Kleine Schweinereien für große Genießer: Fermentierte Sweet-Chili-Sauce

fermentierte Sweet-Chili-Sauce

 
08|02|2021   Wer mag sie nicht, diese in Süße gepufferte Würze und Schäfe, die eine gute Sweet-Chili-Sauce auszeichnet. Eine gute! Denn was ich gar nicht mag, sind die meisten Sweet-Chili-Produkte, die bei uns im Supermarktregal zum Kauf angeboten werden. Die sind zumeist viel, viel, viel zu süß, in der Konsistenz viel zu klebrig-glibbrig und zudem noch mit Verdickungs- und Säuerungsmitteln sowie was weiß ich noch für Zusatzstoffen vollgestopft.

Als Stevan Paul vor einigen Wochen in seinem Newsletter ein Rezept für eine fermentierte Chilisauce teilte, war das für mich der Anstoß, in die Eigenproduktion einzusteigen . . . und siehe da: Sweet-Chili-Sauce selbst herzustellen ist wirklich ultra einfach und das Ergebnis Lichtjahre besser als die glitschigen und quabbelsüßen Saucen aus industrieller Produktion. 


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Fermentiert schmeckt's noch besser: Sweet-Chili-Sauce

Das Fermentieren der Chilischotenstücke dauert sieben Tage. Die in dieser Zeit in Schwung kommende mikrobielle oder enzymatische Umwandlung der organischer Stoffe ist dabei relativ dezent und beispielsweise nicht vergleichbar mit dem schwungvollen Angären bei der Wein- oder Biererzeugung. Dass im Glas die Fermentierung in Gang kommt, ist daran erkennbar, dass die festen Zutaten allesamt im oberen Glasbereich verbleiben, während im unteren Bereich nur Flüssigkeit verbleibt. Deutlich aufsteigende Gärbläschen sind in der Angärphase nicht zu erkennen. Du möchtest Dich auf Gärbläschen-Watching begeben? Dann rühre so circa am fünften Tag das Ferment mit einem kleinen Löffel um und schiebe es an der Oberfläche etwas an den Glasrand. Ein Rudel kleiner Gärbläschen sollten sich dann in der Mitte der Oberfläche ansammeln.

Der Chili-Topfologe
Some like it hot . . .

Durch die Vergärung wird der Geschmack der fertigen Chilisauce komplexer. Die Fermentation beginnt mit der Zersetzung der Chilistücke, diese werden weicher, es bilden sich neue Aromastoffe und eine zunächst sehr dezente säuerlich Not kommt hinzu. Je weiter Du die Fermentation zeitlich ausdehnst, desto intensiver wird diese säuerliche Note. Für die hier beschriebene Sweet-Chili-Sauce ist eine Fermentationszeit von 7 Tagen bei Zimmertemperatur (20 °C) vorgesehen. Wer exerimentierfreudig ist, der kann den Ansatz in einer kühleren Umgebung aber auch noch zwischen 7–14 Tage weiter fermentieren lassen, dann aber in einer etwas kühleren Umgebung, zum Beispiel in einem kühlen Keller.

Verschiedene Wege, ein Ziel: Chilisauce ganz nach Deinem Geschmack

 
Die einen mögen es lieber stückig, die anderen eher glatt. Die Konsistenz der Sweet-Chili-Sauce bestimmst Du selbst. Du kannst die fermentierten Chilis in ihrer Flüssigkeit mit einem Stabmixer grob pürieren, oder aber in einem Hochleistungsmixer extrem fein. Wer alle groben Bestandteile entfernen möchte, der püriert grob und streicht dann alles fest durch ein Sieb, so dass alle Häute, Kerne und andere Feststoffe entfernt werden.

Um die für mich optimale Konsistenz (feinwürfelig-stückig) zu erreichen, gehe ich einen anderen Weg. In den meisten Rezepten werden die Chilis (und anderen Zutaten) nur grob geschnitten ins Glas gegeben, dann Fermentiert und anschließen mit dem Stabmixer zerkleiner. Etwas zeitaufwendiger, aber mit Blick auf die Konsistenz und das Mundgefühl besser ist für meinen Geschmack folgende Methode, die ich inzwischen bevorzuge: Alle Zutaten direkt vor dem Fermentieren in sehr kleine Würfel schneiden und hacken. Anschließend Fermentieren und das fertige Produkt dann nur noch sehr, sehr kurz mit dem Stabmixer pürieren – mir reichen für die für mich perfekte Konsistenz zumeist zwei bis maximal drei kurze Stöße mit dem Stabmixer.

Fermentierte Chilisauce
Fermentierte Sweet-Chili-Sauce.

Die fertige Sauce dann an besten auf mehrere kleine Schraub- oder Einmachgläschen aufteilen und im Kühlschrank oder alternativ im kühlen Keller aufbewahren. Dort hält sich die Sweet-Chili-Sauce in ungeöffneten Gläsern einige Monate . . . theoretisch, denn in der Praxis wirst Du die die Sauce wohl viel schneller vertilgt haben.

Rezept für fermentierte Sweet-Chili-Sauce


Zutaten  |  für ca. 250 ml

  • 30 g frischen Ingwer
  • 8 g Knoblauchzehen 
  • 1 Stängel Zitronengras
  • 150 g rote Chili-Pfefferschoten
  • 10 g Salz
  • 150 g Rohrohrzucker*
  • 4 EL Apfelessig*
  • 2 EL dunkle Sojasauce

 

Zubehör



Zubereitung  |  30 Min. plus 7 Tage Fermentationszeit

  1. Ingwer und Knoblauch schälen und in sehr, sehr kleine Würfel schneiden. Vom unteren Ende des Zitronengrases ca. 4 mm abschneiden und die harten Außenblätter entfernen. Vom weichen biegsamen Inneren des Zitronengrases sen unteren hellen Teil in hauchdünne Scheiben schneiden.
  2. Nun Küchen-Handschuhe anziehen. Die Chilischoten waschen und den Stiel abschneiden. Die Schoten mit leichtem Druck auf der Arbeitsfläche rollen, um die Samen zu lockern. Längs aufschneiden und Samen sowie weiße Scheidewände mit einem Messer herauskratzen. Die Schoten ebenfalls in sehr, sehr kleine Würfel schneiden und hacken.
  3. Salz, Rohrzucker, Essig und Sojasauce mischen. Die Chili-, Ingwer-, Knoblauch- und Zitronengrasstücke einrühren. Alles in ein Glas (z. B. Trinkglas oder Einmachglas) geben und mit einem säurebeständigen Gewicht beschweren – das möglichst glatt und bündig aufliegt. Das kann beispielsweise ein zweites Glas sein, in das Du ein paar Steine, Murmeln oder Wasser zum Beschweren gibst. Geeignet sind aber auch ein säurebeständiger Naturstein oder ein kleiner mit Wasser gefüllter und gut verschlossener Gefrierbeutel. Oder Du verwendest gleich spezielle Beschwerungssteine zum Fermentieren, zum Beispiel Fermentiersteine aus Keramik* oder Fermentiergewichte aus Glas*. Das beschwerte Glas bei Zimmertemperatur stehen lassen. Nach circa 3 Tagen bilden sich erste Bläschen zwischen den Gemüsestücken, die Gärung beginnt. Weitere 3–4 Tage bei Zimmertemperatur fermentieren lassen.
  4. Nach sieben Tagen (oder später, siehe Info zur Fermentierungsdauer oben) den Ansatz in einen kleinen Topf umfüllen und ca. 4 Min. sanft und ohne Deckel kochen. In ein hohes Rührgefäß umfüllen und darin 2–3 kurze Stöße mit einem Pürierstab ausführen. In kleine (zuvor sterilisierte) Einmachgläser füllen und im Kühlschrank oder an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahren. Einmal geöffnete Gläsen im Kühlschrank aufbewahren. 
 
Fermentierphase für die Sweet Chili Sauce
Die Sweet-Chili-Sauce in der Fermentier-Phase.


Fermentation - ein Foodtrend


Sauerkraut aus Deutschland oder Kimchi aus Korea – fermentierte Lebensmittel sind weltweit zu finden und es hat sich in den vergangenen Jahren zum Trend entwickelt, selbst Gemüse zu fermentieren. Bereits seit Jahrtausenden nutzen Menschen Mikroorganismen, um Lebensmittel haltbar zu machen. Früher wurden auf diese Weise Vorräte für die Wintermonate angelegt. Meist wird der Begriff Fermentieren im Zusammenhang mit der Konservierung von Lebensmitteln durch Milchsäurevergärung verwendet. Dieses Verfahren hat - so das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) - seinen Ursprung im Orient. Zunächst verbrauchen verschiedene Mikroorganismen den Sauerstoff, sodass sich Milchsäurebakterien verstärkt vermehren und Kohlenhydrate zu Milchsäure vergären können. Im sauren Milieu wachsen andere Keime schlechter, sodass die Lebensmittel länger haltbar sind.

Etwa ein Drittel der bei uns üblichen Lebensmittel ist fermentiert – etwa Sauerteigbrot, Essig, Camembert, Joghurt oder Kefir. Bei der gezielten Gärung entwickeln sie einen einzigartigen Geschmack und werden bekömmlicher. So verschwindet zum Beispiel bei der Sauerkrautherstellung weitestgehend die blähende Wirkung des Kohls. Der Körper wird mit mehr oder anderen Nährstoffen versorgt, da die Lebensmittel nicht erhitzt werden. Allerdings müssen Menschen mit Histamin-Intoleranz vorsichtig sein, da sich bei der Gärung vermehrt Histamin bildet.

Was geschieht bei der milchsauren Vergärung: Verschiedene Mikroorganismen verbrauchen laut BZfE zunächst den Sauerstoff. Das ist eine wichtige Voraussetzung, dass sich die Milchsäurebakterien verstärkt vermehren und ihre "Arbeit" erledigen können: Sie wandeln in der sauerstoffarmen Umgebung die Kohlenhydrate des Gemüses in Milchsäure um. Dabei entsteht Kohlensäure. Bei der Milchsäuregärung sinkt der pH-Wert. Ab einer Konzentration von 0,5 Prozent verhindert Milchsäure, dass Mikroorganismen in dem sauren Milieu (pH-Wert-Absenkung) weiterwachsen können. Das Kochsalz bindet zusätzlich Wasser, so dass Hefen und Schimmelpilze in ihrem Wachstum gehemmt werden. Das Sauerkraut bleibt lange haltbar.

Je nach Gemüseart dauert die Gärung vierzehn Tage bis sechs Wochen. Dann ist ein pH-Wert von 3,8 bis 4,2 erreicht. Der Gärprozess wird durch kurzzeitiges Erhitzen auf 80 Grad Celsius beendet. Prinzipiell eignen sich alle Gemüsearten. Obst kann nicht verwendet werden, da dessen hoher Zuckergehalt zu einer alkoholischen Gärung führen würde.Fermentierten Produkten werden laut BZfE gesundheitsfördernde Wirkungen zugesprochen. So soll ein regelmäßiger Verzehr die Darmflora und das Immunsystem unterstützen sowie bei der Gewichtskontrolle helfen und verschiedenen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden vorbeugen. Allerdings sind die zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht abschließend geklärt, und es besteht nach wie vor großer Forschungsbedarf.

Auch in der eigenen Küche lässt sich Gemüse fermentieren. Besonders geeignet sind dem BZfE zufolge relativ harte Sorten wie Kohl, Möhren, Rettich, Radieschen, Rote Bete oder Sellerie. Damit die Gärung optimal abläuft, braucht es eine gute Küchenhygiene. Das Gemüse muss gründlich gewaschen und zerkleinert werden. Für die Fermentation kann es mit Salz und anderen Gewürzen in große Einmach- oder Schraubgläser gefüllt werden, die vor der Verwendung sterilisiert werden. Der Vergärungsprozess dauert meist einige Wochen und wird genau beobachtet. Auf der Oberfläche bildet sich häufig eine Kahmhefe als graues Häutchen. Sie sollte regelmäßig abgeschöpft werden, damit kein unangenehmer Geschmack entsteht.

 
Mehr kleine Schweinereien für große Genießer


Fotos: Moderne Topfologie - Kai Brückner

Für Weinentdecker: Online-Seminarreihe zu den 13 deutschen Weinregionen

Weingläser in der Gastronomie


13|02|2021   Das Deutsche Weininstitut (DWI) beginnt im März eine neue monatliche Online-Seminarreihe inklusive Weinverkostung zu Deutschlands 13 Weinanbaugebieten. An jedem ersten Donnerstag im Monat können Weinfreunde Neues über die heimischen Weinregionen erfahren, und zwar sowohl in Sachen Wein als auch in Sachen Tourismus. Die interaktive Seminarreihe beginnt am 4. März 2021 um 19 Uhr mit der Ahr und endet im März 2022 mit Württemberg. 
 

Drei regionale Weintypen pro Seminar in der Verkostung

 
Während der 60 bis 90-minütigen Seminare werden unter der fachkundigen Leitung des DWI-Seminarleiters Manuel Bretschi und einem Experten für die Region auch drei Weintypen verkostet, die für das Anbaugebiet stehen. Das können beispielsweise trockene Silvaner aus Franken oder auch regionale Spezialitäten wie ein Gutedel aus Baden sein. Die passenden Weinpakete zu den jeweiligen Regionen können von den Seminar­teilnehmern im Vorfeld bestellt werden, und zwar über www.weinentdecker-werden.de/onlineseminare.
 

Online-Wein-Seminare via Facebook und Oechsle TV

Die Seminare werden kostenlos über Zoom angeboten und parallel auch auf dem Facebook-Kanal „Deutsches Weininstitut“ gestreamt. So haben die Teilnehmer die Möglichkeit, während des gesamten Seminars Fragen an die Moderatoren zu stellen. Wer an dem Livetermin verhindert ist, kann sich die Onlineveranstaltung auch zu einem späteren Zeitpunkt über das DWI-Videoportal Oechsle TV anschauen. 

Interessenten für das erste Onlineseminar zur Ahr am 4. März können sich ab sofort unter www.weinentdecker-werden.de/Ahr anmelden. Als Co-Moderator wird der Ahr-Experte Alexander Kohnen vom International Wine Institute Bad Neuenahr-Ahrweiler über das Tal der Roten Traube informieren.


Weinreben in der Abendsonne


Die Seminarreihe im Überblick:


Ahr, 4. März 2021
Referent: Alexander Kohnen, Geschäftsleitung International Wine Institute Bad Neuenahr-Ahrweiler


Baden, 1. April 2021
Referentin: Christina Hilker, Geschäftsleitung Süd Sommelier-Consult, Sommelière


Franken, 6. Mai 2021
Referent: Sebastian Bordthäuser, Sommelier-Consult


Hessische Bergstraße, 3. Juni 2021
Referent: Götz Drewitz, Weindozent


Mittelrhein, 1. Juli 2021
Referent: Kalle Grundmann, Kultur- und Weinbotschafter, Gästeführer und Naturerlebnisbegleiter


Mosel, 5. August 2021
Referent: Felix Bodmann, Inhaber von die webweinschule.de, Autor des Weinbuches "Weinschule 2.0", Weinblogger "Der Schnutentunker"


Nahe, 2. September 2021
Referent: Stuart Pigott, Journalist, Autor und Weinkritiker


Pfalz, 7. Oktober 2021
Referentin: Stephanie Döring, Sommelière, Weinhändlerin "Weinladen.de"


Rheingau, 4. November 2021
Referentin: Romana Echensperger MW


Rheinhessen , 2. Dezember 2021
'Referentin: Christina Fischer, Sommelière, Inhaberin "Die GENUSS Werkstatt"


Saale-Unstrut, 6. Januar 2022
Referentin: Sandra Warzeschka, Weinbauverband Saale-Unstrut


Sachsen, 3. Februar 2022
Referent: Janek Schumann MW


Württemberg, 3. März 2022
Referent: Christoph Raffelt, www.originalverkorkt.de


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Foto Weingläser: Edward Howell
Foto Weinreben: Tim Mossholder

Entdecke Deine Genussregion! Winteredition 20/21 des Genussregion-Magazins ist erschienen [HEIMATKÜCHE - die Serie]

Genussregion Magazin Winteredition

09|02|2021   Die neuste Ausgabe des Magazins »Genussregion Rhein-Nahe-Hunsrück« für den Winter 2020-2021 ist da! Ab sofort liegt das Magazin zur kostenlosen Mitnahme in den WochenSpiegel-Geschäftsstellen in Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und Simmern bereit. Zudem kannst du es hier als Genussregion-PDF herunterladen.

Winteredition des Genussregion-Magazins 2020/21

 
Die neue 32-Seiten starke Ausgabe des Magazins »Genussregion Rhein-Nahe-Hunsrück« richtet einmal mehr den Blick auf die vielfältigen kulinarischen Schätze sowie Einkaufs- und Erlebnismöglichkeiten, welche die Regionen Nahe, Mittelrhein und Hunsrück für Genießerinnen und Genießer zu bieten hat.
 

Highland-Cattle aus dem Hunsrück

Dazu gehören beispielsweise die schottischen Hochlandrinder, die von Sarah und Ralf Leibmann auf den Höhen des Hunsrück gezüchtet werden. In der Genussmagazin-Reportage wird über die urtümlichen Rinder, die auf dem »Stückerhof« das ganze Jahr auf der Weide verbringen und erst nach drei bis vier Jahren geschlachtet werden, ebenso berichtet wie über die Veredlung der Highland-Cattle-Fleischprodukte.

Schottische Hochlandrinder im Hunsrück


Mit Liebe zu Torte & Co.

In der Winterzeit macht das Kochen und Backen besonders viel Freude. Für das Genussregion Magazin hat sich die Redaktion bei Evelin Blum umgesehen, die mit Leidenschaft backt und Resultate samt Rezept und Fotos auf ihrem Blog "Mit Liebe zur Torte" veröffentlicht. Leserinnen und Leser finden im Magazin zudem zwei Backrezepte, welche die Backbloggerin zur Verfügung gestellt hat.

Kuchen von Backbloggerin Evelin Blum
Kuchenkreation von Backbloggerin Evelin Blum.


Winterküche für Genießer

Du bist noch auf der Suche nach neuen Rezepten für die Winterküche? Kein Problem. Im Magazin werden drei Kochbücher vorgestellt, die sich speziell der Winzerzeit verschrieben haben. „Winterküche“ von Paul Ivic´, „Wintercooking“ von Markus Sämmer und „Hello Snow“ von Julia Cawley, Vera Schäper und Saskia van Deelen. Zusammen bieten die Bücher über 200 Rezepte für eine Winterküche, die Körper und Seele gleichermaßen erwärmt. Mehr über die drei Kochbücher erfährst Du auch hier im Blog im Beitrag Drei Kochbücher – drei Mal Winterküche zum Schwelgen und Genießen.



Let's talk about Sekt, Baby!

Kenner wissen es schon längst: An der Nahe sind nicht nur gute Weine, sondern auch gute Sekte zu finden. Exzellente sogar! So sicherte sich erst vergangene Woche der Rieslingsekt »Twenty Five« aus dem Meddersheimer Wein- und Sektgut Bamberger die höchste Punktzahl aller zum Wettbewerb angestellten Schaumweine. Der Lohn dafür: der Sekt von Heiko und Ute Bamberger darf sich mit dem Titel »Sekt des Jahres 2020« schmücken. Worauf es bei der Erzeugung hochwertiger Schaumweine ankommt, das erläutern in unserem Genussregion-Magazin Kai Maschtschenko und Matthias Schreml, die in Waldlaubersheim an der Nahe eine Sektmanufaktur betreiben. 

Kai Maschtschenko und Matthias Schreml von der SM SektManufaktur
Kai Maschtschenko und Matthias Schreml.

Also: Hol‘ Dir hier das neue Genussregion-Magazin als PDF, denn es gibt darin wieder viel zu entdecken! 

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Alle Teile der Blog-Serie HEIMATKÜCHE findest Du aufgelistet unter der Spezial-Rubrik Heimatküche hier im Blog in der Rubrikenübersicht.

Kägi kocht . . . uns zwar ziemlich gut! Deshalb: Kochbuchbesprechung lesen, Buch kaufen, kochen!


05|02|2021

„Kägi kocht!“
„Ähm, Kägi wer?“
„Na, Richard Kägi!“
„Oooookay . . .“


Den kennst Du nicht, den Richard Kägi? Solltest Du aber kennen . . . lernen! Denn der Rezept-Entwickler und Foodscout kocht richtig gut. Und weil das so ist, lege ich Dir heute das erste Kochbuch des Schweizers ans Herz. Der Titel des 336 Seiten starken Werkes: Na, wie oben schon gesagt: "Kägi kocht".


Kägi kocht! Ähm, Kägi wer . . .?


Vom Richard Kägi hast Du noch nie etwas gehört? Keine Sorge, ging mir bis vor kurzem genauso. Genauer gesagt so ungefähr bis Mitte 2020. Zu diesem Zeitpunkt stieß ich im Internet durch Zufall auf eine Kolumne des Schweizers für die Neue Züricher Zeitung. In der berichtete Kägi von den „unvergesslich feinen Pommes frites“, die er als junger Kerl einst einem kleinen Lokal auf einem Hügel nahe Lucca aß – und wie er 20 Jahre später durch Zufall beim Durchblättern eines Buches auf das Rezept für die von ihm heiß geliebten Toskana Pommes stieß – siehe dazu auch hier im Blog meinen Rezepttext Italian Style Pommes frites mit Kresse-Mayonnaise und Rieslingsekt.

Kägi in seiner heimischen Küche.


Die Kolumne Kägis über seine Fritten-Erweckung war so lebhaft und mitreißend geschrieben, dass mir schnell klar wurde: Über diesen Kägi willst Du mehr erfahren. Und siehe da, Google lieferte mir fix eine Fülle von Informationen. Zum Beispiel, dass der Schweizer seit Jahrzehnten für Globus Delicatessa, dem größten Einzelhändler für beste Produkte in der Schweiz, um die Welt reist, um besondere Lebensmittel und neue Küchen-Preziosen zu entdecken. Dass er leidenschaftlich gerne kocht und Verfassen hunderter Rezepte ist, die er auf der Globus Delicatessa-Website und im eigenen Blog namens Foodscout Richard Kägi veröffentlicht. Dass er auch dort auf ebenso lebhafte wie lehrreiche Art von seinem Leben als Foodscout zu erzählen weiß, wie in seinen zahllosen Kolumnen für die Neue Züricher Zeitung. Dass der einstige Maschinenmechaniker-Lehrling sein Leben offenkundig ganz und gar dem guten Geschmack gewidmet hat . . . und dass er es in seiner Heimat Schweiz damit zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. 
 

"Es gab bei uns immer gerade genug zu essen, manchmal aber nicht sehr viel. So haben wir uns als Kinder oft das Essen von den Tellern des anderen geklaut. (. . .) Ich habe die Küche meiner Mutter geliebt, gerade wegen ihrer Einfachheit"
Richard Kägi
 
In Deutschland hingegen, da ist das Lebenswerk des 62-Jährigen noch relativ unbekannt, was sich durch sein erstes Buch Kägi kocht* nicht nur etwas ändern könnte, sondern unbedingt sollte. Denn was der AT Verlag im Jahr 2020 zusammen mit Richard Kägi, Fotograf Lukas Lienhard und den Gestalterinnen Lea Fischlin und Romy Strasser auf 336 Seiten zwischen zwei Buchdeckel gepresst hat, ist mehr als eine Aneinanderreihung von über 200 Rezepten aus des Feder des Schweizers. Das 1,4 Kilogramm schwere Buch bringt das jahrzehntelange Wirken Kägis auf inhaltlich und optisch beeindruckende Weise zur Geltung, es ist gleichsam die Quintessenz seiner über Jahrzehnte angesammelten Erfahrungen als Foodscout und Rezept-Entwickler, Koch, Genussmensch und Gastgeber. 
 
Richard Kägi mit Berkshire-Schwein.


Kägi kocht . . . aber wie denn nun?

Kägi kocht. Über den Schweizer mit österreichischen Wurzeln, der Maschinenmechaniker, Musikklub-Betreiber und Weinhändler war, bevor er mit Mitte Dreißig sein Leben ganz und gar dem guten Geschmack widmete, bist Du nun in groben Zügen ins Bild gesetzt. Aber wie kocht er denn nun, der Richard Kägi? Nun, ich nehme die Antwort auf diese Frage mal vorneweg und sage: Mit Vorliebe italienisch, insgesamt weltoffen und vor allem immer ganz schön lässig.

„Ich schließe die Augen und versuche, mir die Anzahl Sughi vorzustellen, die in dieser Sekunde auf Italiens Herden ihrer Vollendung entgegenköcheln. Eine Gedanke, der mich glücklich macht. Italia, ti amo!“
Richard Kägi


Dass Kägi eine Vorliebe für die italienische Küche hat, legt bereits ein schnelles Überfliegen seiner Rezepte auf der Globus Delicatessa Rezept-Seite und in seinem Blog nahe. Spaghetti mit Zucchini, Zitrone, confierten Tomaten und Basilikum, Pizza Bianca mit Radicchio und Salami, Pasta mit Guanciale, Chili und Ricotta, Neapolitaner Migliaccio-Griesskuchen, Kürbisrisotto, Pici ai Funghi, Ligurischer Oktopus-Kartoffel-Salat, Brasato all‘ Amarone, Ricottacreme mit Feigen und, und, und . . . hier schlägt ein kulinarisches Herz offensichtlich am rechten italienischen Fleck.

Pasta und Pannacotta-Tarte: Die italienische Küche ist in Kägis Kochbuch allgegenwärtig.

Rezepte wie Elsässer Zwiebeltarte, Normannische Apfeltarte, Madeleines au miel, Salade Niçoise und Tartiflette au Reblochon lassen die französische Küche aufblitzen, noch deutlicher treten beim Überfliegen der Rezepte aber Kägis Ausflüge in die Länderküchen von Asien und Orient (Beispiele: Tarama mit grilliertem Gemüse; Ghana-Lamm-Kebab; Lamm Tagine mit Artischocken) sowie die spielerische Kombination von europäischen und asiatisch-orientalischen Geschmackswelten zutage. So findet bei ihm der italienischer Spargelchicorée mit Kichererbsen und Hokkaido zusammen, die Panna Cotto Tarte erhält einen Kick frischen Ingwer verpasst und der gegrillte Broccoli wird mit Grüntee-Nudeln und Sesam-Nori-Butter kombiniert. Der Röstkürbis erhält durch Yuzu-Joghurt einen Frische-Schub, der Tintenfischsalat wird mit Koriander und Chili, thailändischer Fischsauce und japanischem Senfgrün (Mizuna) bereichert und und Meeresfrüchte mit Gemüse lässt Kägi in einem Kombu Dashi schwimmen. 

Warmer Hummus mit Auberginen und Pistazien.

Wegen dieser gleichermaßen lässigen wie aromatisch durchdachten Kombinationsfreudigkeit erinnern mich speziell diese Rezepte an die moderne australische Küche, die sich unter dem Einfluss von Einwanderern aus aller Herren Länder (China, Naher Osten, Vietnam, Thailand, Italien, Griechenland, Türkei und Libanon ) herausbildete und in der die Speisen und Lebensmittel aus den Herkunftsländern der Einwanderer mit den lokalen Zutaten zu etwas Neuem verschmolzen. Aber auch ein Bezug zur kalifornischen Küche, die ebenfalls Zutaten, Zubereitungen und kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt nutzt und diese in Berührung mit dem California-Spirit kreativ und lässig zu frischen und aromatisch vielschichtigen Gerichten umformt, liegt nicht fern.
 
Glutgerösteter Zwiebelsalat mit Orangen und Limette.

 
Hier schließt sich gewissermaßen auch der Kreis zum starken italienischen Herzschlag von Kägis Küche, denn ebenso wie in Italien spielen auch in der Küche Kaliforniens frisches Gemüse und Obst wie Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini, Avocados und Artischocken, Melonen, Feigen, Limonen, Zitronen und Orangen, aber auch Fische und Meeresfrüchte eine herausragende Rolle.
 
„Ich bin alles andere als ein Pinzettenkoch, der von bloßem Auge kaum sichtbare Kräutlein auf dem Teller arrangiert.“
Richard Kägi


Ein Artikel in den Tiefen des Blog von Richard Kägi bestätigt, was die Klassifizierung seiner Küche anhand der Rezepte nahelegt. Die Kochbuchsammlung des 62-Jährigen ist – wie er an anderer Stelle verrät - Legion. Wie wohl jeder von uns nimmt er einige dieser Bücher nur sehr selten zur Hand, andere stehen schnell greifbar ganz vorne im Regal oder liegen zur wiederholten Lektüre neben dem Bett. Und dann gibt es noch die „großen Inspirationsquellen meiner fast täglichen Arbeit in der Küche“, so Kägi. Welche Bücher seine Küche am stärksten inspirierten und beeinflussten, verrät der Schweizer in einem Blogartikel aus dem Jahr 2017. Und siehe da: Was Kägis Rezepte (wie oben ausgeführt) an „kulinarischer Grundierung“ nahelegen, wird durch die Liste seiner größten Kochbuch-Inspirationsquellen bestätigt. Zwölf Positionen umfasst die Liste, darunter:

  • "Aus Italiens Küchen“ von Marianne Kaltenbach.
  • Die „River Café Kochbücher“ von Ruth Rogers und Rose Gray, Pionierinnen der italienischen Küche in England.
  • „Die klassische italienische Küche“ von Marcella Hazan sowie "A Casa“ von Claudio del Principe.
  • "The Food I love“ von Neil Perry, der als Erfinder der neuen australischen Küche gilt.
  • „Thai Food“ und „Thai Street Food“ von David Thompson sowie „My favourite ingredients“ von Skye Gingell, beide gebürtige Australier.
  • „Gjelina - California Cooking from Venice Beach“ von Travis Lett sowie „The Zuni Café Cookbook“ von Judy Roger, zwei Vertreter der modernen Küche Kaliforniens.


Italien, Australien und Kalifornien . . . , alles im Überfluss da, und alles als kulinarischer Handschlag auch in Richard Kägis eigenem Kochbuch wiederzufinden.



Kägi kocht – das Buch: grandiose Gestaltung, kongeniale Fotos


336 Seiten im Format 21 x 29,5 Zentimeter, in Leinen gebunden, knapp über 1,4 Kilogramm schwer und gefüllt mit über 200 „Rezepten für mehr Geschmack, mit Geschichten und Küchentricks des Foodscouts“, so heißt es im Untertitel von "Kägi kocht": Das erste Kochbuch Kägis, das es unter anderem hier* zu kaufen gibt, ist im Oktober 2020 im AT Verlag erschienen – inzwischen hat es sogar schon die dritte Auflage erreicht. Schon bei ersten Querblättern durch das Buch fällt eines sofort deutlich ins Auge: die ungewöhnliche visuelle und (typo)grafische Aufmachung des Buches, speziell jene der Rezepte. Gleich mehrfach brechen Lea Fischlin und Romy Strasser, die für die visuelle Konzeption verantwortlichen Gestalterinnen, mit Kochbuch-Konventionen. So stellen sie – was für regelmäßige Kochbuchleser zunächst recht irritierend ist – die Rezept-Gliederung regelrecht auf den Kopf.
 
Ganz unter auf der Seite die Zutaten, darüber Kägis Anmerkungen, dann darüber die Zubereitungsschritte sowie Foto und Titel.

 
Erwartungsgemäß sucht das Auge des Lesers die Zutatenliste über der Beschreibung der Zubereitung (oder zumindest links daneben), doch hier baut sich die Rezeptseite sozusagen von unten nach oben auf: Die Rezeptliste steht unten am Fuß der Seite. Dort werden die benötigten Lebensmittel indes nicht einspaltig übereinander, sondern (je nach Anzahl der Zutaten) zwei, drei- oder auch vierspaltig nebeneinander aufgeführt. Über der Zutatenliste folgt dann nach oben hin die Beschreibung der Zubereitung (ohne Spaltenumbruch zumeist über die gesamte Druckseite gezogen) sowie auf halber Seitenhöhe außen der Titel des Rezeptes. Kleinere Fotos zum Rezept werden in dreispaltiger Breite an den Kopf der Seite gestellt. Gesellt sich zum Rezept aber links- oder rechts ein großes ganzseitiges Foto, bleibt in vielen Fällen der obere Teil der Textseite als unbedruckter Leerraum frei. 
 

 
Ebenfalls ungewöhnlich: Die Beschreibung der Zubereitung wird zwar wie konventionell üblich durch Zahlen in einzelne Arbeitsschritte geliefert, hat aber nicht jene Listenform, die der Kochbuchleser erfahrungsgemäß erwartet. Die einzelnen Arbeitsschritte werden ohne jedweden Absatz hintereinander aufgeführt. Was auf den ersten Blick zunächst wie ein lückenlos fortlaufender Text erscheint, offenbart dann beim zweiten Hinschauen eine Binnengliederung. Zwischen den in schwarzer Type gedruckten Arbeitsschritten stehen in einem lichten Grau gedruckte fortlaufende Zahlen, die mit je drei Leerzeichen nach links und rechts vom Text abgesetzt sind.
 
In ebendiesem lichten Grau sind auch die Anmerkungen gehalten, die Richard Kägi seien Leserinnen und Lesern mit auf den Weg gibt. Denn getreu seiner Ansicht, dass „erst Geschichten aus einem Buch – ganz egal ob Kochbuch oder Roman – eine Preziose machen, die man immer und immer wieder lustvoll in die Hand nimmt“, gibt Kägi fast jedem Rezept einige Anmerkungen mit auf den Weg, die man als Einschub zwischen der Zubereitungsbeschreibung und der Zutatenliste findet.

Kägi füllt Pistazieneis-Grundmasse in die Maschine.

Erinnerungen an erste Begegnungen mit besonderen Speisen, Wissenswertes zu Lebensmitteln und Zubereitungsmethoden, kleine Ausflüge in die aromatische Welt und die Variationsmöglichkeiten des Gerichtes: Durch seine Anmerkungen würzt Kägi die Rezepte mit einer persönlichen Note und einen Mehrwert an Lebensmittel und Kochwissen. Über noch mehr „Geschichten“ dürfen sich Leserinnen und Leser dann in der Mitte des Buches freuen, wo auf zwölf Seiten eine Auswahl von NZZ-Kolumnen des Foodscouts und Kochs präsentiert werden. 
 
 
Lukas Lienhard - Fotograf ohne Firlefanz
 

Zweiter Blickfang des Buches sind die Fotos aus der Kamera von Lukas Lienhard. In dem Fotografen hat Kägi, wie er selbst sagt, „einen Bruder im Geiste“ gefunden hat. „Er fotografiert für dieses Buch so, wie ich koche: Geradeheraus, simpel, ohne Firlefanz. Und mit derselben Leidenschaft.“

Zwiebelöl-Zubereitung - ein Rezept aus dem Basics-Kapitel von Kägis Buch.

Entsprechend sind Lienhards Fotos keine überbordenden Bühnenbilder, bei denen man vor lauter Requisiten den Hauptdarsteller, nämlich das Essen, kaum noch wahrnimmt. Im Zentrum stehen stets die Teller ohne viel Firlefanz drumherum. Die Fotos kommen in warmen und gedämpften Tönen ohne hochgezogene Farben und Kontraste daher, die Lichtgebung und -führung auf den Bildern wirkt natürlich und ungekünstelt. Die Speisen sehen so aus, als kämen sie gerade frisch zubereitet aus Kägis Küche, ja, viele Rezeptfotos dokumentieren tatsächlich letzte Handarbeiten Kägis am Essen, und etliche aandere zeigen die Speise sogar, nachdem sich bereits jemand genüsslich mit Gabel oder Löffel darüber hergemacht hat. Denn - so sagt es Kägi selbst - es darf "auch einmal wild aussehen auf dem Teller". Denn das Wesentliche ist für ihn stets der Geschmack. 
 
„Kochen soll uns auch zu Demut führen, der Achtung vor guten Produkten und vor den Menschen, die keine Mühe scheuen, sie für uns herzustellen. Das ist viel wichtiger als mit der Pinzette kunstvoll aufgeschichtete Gerichte auf den Tellern“
Richard Kägi


Richard Lienhard fotografiert Kägis Kreationen ebenso ungeschminkt und firlefanzfrei wie appetitlich. Und so bringen die Bilder optisch das zum Ausdruck, was Kägi in seinen Rezepten textlich verspricht: Keine Küche, aus der "Gerichte kommen, die nur mithilfe eines Raster-Elektronenmikroskopes überhaupt auf dem Teller erkennbar werden" (Kägi), sondern eine stark am (hochwertigen) Produkt orientierte Küche, die in weiten Teilen einfach umzusetzen ist, aber trotzdem zu einem hocharomatischen und geschmackvollen Ergebnis führt.

Pasta mit Zucchini und Salzzitronen.


Kägi kocht, aber was genau denn nun?

 
Über 200 Rezepte hat Richard Kägi in seinem Buch versammelt. Zu finden ist in Kägi kocht* die gesamte Bandbreite an Speisen von herzhaft bis süß, vom kleinen Happen und Salat bis zum Essen für eine Gesellschaft mit 20 Personen. Gegliedert hat Kägi die Fülle von Rezepten nicht nach Jahreszeiten, Menüfolge oder Zubereitungsarten, sondern – was wäre von einem in Lebensmittel vernarrten Foodscout bei genauerem Nachdenken auch anderes zu erwarten gewesen – nach Zutaten, die in seiner Küche eine tragende Rolle und dort nie ausgehen, von Parmesan und Pecorino über Chili, Nüsse, Eier, Auberginen, Kartoffeln und Kürbis bis zu Äpfeln, Birnen und Zitrusfrüchten. In diesen Produktkapitel sind dann alle Arten von Gerichten zu finden, süße und herzhafte, solche mit Fleisch aber auch viele ohne, schnell fertigzustellende und etwas zeitaufwendigere. In vier weiteren Kapitel fasst Kägi Rezepte zu Meeresgetier, Federvieh, Rind und Schwein zusammen, anschließend präsentiert er Rezepte für die große Genießergesellschaft mit 20 Personen, Ein Cocktail-Kapitel schließt das Buch ab.

Nach Zutaten strukturiert Kägi sein Kochbuch.

Bevor es ans Kochen geht, bedarf es der passenden Werkzeuge, weshalb Kägi in Kapitel eins zunächst die WICHTIGSTEN WERKZEUGE in der Küche vorstellt, von den „Must-haves“ bis zu „Nice to have“-Kuchenutensilien. Weiter geht es mit dem laut Kägi wichtigsten Kapitel des Buches, den BASICS. Aromatisierte Butter und Kräuteröle, Saucen und Fonds, Vinaigrette Salsas, Pasten, Aiolis, Eingemachtes, Essenzen und Teige – allein aus dem, was Kägi auf etwas über 60 Seiten an "Basics" präsentiert, ließe sich locker ein eigenständiges Kochbuch erstellen.

Kürbis mit Ingwer, Burrata und Ofentomaten.
 

Es ist ein besonderes Fest und eine Pflicht zugleich, in diesem Kapitel zu Schmökern, denn die hier versammelten Grundzubereitungen und Aroma-Booster sind die „Geheimwaffen jeder schmackhaften Küche“, so Kägi. Unter den "Basics" aufgeführt sind unter anderem Rezepte für Kräuter- und Currybutter, Chili-und Spargelöl, Miso-Yuzu-Aioli, Chimichurri-Salso und Piri-Piri-Sauce, Tomaten-Jam, Harissa, Dashi und asiatische Meisterbrühe, Salzzitronen und Kimchi, geräucherte Tomaten, Vanilleessenz und Lemon Curd, Pasta-und No-Kned-Pizzateig, Hummus und Falafel.

Der gemahlenen Sesampasta TAHINI ist das erste Produkt-Kapitel gewidmet, hier werden unter anderem gerösteter Blumenkohl mit Joghurt-Tashini-Sauce und ein Schokoladen-Tahini-Cake präsentiert. Mit CHILI geht‘s weiter, hier sind zum Beispiel Rezepte für Brokkoli-Steak mit Sweet-Chili-Sauce und für einen gebackenen Blumenkohl nach General Tso zu finden. 

Freude bei meinem "Halt-mal-bitte-das-Kochbuch-Model": In Kägis Buch sind auch viele fleischlose Rezepte zu finden.


Den Milcherzeugnissen MOZZARELLA & BURRATA, RAHM, RICOTTA & MASCARPONE widmet Kägi das nächste Kapitel. Zu lesen gibt es darin unter anderem Rezepte für Pizza Bufala mit Radicchio Rosso und Tomaten, Erbsenrisotto mit Burrata oder Ingwer-Panacotta-Tarte. Weiter geht‘s mit NÜSSEN und Rezepten wie Pistazioeneis mit Basilikum und Olivenöl oder Rhabarber-Galette mit Haselnüssen.

Vanille-Joghurt-Bavarois mit Pistazien.
 
 
Mit PECORINO kocht Kägi unter anderem den Klassiker Spaghetti Casio e Pepe, dem ACETO BALSAMICO widmet Kägi unter anderem ein Rezept für Balsamico-Eis. Im Kapitel EIER präsentiert Kägi beispielsweise pochierte Eier mit Chilibutter, Pavlova mit Früchten und drei verschiedene Schokoladenkuchen.
 
Pancetta-Gruyere-Kartoffel-Tarte.
 
 
Ein Carpaccio zaubert der Schweizer aus AUBERGINEN, aus KARTOFFELN bereitet er unter anderem ein Rösti mit Guanciale und die bereits oben erwähnten Toskana-Pommes-Frites zu. SARDELLEN & KAPERN spielen in den Rezepten für Sphaghetti Strombolana sowie Steinpilzsalat mit weißen Trüffel eine tragende Rolle, den GUANCIALE verarbeitet Kägi zusammen mit Pasta (Paccheri mit Guanciale, Chili und Ricotta) oder Gemüse (Brokkolini mit Guanciale).

Salade niçoise.


Ein Kürbisrisotte sowie ein Röstkürbis mit Yuzu-Joghurt sind unter den Rezepten im Kapitel KÜRBIS zu finden, für die ZITRUSFRÜCHTE lässt Kägi Leckerbissen wie Linguine mit Artischocken und Zitronen, einen über der Glut gerösteten Zwiebelsalat mit Orangen und Limette sowie ein Meyer-Zitronen Sorbet sprechen, ÄPFEL & BIRNEN verarbeitet er zu Olivenölkuchen mit Sauternes-Birnen oder zu einem Apfel-Dom.


Pasta alls Gricia mit Guanciale und Saubohnen.

 
Im Kapitel AUS DEM WASSER tummelt sich allerlei Meeresgetier, so der Red Snapper für eine Zubereitung auf dem Grill oder im Ofen, Thunfisch im Salade Nicoise oder Tintenfisch im Pulpo-Salat vom Grill mit Röstgemüse. FEDERN LASSEN lautet der Titel des nächsten Kapitels, hier verarbeitet Kägi Federvieh unter anderem zu Fried Chicken und zu einem Chicken Bread Salad. 
 
Paccheri all 'Nduja.
 

Die Zubereitung eines perfekten Steaks beschreibt der Schweizer im Kapitel JUNGES RIND & ALTE KUH, zudem macht er mit einem Rezept für Brasato all‘ Amarone den Mund wässrig. SCHWEIN GEHABT! dürfen die Leserinnen und Leser des nächsten Kapitels ausrufen, denn unter diesem Titel hält der Autor zum Beispiel schmackhafte Rezepte wie einen gegrillten Nackenkern (Presa) vom Pata-Nagra-Schwein oder die Pasta alla Salsiccia bereit. 


Für die große Tafel sind die Rezepte im Kapitel GASTGEBER SEIN vorgesehen, denn die aufgeführten Rezepte wie Ceviche de Hamachi con Leche de Tigre oder Kalbskarree mit ofengeschmortem Sellerie sind für 20 Personen kalkuliert. Allerlei COCKTAILS für den Genuss vor oder nach dem Dinner ist das letzte Buchkapitel gewidmet, darin finden sich unter anderem die Mixanleitungen für einen Spencer Pre-Diner-Drink, Maria Chiara Katerdrink, Gin Basil Smash und Yuzu-Sakura.

Fazit: Klare Kaufempfehlung!
 
Kägi kocht . . . und zwar so, dass jeder daran seine Freude haben kann. Rezepte mit einer ellenlangen Zutatenliste und Zubereitungsbeschreibung, die sich über mehrere Seiten hinzieht, sind im ersten Kochbuch des Foodscouts* nicht zu finden. Fast alle Rezepte benötigen nicht mehr als eine halbe Buchseite Platz, etliche sogar deutlich weniger, so dass sogar zwei, drei oder sogar mehr Rezepte auf eine Seite passen. Gute Produkte und Zeit, klar, diese zwei Grundzutaten sind unabdingbar zum guten Kochen mitzubringen. Ansonsten aber gilt: die Zubereitung einer ebenso geschmacksintensiven wie an kleinen Finessen reichen Küche ist kein Zauberwerk. Jahrzehntelange professionelle Kocherfahrungen, eine Armada von extravagante Küchengeräte und Kochfähigkeiten wie ein Sternekoch . . . für eine Küche à la Kägi brauchst Du das alles nicht. Und das beweist der Schweizer mit seinem Kochbuch Kägi kocht* auf ebenso beeindruckende wie (auch für Kochnovizen) nachvollziehbare Weise. Kauftipp! 
 
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Brasato all' Amarone.

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Fotos: Kai Brückner