spitzenrieslingen mit dem Jahrgang 2015 den Rotstift an. Inspiriert von der Maxime „reduced to the max“ fasste er vier seiner zuvor separat in die Flaschen gebrachten Spitzenrieslinge aus den Schlossböckelheimer Lagen In den Felsen und Königsfels, der Niederhäuser Klamm und dem Norheimer Kirschheck zu einer Spitzencuvée zusammen: zum Wein „Von den großen Lagen“.

Riesling Von den grossen Lagen vom Weingut Korrell Johanneshof an der Nahe


Aus Vier mach Eins - das ist ein wagemutiger Schritt, für den der Bosenheimer Winzer von Kollegen Skepsis, aber auch Respekt erntete. Das Wagnis liegt auf der Hand: Bieten vier Weine dem Kunden vier Möglichkeiten, einen oder mehrere Favoriten zu finden, heißt es jetzt Top oder Flop. Entweder die Cuvée „Von den großen Lagen“ (15 Euro pro Spitzflasche) gefällt dem Kunden, oder sie gefällt ihm nicht. Und ist letzteres der Fall, dann bleibt als Alternative nur noch ein Spitzenriesling im Sortiment des Weingutes Korrell übrig: Einzig verbliebener Vertreter der Kategorie Lagenwein bei den Korrells ist der „Paradies Riesling“ (18 Euro) aus dem Hausberg der Bosenheimer Winzerfamilie. Dieser Lagenwein markiert künftig allein die Spitze der Rieslingsortiments.

Für Martin Korrell ist die Fokussierung auf zwei statt bislang fünf Spitzenrieslinge eine logische Folge der Entwicklung in den vergangenen Jahre: „Den Blick auf das Wesentliche konzentrieren, das ist ein Beweggrund, der uns in den vergangenen Jahren wie kein zweiter bei der Weinbereitung begleitet und geleitet hat“, so Martin Korrell. Einher geht diese Fokussierung mit dem Bestreben, das Profil der Weine zu schärfen und zugleich ihre Prägung durch die Heimat in einer für den Kunden nachvollziehbaren Weise stärker herauszuarbeiten. In der Konsequenz führte dies zum Entschluss, die Zahl der bisherigen Lagenrieslinge stark zu reduzieren und sich speziell auf einen Weinberg zu fokussieren: die Lage Kreuznacher Paradies. „Die Lage ist seit fünfzig Jahren der ganze Stolz der Familie“, so Martin Korrell, der dort schon als Kind spielte und seinem Vater bei der Arbeit im Weinberg half.

Winzer Martin Korrell vom Weingut Korrell Johanneshof an der Nahe


Neun Hektar bestockte Rebfläche bewirtschaften die Korrells in ihrem Hausberg, der seit jeher auf das engste mit dem Weingut verknüpft ist. Hinzu kommt: das von warmen Muschelkalk- und Tonmergelböden geprägte Paradies ist einzigartig im Gebiet und vereint die Eleganz der Nahe-Rieslinge mit der Opulenz und Tiefgründigkeit des angrenzenden Rheinhessens. „Diese Besonderheit und Alleinstellung gilt es weiter zur Vollendung zu bringen!“, so Martin Korrell, der deshalb den Schritt wagte, den „Paradies Riesling“ künftig als einzigen Lagenriesling des Gutes zu vermarkten, um so dessen besondere Stellung noch deutlicher zu markieren. Und da Besonderheiten im direkten Vergleich noch deutlicher hervortreten, stellt Martin Korrell dem „Paradies“ mit seinen Muschelkalk- und Tonmergelböden die Cuvée „Von den großen Lagen“ zu Seite, in der die Lagen Königsfels und In den Felsen, Klamm und Kirschheck mit ihren Vulkan-, Schiefer- und Gesteinsverwitterungsböden der mittleren Nahe zusammengefasst werden. „Ein Schritt, der sich in den vergangenen Jahren immer stärken aufdrängte“, so Martin Korrell. „Unsere Fassproben im Keller führten immer klarer vor Augen: eine perfektere Balance, einen stärkereren Ausdruck und größere Tiefe ließ sich durch eine Komposition aus den vier Rieslinglagen erzielen.“

Premium-Weißweincuvees Weingut Korrell Johanneshof
Premium-Weißweincuvées: "Von den großen Lagen" und "Steinmauer".

Der „Von den großen Lagen 2015“ macht es leicht, diese Entscheidung für eine Lagencuvée zu mögen: Bereits die Nase des Weins äußerst vielschichtig mit Gerüchen nach Steinfrüchten, nach Pfirsich, Aprikose und Mirabelle. Am Gaumen wird die Komplexität nochmals gesteigert, es kommen unter anderen Noten von Zitrusfrüchten und Kumquats sowie rauchige Noten und Feuersteinaromen hinzu, die sich am Gaumen festsetzen und in einem langen Nachhall ausufern, der durch die prononcierte, aber bestens eingebundene Säure (8,8 Gramm bei 5 Gramm Restzucker) weit vorangetrieben wird. Ein komplexer und bemerkenswerter Wein, der die vormalige Ausdifferenzierung in vier verschiedene Lagenweine wirklich nicht vermissen lässt. „Der Wein steht und spricht für sich“, sagt Winzer Martin Korrell. „Stimmt“, stimme ich zu. Wenn eine Riesling-Assemblage so dermaßen gut schmeckt, dann ist es auch mir tatsächlich völlig schnurzpiepegal, ob ich eine Cuvée oder einen reinlagigen Riesling im Glas habe.


Probieren geht über Etiketten studieren!

In diesem Sinne mein Appell zum Abschluss der kleinen Reise durch die neue Welt der Haute Cuvéeture: Erst probieren, und dann das Etikett studieren! Ausschlaggebend ist der Geschmack im Glas, nicht die vorhandene oder nicht vorhandene Rebsorten- und / oder Lagenangabe auf dem Papier.


Service & Bezugsquellen

Weine der drei oben vorgestellten Winzerinnen und Winzer bekommst Du direkt in deren Weingütern oder via Online-Handel. Dort findest Du Weine von Anette Closheim unter anderem hier* und Weine von Sebastian Schäfer hier*.

Du spielst mit dem Gedanken, die drei Weißwein-Cuvées "Mahlzeit!", "blanc" und "Schäferstündchen" der drei Winzer parallel zu verkosten, um Deine(n) Favoriten herauszuschmecken? Gute Idee! Mein Einkaufstipp dazu: Die Weine bekommst Du direkt bei den Winzern, aber auch zentral an einer Stelle, und zwar in der Nahe.Wein.Vinothek in Bad Kreuznach. Dort sind die drei Weingüter mit jeweils drei Weinen vertreten, darunter momentan auch die drei Cuvées. Verkauft werden die Weine von der Vinothek zum Listenpreis der Weingüter. Du möchtest mehr erfahren? Hier findest Du meinen Blog-Bericht zur Nahe.Wein.Vinothek.

Fotos: Moderne Topfologie
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