Über 22.000 Euro für eine Flasche Wein von der Nahe - Dönnhoff-TBA erzielt Sensationspreis

Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Weingut Dönnhoff bei der VDP Weinversteigerung.


23|09|2019   Hammer! Zum Sensationspreis von 22.491 Euro ist am vergangenen Sonntag eine Magnum-Flasche Riesling Trockenbeerenauslese (TBA) aus dem Weingut Dönnhoff versteigert worden.

Tief in die Tasche griff für die TBA Jahrgang Niederhäuser Hermannshöhle „Freitag“ aus dem Jahrgang 2015 in der 1,5 Liter Flasche Dade Thieriot aus den USA. Bei der traditionellen Weinversteigerung des Verbandes- der Qualitäts- und Prädikatsweingüter (VDP) in der Römerhalle in Bad Kreuznach erhielt der aus Kalifornien angereiste Weinhändler bei 18 000 Euro den Zuschlag für die einzige Magnumflasche, die von diesem Wein versteigert wurde. Zu dieser Summe hinzugerechnet werden muss noch die Mehrwertsteuer und Versteigerungsgebühr, der Endpreis für die Magnum-Flasche liegt also bei 22.491 Euro.  

Auktionator Michael Prinz zu Salm-Salm bei der VDP Weinversteigerung.
Auktionator Michael Prinz zu Salm-Salm.


Bevor zu diesem Sensationspreis der Hammer fiel, erlebten die Besucherinnen und Besucher der Versteigerung ein nervenaufreibendes Bietergefecht um die einzige Flasche TBA-Magnum, die aus dem Weingut Dönnhoff in Oberhausen an der Nahe unter den Hammer kam. Dass es sich hier um einen Ausnahmewein handelt, hatte Auktionator Micheal Prinz zu Salm-Salm bereits vorab betont: Drei international renommierte Weinkritiker hatten den Wein aus dem weltweit hoch gerühmten Naheweingut Dönnhoff vorab mit 100 von 100 möglichen Parker-Punkten bewertet, einer höchst selten vergebenen absoluten Spitzenbewertung.

Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Weingut Dönnhoff bei der VDP Weinversteigerung.
Für 18 000 Euro kam bei der VDP Weinversteigerung eine Magnumflasche der Trockenbeerenauslese aus dem Weingut Dönnhoff unter den Hammer.


Auch die kurz zuvor von Michael Prinz zu Salm-Salm versteigerte halben und ganzen Flaschen der Trockenbeerenauslese aus dem Keller der Winzer Helmut und Cornelius Dönnhoff erzielten sehr hohe Preise. 24 Stück der 0,375 Liter Flaschen Niederhäuser Hermannshöhle „Freitag“ Jahrgang 2015 kamen für 1020 Euro das Stück unter den Hammer, die sechs Flaschen mit 0,75 Liter wurden für 2750 Euro pro Flasche (jeweils zuzüglich MwSt. und Versteigerungsgebühr) versteigert. Nur eine einzige Flasche der TBA in der Magnum (1,5 Liter) kam anschließend in die Versteigerung – und die entwickelte sich dramatisch spannend. Außergewöhnlich: Nach einem ersten mehrminütigen Bietergefecht erhielt einer der vier Weinkommissionäre den Zuschlag für die die TBA-Magnumflasche. „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten . . . und verkauft!“, rief der Auktionator – „. . . und zwar für 6 000 Euro.“

Gespannt verfolgen Weinfreunde, wer bei der Weinversteigerung der VDP, wer den Zuschlag für die erlesenen Weine erhält.
"Zum ersten, zum zweiten, zum dritten . . ." Gespannt verfolgen Weinfreunde, wer bei der Versteigerung des VDP den Zuschlag für die erlesenen Weine erhält.


Doch beim Kommissionär wollte sich über den Zuschlag keine Freude einstellen. Denn der merkte plötzlich, dass er nicht nur einer, sondern zwei Kunden auf seiner Liste stehen hat, die bereits sind, diesen Preis für die Flasche zu zahlen. Was nun? Wie Auktionator Michael Prinz zu Salm-Salm erläuterte, erlaubt es die Auktionsordnung in Fällen wie diesem, das Ausgebot des Postens nochmals zu wiederholen. Gesagt, getan: Nun begann ein Bietergefecht zwischen den zwei interessierten Käufern, die sich wechselseitig in 500 Euro und dann sogar 1000 Euro Schritte zu übertrumpfen versuchten . . . was schließlich dem amerikanischen Weinhändler Dade Thieriot gelang. Für 18 000 Euro erhielt er schließlich den Zuschlag für die Flasche. Die darf er nun für 22.491 Euro aus dem Weingut Dönnhoff mit nach Kalifornien nehmen, denn zu den 18.000 kommen noch die Mehrwertsteuer und Versteigerungsgebühr hinzu.


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Weitere Ergebnisse und Zahlen der VDP Versteigerung 2019

Die teilnehmenden 20 VDP Weingüter aus den Regionen Nahe, Ahr, Rheinhessen und Pfalz schickten zusammen genau 7328 Gebinde Wein (umgerechnet auf 0,75 l-Flaschen) in die Versteigerung 2019 des VDP in der Römerhalle Bad Kreuznach. Inklusive Mehrwertsteuer und Versteigerungsgebühr erzielten diese Weine bei der rund vierstündigen Versteigerung ein Gesamtergebnis in Höhe von knapp über 1,74 Millionen Euro. Der durchschnittliche Flaschenpreis (0,75 l.) liegt bei 237,50 Euro.

Das höchste Einzelergebnis erzielte mit 18.000 Euro (alle Preise soweit nicht anders angegeben ohne MwSt. und Versteigerungsgebühr) die Magnum Trockenbeerenauslese „Freitag“ Jahrgang 2015 aus dem Weingut Dönnhoff. Die halbe Flasche dieses Weines (375 l.) wurde für 1.020 Euro versteigert, die ganze Flasche (0,75 l.) für 2.750 Euro. Ebenfalls hohe Preise erzielte das Naheweingut Dönnhoff mit dem trockenen „Großen Gewächs“ (GG) Jahrgang 2018 aus der Monopollage Brücke: Die Einzelflasche erzielte 200 Euro, die Magnum 410 Euro. Fünf Lose mit zusammen 475 Flaschen schickte das renommierte Weingut in die Versteigerung, am Ende durfte sich Familie über ein Versteigerungsergebnis in Höhe von knapp über 173.000 Euro inklusive MwSt. und Versteigerungsgebühr (ca. 366 Euro pro Flasche im Durchschnitt) freuen.

Übertroffen wurde dieses Gesamtergebnis nur noch vom Weingut Keller aus dem rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim, das ebenfalls exorbitant hohe Preise mit seinen Versteigerungsweinen erzielte:

  • 2016 Morstein „Felix“ Spätburgunder GG: 430 Euro.
  • 2018 Pettenthal Riesling GG: 800 Euro.
  • 2018 Schubertslay Moselriesling Kabinett GG: 550 Euro 0,75 l. Flasche
  • 2018 Schubertslay Moselriesling Kabinett Alte Reben GG: 4.550 Euro 1,5 l. Flasche.

Vier Lose mit zusammen 1086 schickte Winzerfamilie Keller in die Versteigerung und erzielten damit ein Versteigerungsergebnis in Höhe von knapp über 847.000 Euro inklusive MwSt. und Versteigerungsgebühr. Der Durchschnittspreis pro Flasche: knapp über 780 Euro.

Sechs edelsüße Rieslinge in einer der Kisten für die VDP Charity-Versteigerung
Sechs edelsüße Rieslinge in einer der Kisten für die Charity-Versteigerung.


Weitere hohe Einzelergebnisse (ohne MwSt. & Gebühr):

  • Jean Stodden, 2017 Mayschosser Mönchberg Spätburgunder GG: 180 Euro.
  • Wittmann, 2018 „La Borne“ Riesling Alte Reben: 270 Euro.
  • Battenfeld-Spanier, 2018 Zellertal Kreuzberg VDP.Erste Lage: 210 Euro.
  • Emrich-Schönleber, 2018 Auf der Ley Riesling GG: 270 Euro die Magnum und 720 Euro die Doppelmagnum.
  • K.F. Groebe, 2018 Kirchspiel Riesling Kabinett: 410 Euro die Doppelmagnum.
  • Schlossgut Diel, 2018 Burg Layer Schlossberg VDP.Erste Lage: 260 Euro die Doppelmagnum.
  • Schätzel, 2018 Pettenthal Riesling Kabinett GG: 190 Euro die Magnum.
  • Schäfer-Fröhlich, 2017 Bockenauer Felseneck Riesling Beerenauslese: 260 Euro die halbe Flasche.

Charity-Weinkisten in der Versteigerung:
Ebenfalls unter den Hammer kamen bei der Versteigerung 2019 in der Römerhalle drei Charity-Weinkisten zugunsten der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stiftung Kreuznacher Diakonie. Kiste 1 mit sechs trockenen „Großen Gewächsen“ erzielte 750 Euro, Kiste 2 mit sechs edelsüßen Rieslingen in der halben Flasche erzielte 1.500 Euro und Kiste 3 mit acht „Großen Gewächsen“ in der Magnum erlöste 3.000 Euro. Zusammengerechnet 5.250 Euro können die Weingüter der VDP Versteigerung an der Nahe nun für die gute Sache überweisen.

Weitere Besonderheiten der Versteigerung:
Erstmals in der Geschichte der VDP Versteigerung an der Nahe kam in der Römerhalle auch ein Moselwein unter den Hammer, und zwar der Schubertslay Riesling Kabinett Alte Reben GG aus dem rheinhessischen Weingut Keller.
Ebenfalls für eine Premiere sorgte Gut Hermannsberg (Nahe), das erstmals keinen Still- sondern einen Schaumwein in die Versteigerung schickte: den 2013 Kupfergrube Riesling Sekt extra brut GG. Der Sekt wurde für 50 Euro die Flasche (ohne MwSt. & gebühr) versteigert.  


Randnotiz

Anbaugebiet Nahe: Mit 4.200 Hektar (davon 550 klassifiziert nach VDP Statut) ist das Anbaugebiet Nahe nicht gerade groß, jedoch zählt es aufgrund der geologischen Vielfalt seiner Böden fraglos zu den interessantesten Weinbauregionen Deutschlands. Die Weinberge erstrecken sich vom südlichen Rand des Rheinischen Schiefergebirges bis in die Nahe-Seitentäler von Alsenz und Glan. An der Unteren Nahe findet man zwischen Wallhausen und Bingerbrück devonisches Gestein, wie Phyllite, Grünschiefer und Quarzite. Im überwiegenden Teil der Naheregion prägen Sandsteine des Oberrotliegenden den Untergrund. Um Monzingen bestimmt blauer und roter Schiefer die Böden. Zwischen Bad Münster und Schloßböckelheim dominiert Vulkanverwitterung. Die Region ist im Vergleich eher kühl – viele Weinberge haben aber durch Ausrichtung, ihre geschützte Situation und den Einfluss der Nahe ein besonderes – und deutlich wärmeres – Mikroklima.

Rekordverdächtige Bodenvielfalt: Herkunftsbezeichnungen haben im deutschen und im europäischen Weinbau eine lange Tradition und eine große Bedeutung. Auch in Deutschland wird dafür zunehmend der Begriff „Terroir“ verwendet. Die direkte Übersetzung des Wortes aus dem französischen bedeutet „Boden, Erdreich, Ursprung, Herkunft, Lage, Weinberg“. Sie greift zu kurz. Der Begriff steht für die Ganzheit der Wirkungen von natürlichen Standortfaktoren und dem Einfluss des Winzers auf den Stil eines Weines. Er umfasst Standortfaktoren wie die Bodenart, den Wasserhaushalt oder die Zahl der Sonnenscheinstunden, aber auch die Sortenwahl oder spezifische An- und Ausbauverfahren. Terroir bedeutet demnach mehr als Boden. Terroir bedeutet „die Herkunft schmecken“. Der Begriff Terroir wird daher nicht allein für Wein, sondern für eine Vielzahl von Agrarprodukten benutzt.
Aufgrund dieser geologischen Vielfalt nimmt die Nahe eine Sonderstellung ein: Das Weinanbaugebiet hat deutschlandweit die größte Bodenvielfalt und die engräumigsten Wechsel vorzuweisen. Mehr als 180 Bodenvarianten werden vermutet. Quarz und Phorphyr, Melaphyr und Bundsandstein findet man an der mittleren Nahe. Rund um Bad Kreuznach gibt es Verwitterungsböden und Tonüberlagerungen aus Sandstein, Löss und Lehm.

Historie des VDP.Nahe:
An der Nahe waren Weinversteigerungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht weniger verbreitet als in den anderen Regionen im Einzugsbereich des Rheins. Warum sich eine handvoll um Bad Kreuznach herum gelegener Weingüter nicht schon im Gründungsjahr des VDNV, sondern erst im folgenden Jahr 1911 zusammenschlossen und unter dem Namen "Verein der Naturwein-Versteigerer an der Nahe" dem VDNV beitraten, lässt sich derzeit nicht mehr ermitteln.
In seiner heutigen Gestalt bildete sich der VDP.Nahe erst in den siebziger Jahren. Ohne jemals mehr als zehn Mitglieder zu zählen, umfasst „die Nahe“ indes heute auf 550 Hektar die besten Rebflächen des gesamten Anbaugebiets von Monzingen bis an den Rhein. Unter den Regionalverbänden bildet der VDP.Nahe nach den Regionen Mosel-Saar-Ruwer und Rheingau den dritten im Bunde derer, die im Herbst jedes Jahres eine öffentliche Weinversteigerung abhalten. Michael Prinz zu Salm-Salm (Wallhausen) hatte als VDP Präsident zwischen 1990 und 2007 maßgeblichen Anteil an dem Aufschwung des Qualitätsweinbaus in Deutschland und an der weltweiten Renaissance des Rieslings. Auch die vom VDP etablierte Klassifizierung der Ersten Lagen hat Prinz Salm auf den Weg gebracht.

Vorprobe der Versteigerungsweine der VDP Weingüter in der Römerhalle Bad Kreuznach.
Vorprobe der Versteigerungsweine in der Römerhalle Bad Kreuznach.

Fotos: Moderne Topfologie